Stahnsdorf

Nach Eklat um Beisetzung in Stahnsdorf: Neuaufstellung von Friedlaender-Grabstein geplant

Nach der Beisetzung eines Holocaust-Leugners in der aufgelösten Grabstelle des Musikwissenschaftlers Max Friedlaender wird nun die Neuaufstellung des Grabsteins geplant, um einen Gedenkort für den Forscher jüdischer Herkunft zu schaffen.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) plant auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf nach Gesprächen mit seinen Nachfahren eine Neuaufstellung des Grabsteins des Musikwissenschaftlers Max Friedlaender. Die historische Aufarbeitung seines Lebens soll durch das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) in Potsdam erfolgen.

„Mit der Neuaufstellung des Grabsteins an zentraler Stelle auf dem Kirchhof wollen wir ein ehrendes Gedenken für Max Friedlaender bewahren“, sagt Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. „In Zukunft soll ein Gedenkort mit Stele sein Leben und Werk würdigen. All das geschieht in enger Abstimmung mit den Nachfahren von Max Friedlaender. Ich bin dankbar für ihr klares Votum und den gemeinsamen Austausch. Mit ihnen haben wir entschieden, dass wir von einer Urnenumbettung absehen.“ Der Grabstein wird zurzeit für seinen neuen zentralen Standort aufgearbeitet.

Infolge der Berichterstattung über die Beisetzung des Holocaustleugners Henry Hafenmayer auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf nahmen die Nachfahren von Max Friedlaender mit der EKBO Kontakt auf. Gemeinsam mit ihnen stimmt die Leitung der evangelischen Landeskirche seither das weitere Vorgehen ab.

Max Friedlaender: Musikwissenschaftler, Geheimer Regierungsrat, seit 1903 Professor in Berlin, bedeutender Volksliedforscher; 12.10.1852 Brieg / Schlesien – 2.5.1934 Berlin. Porträt. Foto, undat., um 1925.; Bildrechte: Bildarchiv Pisarek / akg-images

„Durch die Neuaufstellung des Grabsteins von Max Friedlaender (evangelisch-lutherischen Glaubens, jüdischer Herkunft, 1852–1934) vonseiten der EKBO wird ein Gedenkort an zentraler Stelle auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf geschaffen. Dadurch soll seine bedeutende Leistung als Musikwissenschaftler angemessen gewürdigt werden. Hierzu gehört insbesondere die Erforschung des Lebens von Franz Schubert durch Professor Max Friedlaender. Auf unsere Initiative hin wird darüber hinaus für seine 1943 in Auschwitz ermordete Nichte Käte Friedlaender (evangelisch-lutherischen Glaubens, Englischlehrerin, 1891 geboren) Anfang 2022 an ihrem letzten ,Wohnort´ in Berlin durch uns und die Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin ein Stolperstein verlegt. Sie lebte am Ende in einem – von den Nazis aufgezwungenen – sogenannten ,Judenhaus´. Dies zum Gedächtnis und zur Mahnung gegen das Wegsehen, gegen Ignoranz, Ausgrenzung, Menschenverachtung, Hass und Gewalt“, so die Nachfahren Friedländers in einer von der EKBO veröffentlichten Stellungnahme. Diese würden darauf hinweisen, sich nicht weiter öffenlich äußern zu wollen und bäten darum, von Nachfragen abzusehen. PM/ph