Gespräch mit dem Belgischen Botschafter
Das Königreich Belgien, Deutschlands Nachbar im Westen, hat rund 11,5 Millionen Einwohner und verfügt über eine Fläche von 30.500 Quadratkilometern. Im föderalen Staat werden drei Sprachen gesprochen. Im Norden, wo die Flamen zu Hause sind, spricht man Niederländisch. In der im Süden gelegenen Wallonischen Region wird Französisch gesprochen. Im Osten des Landes, also in der Stadt Eupen und deren Umgebung, ist Deutsch die Amtssprache. In der Hauptstadt Brüssel sind offiziell Französisch und Niederländisch die Amtssprachen. Das Königreich Belgien wird in Deutschland durch Seine Exzellenz Herrn Botschafter Ghislain D`hoop diplomatisch repräsentiert. Der Botschafter wies daraufhin, dass „eine Vielfalt an Sprachen eine Bereicherung ist. Das kennt man ja auch beispielsweise aus der Schweiz, wo man in bestimmten Gegenden Italienisch oder Deutsch oder Französisch oder Rätoromanisch spricht.“ Aus dem EU-Land Italien ist ja „auch bekannt, dass in Südtirol neben Italienisch Deutsch offiziell Amtssprache ist.“ In Belgien spielt die Deutsche Sprache nur für die bereits erwähnte Stadt Eupen eine Bedeutung. Einwohnermäßig sind das um die 100.000 Bürgerinnen und Bürger. Die de facto sich daraus ergebende Zweisprachigkeit des Landes „hat sich im Laufe der Zeit sehr bewährt und sich überdies als sehr praktisch erwiesen.“ Dazu ein ganz konkretes Beispiel: Beim „Eurovision Song Contest“ (ESC), dem europäischen Schlager-Wettbewerb, findet zwischen den Wallonen und Flamen ein Wechsel statt. War in diesem Jahr ein Sänger oder eine Musikband aus Wallonien der belgische Vertreter beim ESC, ist es im nächsten Jahr ein Künstler aus der Region der Flamen. Ob dieser Sänger dann in niederländischer oder französischer oder englischer Sprache singen wird, bleibt einzig und allein ihm überlassen. Das einzige was wichtig ist: Die Region muss im betreffenden Jahr am Zuge sein. Wirtschaftlich steht Belgien in der EU und weltweit sehr gut da. „Der Hafen von Antwerpen ist von ganz großer Bedeutung für unser Land, aber auch für unsere Nachbarländer Niederlande und Deutschland. Die meisten in Deutschland verzehrten Bananen werden in Antwerpen gelöscht.“ Die belgische Seehafenstadt Antwerpen weist knapp über eine halbe Million Einwohner auf und ist nach Brüssel die zweitgrößte des Landes. Ihr deutscher Name ist Antorf, der französische lautet Anvers. Der Hafen ist der Zweitgrößte in Europa. Seine Gesamtfläche beträgt 153 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Das Fürstentum Liechtenstein kommt auf eine Gesamtfläche von 160 Quadratkilometern.
Im Jahre 2014 betrug die Umschlagmenge im Antwerpener Hafen rund 200 Millionen Tonnen. 9 Millionen Container schlug man hier um. Es gibt bekanntermaßen ja zahlreiche Güter, die nicht in Containern transportiert werden. Das trifft beispielsweise auf Rohöl, Kohle, Stahl und Autos zu. Das belgische Antwerpen gilt als größter Hafen für Stückgut weltweit. Mitte 1980 waren nur 15 Prozent aller umgeschlagenen Güter Container, heute sind es 50 Prozent. In der gesamten Welt belegt dieser belgische Hafen den 17. Rang aller Häfen, was sein Ausmaß und seine Umschlagleistungen betrifft. Über 1.100 Kilometer Eisenbahngleise dienen zur An- und Abfuhr der Güter. Jeder einzelne Liegeplatz für die Schiffe aus aller Welt kann mindestens zwei Bahngleise aufweisen, mancher Liegeplatz sogar bis zu fünf Bahngleise. Mit bis zu 19.000 Containern kann ein Schiff beladen werden, das Antwerpen anläuft oder verlässt. Die größten Schiffe weisen eine Länge von 400 Metern auf. Der Wassertiefgang beträgt hier 15 Meter. Da man die Gezeiten, also das Spiel von Ebbe und Flut, berücksichtigen muss, gilt für die internationale Seeschifffahrt die Pflicht, Lotsen an Bord zu nehmen. Antwerpen ist noch für eines bekannt: Hier werden diskret Diamanten gehandelt und auch verarbeitet. Die deutsche scherzhafte Bezeichnung ARD hat nichts mit den TV-Sendern im Ersten Programm zu tun, wenn in Antwerpen von der ARD die Rede ist. Dann heißt es ohne Wenn und Aber: „Antwerpens Reichtum: Diamanten.“ Der Botschafter betont auch, neben Städtereisen nach Brüssel, Antwerpen, Gent, Genk, Lüttich, Bouillon, Mons und das historische Waterloo sind die Ardennen und die Nordseeregion hochinteressant. Nur in Belgien kann man weltweit einen doppelten Spa-Urlaub genießen. Die in der Provinz Lüttich gelegene belgische Stadt Spa mit ihren rund 10.500 Einwohnern gab einem wunderbaren Erholungs- und Schönheitskonzept den Namen. Die ITB findet vom 8. bis zum 12. März statt. Die ersten drei Tage sind den Fachbesuchern vorbehalten. Wer sich beispielsweise für einen Besuch in Brüssel, die Metropole der EU, interessiert, wird in Halle 10.2 am Stand 103 bestens informiert. Dort befindet sich der Stand von „Visit Brussels.“ An dieser Stelle bedanken wir uns nochmals bei Seiner Exzellenz, dem Belgischen Botschafter, für das Gespräch.
Text: Uwe Venter/Foto: VTN