BerlinKultur

„Berlin-Farbdias aus den 40ern“

Von Volkert Neef

Michael Sobotta (geb. 1949) ist leidenschaftlicher Sammler von historischen Farbdias. Der erfolgreiche Autor zur Berliner Stadtgeschichte präsentiert hält für Geschichtsbegeisterte  die passende Überraschung bereit: sein Werk „Berlin-Farbdias aus den 40ern“.

Michael Sobotta, bis zu seinem Ruhestand Mitarbeiter bei der Bundesdruckerei, hat bereits zahlreiche Bildbände zur Berliner Stadtgeschichte veröffentlicht. Im Oktober 2020 erschien im Erfurter Sutton Verlag mit „Berlin-Farbdias aus den 40ern“ sein nächstes Werk: Hier präsentiert Sobotta knapp 160, bisher unveröffentlichte Bilder damaliger Freizeitfotografen.

Straßenszene in der Rosenthaler Straße

Sehr seltene Aufnahmen von ersten Bombenschäden sind ebenso zu sehen wie Schnappschüsse aus der Nachkriegszeit: Das menschenleere Berlin bei Nacht ist eine beeindruckende Mahnung! Menschen verbrachten ihre Nächte im Bunker, manche Prachtstraße war reichlich beflaggt mit der Hakenkreuzfahne, dem allgegenwärtigen Symbol des „Dritten Reichs“. Das falsche, massenhafte Hurra-Schreien für Hitler und dessen Größenwahn auf ebendiesen Prachtalleen führte schließlich zum Krieg und letztlich zum Überlebenskampf in Bunkern und Kellern.

Der Neptunbrunnen an seinem alten Standort in der Nähe des damaligen Stadtschlosses. Erst seit 1969 befindet er sich zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche am Alexanderplatz.

Viele Gebäude, die in Sobottas Werk präsentiert werden, wurden im Krieg zerstört und existieren längt nicht mehr. Wer einige Gebäude oder Plätze noch aus Kindertagen kennt und heute vergebens in der Bundeshauptstadt sucht, fühlt sich wehmütig an das „Berlin von gestern“ erinnert. So ist die im Ortsteil Friedenau gelegene und knapp 1,7 Kilometer lange Rheinstraße im Buch ebenfalls als Farbdia zu sehen. Darüber sprach die Redaktion mit dem Steglitz-Zehlendorfer FDP-Politiker Thomas Seerig. Der Liberale gehört dem Berliner Abgeordnetenhaus an und ist Mitglied des Parlamentspräsidiums.

Blick in die Rheinstraße (Berlin-Friedenau)

„Ich freue mich immer, wenn ich in solchen Bildbänden blättern kann, um das heutige Straßenbild mit der Vergangenheit zu vergleichen. Dies gilt natürlich besonders, wenn dabei eigene Erinnerungen aufgefrischt werden, wie zur Rheinstraße in den Sechzigern des 20. Jahrhunderts. Ich bin nicht nur in Friedenau quasi in Sichtweite der Rheinstraße aufgewachsen, sondern habe Ende der Neunziger sogar dort gewohnt“, berichtet Seerig.

Ob ganz persönliche Erinnerungen oder einfache Freude an den einzigartigen, anmutigen Farbaufnahmen: Man erlebt das einzigartige Stadtbild der Millionenstadt Berlin von einst – bevor und während der Krieg die Stadt heimsuchte und in den schweren Jahren der Nachkriegszeit. Einer erst lachenden, heiteren Stadt, später einer zerstörten Metropole mit Menschen, die unter Ernährungsmangel und medizinischer Unterversorgung leiden.

Ausflugsstimmung am Schildhorn (Grunewald, östliches Havelufer)

Auf Geschichts- und Berlinbegeisterte wartet mit Sobottas Bildband quasi eine „Pflichtlektüre“: Das vom Sutton Verlag Erfurt herausgegebene Werk „Berlin-Farbdias aus den 40ern“ umfasst 168 Seiten und kostet im deutschen Buchhandel 29,99 Euro (ISBN: 9-7-83-963-032-561)

Bilder: Archiv Michael Sobotta