KleinmachnowKultur

Kleinmachnower Zeitzeugen präsentiert

Anlässlich des 100. Geburtstages der Gemeinde Kleinmachnow und auf dem Weg zum künftigen Kleinmachnow-Museum wurden im Rahmen eines „Langen Filmwochenendes“ auf der großen Leinwand und auf kleineren Bildschirmen die neuen Zeitzeugen-Filme präsentiert. Regisseur Hans Schimkönig stellte 16 Porträts vor, in denen er Kleinmachnower „Urgesteine“ und bekannte Persönlichkeiten zu Wort kommen ließ. Eine spannende und aufschlussreiche Reise durch Geschichte und Gegenwart.

Bereits während der Ausstellung „Wurzeln“ im Jahr 2017 wurden die ersten Zeitzeugenfilme gezeigt und stießen auf großes Interesse. Regisseur Hans Schimkönig, der an der Filmhochschule Babelsberg studierte und seit 2004 in Kleinmachnow wohnt, hat sein zeitaufwändiges und ambitioniertes Projekt seitdem mit großer Ausdauer weiterverfolgt. Besonders hat ihn berührt, dass sich auch diejenigen, die früher in der SED oder anderen Organen der DDR engagiert waren, im Gespräch öffneten. Insofern war es wohl doch eine gute Idee von Bürgermeister Grubert, dass er darauf bestand, dass in den Filmen unbedingt „Kleinmachnower Urgesteine“ zu Wort kommen müssten.

Auch für die „Filmstars“ selbst war es ein spannendes und manchmal auch etwas anstrengendes Abenteuer. Josef Schöwel (Jahrgang 1930), der nach seiner Vertreibung aus dem Sudetenland die ehemalige Schlossgärtnerei am alten Dorfkern übernahm und dann jahrzehntelang betrieb, war mit seinem Enkel zur Premiere erschienen. Trotz gesundheitlicher Probleme genoss er den Abend sichtlich und berichtete von den aufregenden Dreharbeite.

Harald Kretzschmar, bekannter Karikaturist und Publizist, schätzte an dem Filmprojekt besonders, „dass man manche Dinge richtigstellen konnte“. Für ihn ist es sehr wichtig, dass die Lebensläufe und früheren Aktivitäten der Protagonisten vorurteilsfrei und im gesellschaftspolitischen Kontext dargestellt werden. Das trifft ebenso auf andere Zeitzeugen zu, zum Beispiel den früheren Bürgermeister Kleinmachnows (1990-1994), Dr. Klaus Nitzsche. Seine Lebensgeschichte klingt teils fast wie ein James Bond – Abenteuer. Nach dem Studium arbeitete er in Moskau an genau jenem Institut, wo auch die russische Atombombe entwickelt wurde – und nicht nur das: seine Bekanntschaft mit einem Amerikaner (wie sich herausstellte, ein CIA-Agent) und seine guten Sprachkenntnisse in Russisch und Englisch hätten fast dazu geführt, dass er von der Stasi als Doppelagent eingesetzt worden wäre. Zurück in Kleinmachnow und viele Jahre später konnte er nach der Wende dann eine ganz andere Fähigkeit anwenden: hart Verhandeln und das Beste herausholen – so konnte er als SPD-Bürgermeister unter anderem den Verkauf des Bannwalds verhindern.

Genau solche biografischen Wendungen, subjektiven Erlebnisse und unerwarteten Brüche in den Lebensgeschichten machen es so spannend, die Filme anzuschauen und auf sich wirken zu lassen. Dabei braucht es zwar „viel Sitzfleisch“, wie Bürgermeister Michael Grubert ausdrückte, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich darauf einzulassen, besonders weil man merkt, wie respektvoll mit den Protagonisten umgegangen wurde und welchen Gewinn man aus der Multiperspektivität der unterschiedlichen Persönlichkeiten ziehen kann. Wer sich die überaus sehenswerten Filme nicht während des „Langen Filmwochenendes“ anschauen konnte, wird im Kleinmachnow-Museum dazu Gelegenheit erhalten, wo die Erinnerungen der Zeitzeugen für die Zukunft bewahrt und für alle Besucher zugänglich gemacht werden.

Foto: Regisseur Hans Schimkönig mit einigen Zeitzeugen vor dem zukünftigen Kleinmachnow-Museum im Jägerstieg

Text: KP/ Fotos: MK