Porzellan, Champagner & Scherben: Familie von Hake feierte viel
Als man im Frühjahr 2016 am Alten Dorf vorbeispazierte, konnte man zwischen den Mauerresten der alten Wirtschafts- und Stallgebäude die Archäologen buddeln sehen. Zwei Jahre später steht dort das neue Gemeindehaus der evangelischen Kirche, zu Ostern wird es mit einem Gottesdienst eingeweiht. Das Team um Torsten Dressler hat die im Rahmen der baubegleitenden Grabungen gefundenen Schätze aber gesichert und präsentiert.
In der Erde schlummerten echte Schätze
Insgesamt 180 archäologische Funde wurden zusammengetragen. Laut Dressler eine beachtliche Menge, die vermutlich noch größer ausgefallen wäre, wenn man noch tiefer gegangen wäre. Da es sich aber nicht um Forschungsgrabungen gehandelt hat, wurde nur bis zur erforderlichen Eingriffstiefe für den Bau des neuen Gemeindehauses gegraben. Im hinteren Bereich der rund 2.200 Quadratmeter großen Ausgrabungsfläche gab es sogar „urgeschichtliche Funde“. Demnach verdient das Alte Dorf den Namen zu Recht, bereits vor 3.000 Jahren hat am Zehlendorfer Damm reges Leben geherrscht.
Davon zeugen Tonscherben aus der Frühbronzezeit. Auch aus dem Mittelalter war Keramikgeschirr zu finden, zudem ließen sich alte Fahrrinnen nachweisen. Aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammen Feldsteinmauern und ein Brunnen, Ofenkacheln, die Teile einer Armbrust und Skelette von Rindern. Die meisten Funde sind aber aus der früheren Zeit, von etwa 1830 bis zum Zweiten Weltkrieg, als das Gutshaus der Familie von Hake, Ställe, mehrere Wirtschaftsgebäude und die Alte Hakeburg noch gestanden haben. Der Gutshof wurde 1941 durch eine Brandbombe komplett zerstört. In zwei großen Müllgruben fand man englisches Porzellan aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. „Die von Hakes müssen viele Partys gefeiert haben“, vermutet Dressler. Denn neben dem Geschirr verschiedener großer Firmen wie etwa Villeroy & Boch wurden auch Reste von Bierkrügen aus Berliner Brauereien, Champagner- und Likörflaschen und Flaschen von Danziger Goldwasser gefunden.
Dass sich die vier Zeitperioden so gut nachweisen lassen, liegt laut Dressler daran, dass man in früherer Zeit alte Straßen oder Mauern einfach überschüttet und darüber neue gebaut hat. Einzig für eine sechs mal viereinhalb Meter große Steinfläche in Form einer Acht gibt es keine eindeutige Erklärung. Es könne sich dort ein Heizkessel befunden haben, bei der Größe eher noch ein Heizhaus. Am wahrscheinlichsten ist für den Archäologen darum eine Zucker- und Kartoffelsiederei. Zwar gebe es nicht viele Zeugnisse über diese seltene Art der Siederei, aber die Abflussrinnen hin zum Zehlendorfer Damm und zur anderen Seite könnten so am besten erklärt werden. Eine ausführliche Dokumentation über die bisherigen Ausgrabungen will Torsten Dressler im März vorlegen, zudem regte er eine Ausstellung im neuen Gemeindehaus an.
Text: neb / Bilder: Verlag / Historisches Bild: ®Heimatverein Kleinmachnow