Wenn Kinder kleine Spiel-Magneten verschlucken: Schnell Hilfe beim Kindergastroenterologen suchen
Buntes, spannendes Kinderspielzeug kann an den ungewöhnlichsten Orten landen: unter dem Fußabtreter, im Planschbecken oder im Magen – dann wird es gefährlich. Doch dann sind die kleinen Entdecker bei der Kindergastroenterologie des Helios-Klinikums in Berlin-Zehlendorf in den richtigen Händen.
„Messer, Schere, Feuer, Licht – sind für kleine Kinder nicht.“ Spiel-Magneten allerdings auch nicht: Der alte Kinderreim sollte heutzutage idealerweise um diesen Aspekt ergänzt werden. Denn wenn die kleinen Magneten verschluckt werden, ist das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Der 5-jährige Lev und seine Eltern haben diese Erfahrung machen müssen. Professionelle und schnelle Hilfe bekam die Familie in der Kindergastroenterologie um Oberarzt Dr. Markus Schmitt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf.
Lev ist schon ein richtig großer Junge und ein toller großer Bruder für Noah! Er weiß, dass er auch Vorbild ist und deswegen nicht alles machen darf. Aber auch ein 5-Jähriger kann nicht alles perfekt machen. So hat er letztens kleine Kügelchen in den Mund gesteckt und heruntergeschluckt, obwohl seine Mama ihm erklärt hat, warum er das nicht machen darf. „Jeden Abend leere ich mit ihm die Hosentaschen, denn Lev geht gern auf Schatzsuche,“ sagt Levs Mutter Xenia augenzwinkernd. Die kleinen, farbigen Kügelchen, die er entdeckt hatte, und die wie eine Perlenkette aneinanderhingen, sahen aber wohl einfach zu schön aus, so dass Lev diesen Schatz nicht hergeben wollte. So landeten sie in seinem Bauch. Vor dem Schlafengehen beichtete er seiner Mama aber, und nachdem er ihr einen kleinen Rest der Perlen zeigte, die er nicht geschluckt hat, waren seine Eltern, Ruben und Xenia, alarmiert: Es waren winzige Magnetkügelchen zum Spielen. Sie riefen in einem Giftinformationszentrum an und schnell war klar: Lev muss als Notfall sofort ins Krankenhaus, und sie fuhren ins Helios-Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf.
Spiel-Magneten nicht unterschätzen
Warum die winzigen Magneten so gefährlich sein können, erklärt der dortige Kindergastroenterologe Dr. Markus Schmitt: „Wenn es nur ein Kügelchen gewesen wäre, wäre es nicht so schlimm gewesen. Da es aber mehrere waren, die durch ihre magnetische Anziehungskraft aneinanderhafteten, hätten sie quasi als ein Klumpen in den Darmschlingen hängen bleiben können. Das wiederum hätte den Weitertransport im Darm verhindert und die Magnete könnten nicht mehr ausgeschieden werden.“ Es kann sogar noch schlimmer kommen, weiß der Kinderarzt: „Durch den Druck der Magnete wird die Darmschleimhaut an dieser Körperstelle nicht mehr durchblutet. Dadurch sterben Zellen ab. Der Darm kann sogar perforieren, das heißt es entsteht ein Loch zwischen Darminnenseite und freier Bauchhöhle. Das ist dann lebensbedrohlich!“
In so einer Situation war Lev aber noch lange nicht, denn seine Familie hat alles richtig gemacht: Lev hat seinen Eltern alles offen erzählt, die verunsicherten Eltern haben sich direkt informiert und erfahren, dass medizinische Hilfe erforderlich ist. „So kamen wir gegen 21:00 Uhr im Klinikum in Zehlendorf an und haben dort eine super professionelle sowie menschliche Betreuung und Behandlung erfahren. Uns wurde alles top erklärt und wir fühlten uns richtig gut abgeholt. Auch Lev wurde kindgerecht informiert. Am Ende ging alles ganz schnell …“
Kleiner endoskopischer Eingriff = große Wirkung
So war es: Das Röntgenbild zeigte, dass Lev sechs Magnetkügelchen im Magen hatte. Dr. Schmitt sprach mit dem Kollegen der Anästhesie und Lev erhielt eine Vollnarkose. Dann kam das Endoskopie-Team zum Einsatz, die das Endoskop – also einen langen biegsamen Gummischlauch mit einer kleinen Kamera am vorderen Ende, die Bilder aus dem Körperinneren übertragen kann – über Mund und Speiseröhre in den Magen schoben. Trotz der Speisereste, die Lev vom Abendessen noch im Magen hatte, konnten die Magnetkügelchen schnell mit Hilfe des Endoskops, das selbst leicht magnetisch ist, gefunden, angezogen und herausgeholt werden. „Auch, wenn der Eingriff etwas rabiat klingt, hat Lev von der Behandlung nichts gemerkt“, so Schmitt. „Da war der Pieks für den intravenösen Zugang, der mit einer Blutentnahme vergleichbar ist, das unangenehmste für ihn.“ Lev blieb mit seiner Mama noch zur Sicherheit über Nacht im Krankenhaus und am nächsten Morgen ging es für sie schon wieder nach Hause.
Was bleibt nach dieser Erfahrung?
Xenia und Ruben schauen einmal mehr in den Taschen nach Levs „Schätzen“ und sprechen ihn noch gezielter an. „Wir gehen dabei einen Mittelweg zwischen Kontrolle und Vertrauen – denn wir wollen unsere Kinder vor Gefahren beschützen, jedoch zugleich Lev und Noah bestmöglich und ohne Angst eigene Erfahrungen sammeln lassen.“ Auch das wissen sie heute: „Wenn uns heute jemand sagt – ganz egal, um was für ein Thema es sich handelt – ,Mein Kind macht so etwas nicht!‘, dann lächeln wir nur still in uns hinein. Wir dachten auch so, nun wissen wir es besser.“ Aus diesem Grund wünscht sich Levs Familie mehr Aufklärung – sowohl für Eltern als auch für Kinder, denn wenn sich die Eltern der Gefahr bewusst sind, können sie diese umgehen und zugleich die Kinder für die Gefahren sensibilisieren. Xenia und Ruben wussten vorher auch nichts von der Gefahr, die von Spiele-Magneten ausgehen kann. Kindergastroenterologe Schmitt ergänzt: „Die Magneten waren für Lev wirklich gemein, denn sie sehen aus wie kleine essbare Zuckerperlen. Meines Erachtens ist das kein Spielzeug für Kinder.“ Sein abschließender Rat: „Wenn Kinder etwas verschlucken, sollten sich Eltern immer kinderärztlichen Rat holen. Neben Spiel-Magneten sind auch Knopfzellbatterien besonders gefährlich, da selbst die kleinste dieser Batterien durch einen Reststromfluss ein Loch in die Speiseröhre brennen kann. Hier sollte bei Verdacht immer ein Röntgenbild erstellt werden.“ PM
Titelbild: Dirk Pagels