Berlin

Schlaganfall: Herzspezialist begrüßt neue Leitlinien zur Vorsorge

Bei einem Viertel aller Menschen verschließt sich die angeborene Öffnung (PFO) zwischen rechtem und linkem Herzvorhof nicht vollständig nach der Geburt. Folge: erhöhtes Risiko, dass ein Blutgerinnsel über diese Verbindung in das Gehirn gelangt, dort ein Blutgefäß verstopft und einen Schlaganfall auslöst. Insbesondere bei Menschen zwischen 16 und 60 Jahren, bei denen keine anderen Risiken bestehen, kommt es ohne sonstige Ursache in etwa bei 20 Prozent zu einem Schlaganfall. Bisher bestand die Therapie darin, Medikamente zur Verdünnung des Blutes einzusetzen.

Fraglich war in der Vergangenheit, ob ein minimalinvasiver Eingriff zum Verschluss der angeborenen Verbindung zwischen rechten und linken Herzvorhof (Foramen ovale, PFO) das Risiko für einen Schlaganfall deutlicher senken kann als die Therapie mit Blutverdünnern. Die gemeinsam von den beteiligten Fachgesellschaften kürzlich veröffentlichte Leitlinie bestätigt nun diese Annahme. Prof. Dr. med. Cemil Özcelik, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I Kardiologie im Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf, befürwortet das ausdrücklich.

Verschluss senkt Risiko um 75 Prozent

„In die neue Leitlinie sind zuletzt weitere Studien eingegangen mit dem Resultat, das PFO bei der genannten Patientengruppe mittels eines Schirmchens zu verschließen. Das senke signifikant die Gefahr, dass die Betroffenen erneut einen Schlaganfall erleiden. Es freut uns sehr, dass dieses Vorgehen nun zu den anerkannten Therapien gehört. Es ist aus unserer Sicht besonders wirksam, einen Schlaganfall zu vermeiden und reduziert ganz erheblich das Risiko für starke Blutungen, das bei der Einnahme von Blutverdünnern auch stets besteht“, betont Chefkardiologe Prof. Dr. Özcelik. In den hochmodernen Herzkatheterlaboren seiner Klinik zählt der Eingriff zum Therapiespektrum. In lokaler Betäubung wird dabei ein dünner Draht (Katheter) über die Vene der Leiste bis zum Herzen vorgeschoben und eine Art Schirm platziert, der die angeborene krankhafte Öffnung zwischen den Vorhöfen abdichtet.

Einer solchen Behandlung solle gemäß Leitlinie eine gründliche Untersuchung durch einen Neurologen und Kardiologen vorausgehen, um genau zu überprüfen, ob der minimalinvasive Eingriff angezeigt ist. Risiken wie Lungenembolie oder Vorhofflimmern seien selten.

Die zitierte S2e-Leitlinie unter dem Titel „Kryptogener Schlaganfall und offenes Foramen ovale“ ist gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft (DSG) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) Mitte August 2018 herausgegeben worden. Den ausführlichen Katalog zur neuen Leitlinie finden Sie hier.

 

Text: Helios Klinikum Emil von Behring; Foto: Thomas Oberländer/ Helios Kliniken GmbH