ForschungPotsdam-MittelmarkTeltowWirtschaft

Forschung und Innovation im SEE:LAB

Impfstoffe auf Peptidbasis, elektrochemische Miniatursensoren, Lebensmittel auf Algen-Grundlage: Das Forschungsspektrum der Start-ups im SEE:LAB in Teltow-Seehof ist breit gefächert. Sie alle finden in diesem neuen Hightech-Gebäude ideale Bedingungen vor, um ihre Forschungsvorhaben zu realisieren und auf den Markt zu bringen.

Der Innenhof bietet Platz zur Pausengestaltung.

Es ist erst ein paar Monate her, seit das SEE:LAB-Gebäude in Teltow-Seehof eröffnet wurde. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, Landrat Marko Köhler, Bürgermeister Thomas Schmidt und viele andere geladene Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. Mittlerweile läuft der reguläre Betrieb allmählich an, 50 Prozent der Fläche sind vermietet, aber manches steht noch auf Anfang: Wenn man eine Firma sucht, muss man gegenwärtig noch handgeschriebenen Zetteln folgen. Das Gebäude selbst und die Inneneinrichtung sind jedoch fertiggestellt. Bemerkenswert ist, dass sämtliche Kabel und Abluftleitungen unter- beziehungsweise außerhalb des Gebäudes verlaufen. So bilden sie nicht nur ein architektonisches Merkmal, sondern tragen auch zur Sicherheit und zum Brandschutz bei – und es gibt eine weitere Besonderheit: Jedes Labor wird separat entlüftet, so dass nicht immer gleich die ganze Abluftanlage in Betrieb sein muss, wenn nur an einer Stelle Abluft anfällt. Aufwändige Filteranlagen ergänzen diese Vorrichtung, außerdem wird der Abluft Wärme entzogen, bevor sie gereinigt ins Freie kommt. So wird durch Wärmerückgewinnung eine Menge Energie gespart.

Bei der Heizungsanlage war man leider nicht so innovativ: „Das Gebäude wurde schon vor zehn Jahren geplant. Damals war Gas der billigste Energieträger, und mit einem Krieg in Europa und den dadurch explodierenden Gaspreisen hat niemand gerechnet“, bedauert TGZ-Geschäftsführer Geveke. Aus heutiger Sicht wäre eine Wärmeversorgung durch Geothermie (sprich: durch Wärmepumpen) günstiger und klimafreundlicher. Photovoltaik gibt es auf dem Gebäude auch nicht – aber hier will man nachbessern und ist bereits mit Planern und Fachfirmen im Gespräch. Das teilweise begrünte Dach gibt nicht viel Aufstellfläche her, aber die Wände des Innenhofs oder die Kiesflächen auf dem Dach könnten schon genutzt werden. „Wenigstens liefert die Wärmerückgewinnungsanlage schon einen Beitrag zum effektiven Energiemanagement, außerdem erzeugt das eigene gasbetriebene Blockheizkraftwerk gleichzeitig Strom und Wärme“, betont Geveke. Immerhin ist der neuerrichtete Bau viel energieeffektiver als das abgerissene Gebäude, das früher dort stand.

Prominente Nachbarschaft mit befristetem Mietvertrag

TGZ-Geschäftsführer George Geveke vor dem Büro- und Laborgebäude.

Das SEE:LAB befindet sich auf dem Gelände des Helmholtz-Instituts für Biomaterialforschung in der Schillerstraße, wo unter anderem biologisch abbaubare Substanzen erforscht und getestet werden. Ein passendes Fachgebiet für das neue Laborgebäude, denn auch hier beschäftigt man sich mit Biotechnologie. Das Umfeld stimmt also und die Mieten sind niedrig  – optimale Bedingungen für die ansässigen Start-ups, um ihre Forschungs- und Umsatzziele zu erreichen. Spätestens nach acht Jahren müssen sie allerdings wieder ausziehen, sodass neue Start-ups ihr Glück versuchen können. Das passt auch sehr gut zum normalen Werdegang solcher Firmen: Nach einem oft schwierigen Anfang kommt die Konsolidierung, und mit höheren Umsätzen steigt auch der Mitarbeiter- und Platzbedarf. Die Folge: Die angemieteten Labors werden zu eng, ein neuer Standort muss her.

Das vom Land Brandenburg und vom Landkreis Potsdam-Mittelmark ­finanzierte TGZ kümmert sich um die neuen Mieter, indem es die Vernetzung der Firmen im eigenen Netzwerk unterstützt. Dies umfasst nicht nur Unternehmen: So wird beispielsweise die Zusammenarbeit mit Schulen durch die Vermittlung von Schülerpraktika und Ferienjobs gefördert. „Naturwissenschaftliche Seminare führen wir im SEE:LAB nicht direkt durch, weil wir vor Ort keine geeigneten Flächen haben. Dafür veranstalten wir aber jährlich den Schülerwettbewerb ,Tecci‘, bei dem Schülerprojekte aus mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern prämiert werden“, berichtet Geveke.

Außer an Seminarräumen mangelt es dem SEE:LAB auch an Besprechungsräumen für Präsentationen und an Teeküchen beziehungsweise Aufenthaltsräumen für die Mitarbeiter der dort ansässigen Firmen. „Wir wollen erreichen, dass die ehemalige Cafeteria nebenan im Helmholtz-Campus wieder genutzt werden kann“, sagt Geveke, der den Mangel durchaus bedauert. Wenigstens in der wärmeren Jahreszeit steht ein Aufenthaltsbereich zur Verfügung, nämlich der geräumige Innenhof, der nicht nur Sitzgelegenheiten, sondern auch Platz für Ausstellungen oder kleine Meetings bietet.

Schutz für die Nachbarschaft

Nun sind Biotechnologie und Chemie – also die Gebiete, mit denen sich die Start-ups beschäftigen – oft Anlass für Ängste bei der Bevölkerung. Dazu Geschäftsführer Geveke: „Weder im Vorfeld noch im Nachgang gab es seitens der Anwohner Gegenwind – im Gegenteil: Die Anwohner begrüßen die Weiterentwicklung der Flächen.“ Das mag vielleicht damit zusammenhängen, dass der gesamte Forschungscampus Teltow-Seehof schon eine mehr als hundertjährige Tradition vor Ort hat. Zudem befindet sich im neuen Gebäude kein einziges Hochrisikolabor, und für die Zukunft ist dies auch nicht vorgesehen. Das wird allein dadurch garantiert, dass die dafür benötigten Anlagen gar nicht erst eingebaut wurden. So können die Anwohner weiterhin beruhigt schlafen, zumal vom SEE:LAB keinerlei Geräuschbelästigung ausgeht – und vielleicht sind sie auch stolz darauf, ein so modernes Innovationszentrum in ihrer Nachbarschaft zu haben. KP

Bilder: Mario Kacner