DRK-Präsident Seiters stellte seine Arbeit vor
Die vielfältigen humanitären Aufgaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) stellte am 17. Mai der Präsident der Organisation, Dr. Rudolf Seiters, in der Tegeler „Waldhütte am See“ vor. Auf Einladung von Dirk Steffel, dem Vorsitzenden der CDU Tegel und Mitglied der Reinickendorfer BVV, sprach Seiters im Rahmen der „53. Tegeler Gespräche“ die hohe Mitgliederzahl des DRK in Deutschland an. „Über 3 Millionen Mitglieder stehen in unseren Reihen. Davon engagieren sich rund 0,4 Millionen tagein und tagaus ehrenamtlich um die Belange ihrer Mitmenschen. Das DRK ist auch ein ganz großer Arbeitgeber. Wir beschäftigen 165.000 Mitarbeiter.“ In 190 Staaten der Welt ist die Arbeit des IRK, des Internationalen Roten Kreuzes bekannt und geschätzt. Man ist innerhalb des IRK sehr gut vernetzt. In der arabischen Welt ist der „Rote Halbmond“ der Partner, in Israel ist es der „Rote Davidstern.“ Der DRK-Präsident wies auch daraufhin, dass das IRK „die einzige Organisation auf der Welt ist, die überall Gefangene aufsuchen darf. Einer der bekanntesten Fälle war der spätere Staatspräsident von Südafrika und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela. Von ihm sind die Worte überliefert: „Ich bin ein öffentlich beobachteter Gefangener.“ Wer weiß, was Nelson Mandela alles widerfahren wäre, hätte ihn das IRK nicht regelmäßig im Gefängnis besucht.“ Aktuell „betreuen Rot-Kreuz-Organisationen und ihre Partner Organisationen, der Rote Halbmond und der Rote Davidstern, 450.000 Gefangene in 2.000 Lagern und Gefängnissen. Diese Lager erstrecken sich auf 70 Länder.“ Weltweit hilft man schwerpunktmäßig im Nahen Osten, am Horn von Afrika, im Jemen und in Haiti. In Syrien unterstützen Rot-Kreuz-Organisationen „die Menschen, so wie es unser Auftrag ist. Dabei ist es unerheblich, ob sich in einer Stadt mehrheitlich Rebellen befinden, die die Regierung in Damaskus beseitigen wollen oder dem Staatschef treu ergebene Truppen in der Region sich aufhalten.“ Wie gefährlich die humanitäre Hilfe allein im Libanon und Syrien ist, zeigt folgende traurige Zahl, die Seiters mitteilte: „Bedauerlicherweise kamen in den letzten Jahren in Syrien und im Libanon 60 Helfer ums Leben.“ Sie wurden Opfer von Schüssen, Explosionen oder von Flugzeugabstürzen, die durch Flugabwehrraketen verursacht wurden. Leider gibt es im Kriege auch keine Seite, die bedingungslos die Neutralität des IRK anerkennt. Auf beiden oder in den vielen, kaum noch zu überblickenden Kriegsreihen in Syrien kommt es immer wieder vor, das lokale Kommandeure anordnen, auch IRK-Helfer unter Feuerbeschuss zu nehmen. Was die Flüchtlingsströme angeht, gibt Seiters Europa eine große Mitschuld. „Europa hat viel zu lange zugeschaut und war hilflos als der Flüchtlingsstrom eingesetzt hat.“ Rudolf Seiters stellte in Tegel auch seine Autobiografie vor. Immerhin gehörte er 33 Jahre dem Deutschen Bundestag an und war auch im Amt als Kanzleramtsminister, später als Bundesinnenminister und von 1998 bis 2002 als Bundestags-Vizepräsident. Viele Episoden in seinem Buch widmet er der Arbeit als Bundestagsabgeordneter und Bundesminister und Politiker im ostfriesischen Papenburg. „Als ich 1969 Volksvertreter werden durfte musste meine Partei, die CDU, erstmals seit 1949, die harten Oppositionsbänke aufsuchen. Insgesamt habe ich vier Bundeskanzler in meiner Zeit als Parlamentarier erleben können. Von Willy Brandt über Helmut Schmidt und dann wieder einem CDU-Kanzler, Helmut Kohl. Kohl wurde dann 1998 durch Gerhard Schröder von der SPD abgelöst.“ Sein lustigstes und schönstes Ereignis in all den vielen Abgeordnetenjahren war: Als im Herbst 1989 die DDR ihre Grenzen öffnete war Seiters als Kanzleramtsminister gerade im Gespräch mit dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Ohne anzuklopfen riss der Sprecher der Bundesregierung, Eduard Ackermann, die Bürotür auf und rief lautstark: „Die DDR hat die Grenzen geöffnet, die Grenzen sind auf, man kann es kaum glauben, die Grenzen sind auf.“ Wolfgang Schäuble meinte zu Rudolf Seiters daraufhin, er habe den guten und pflichtbewussten Ackermann noch nie betrunken erlebt. Das Sprichwort „Ende gut-Alles gut“ kam wenige Minuten später zum Tragen. Man ging in das Parlament wo eine Debatte stattfand. Als die Meldung der Grenzöffnung offiziell vom Präsidium verkündet wurde, erhoben sich alle Abgeordneten und sangen die Nationalhymne. „Wer das leibhaftig erleben durfte, hat heute noch Gänsehautgefühle.“ Eines stellte Dr. Rudolf Seiters auch klar: „Im Dezember wird ein neuer DRK-Präsident gewählt werden. Ich bin dann 80 Jahre alt. Es wird dann Zeit, das ehrenvolle Amt in jüngere Hände zu übergeben.“ Ganz tatenlos wird der Ex-Bundesminister aber nicht sein. Weiterhin ist er bei einigen Stiftungen ehrenamtlich im Einsatz. Rudolf Seiters muss halt immer etwas zu tun haben. „Die Blumenbeete zu Hause bearbeiten ist nicht mein Ding“, betonte er. Rudolf Seiters kann aber dafür sich um den Glanz der Schuhe zu Hause in Niedersachsen kümmern! Dirk Steffel schenkte seinem Gast, der noch viele Stunden spannend über sein Leben hätte berichten können, ein Schuhputzset mit auf den Weg ins Emsland. Natürlich ein Schuhputzset aus dem Hause Collonil, einem traditionsreichen Unternehmen aus Reinickendorf.
Foto: Dr. Rudolf Seiters und Dirk Steffel (re.)
Text: Volkert Neef/Foto: Ralf Flucke