PolitikStahnsdorf

Wer macht das Rennen für das Stahnsdorfer Rathaus? Die Kandidatin Tina Reich im Interview

Am 03. März sind rund 13.200 Wahlberechtigte der Gemeinde Stahnsdorf aufgerufen, einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin zu wählen. Für die Leitung der Verwaltung bzw. das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters bzw. der hauptamtlichen Bürgermeisterin bewerben sich (in alphabetischer Reihenfolge) Bernd Albers (Bürger für Bürger), Richard Kiekebusch (CDU) und Tina Reich (SPD). Der Teltower Stadt-Blatt-Verlag hat die drei Kandidaten zum Interview getroffen und stellt sie Ihnen am 20., 21. und 22. Februar in alphabetischer Reihenfolge vor. Heute die Kandidatin Tina Reich (50), SPD, Geschäftsführerin Gambert GmbH, verheiratet, eine Tochter.

Was verbindet Sie mit Stahnsdorf?

Tina Reich: Stahnsdorf ist mein tägliches Arbeitsleben! Seit fast 26 Jahren bin ich hier unterwegs und habe als Dienstleister täglich mit Kunden zu tun – ob am Telefon oder bei persönlichen Treffen. Dabei entwickelt man eine Beziehung zu den Menschen und zum Ort.

Wie haben Sie sich bisher für Stahnsdorf politisch engagiert?

Ich engagiere mich generell persönlich, da ist der politische Aspekt oft mit dabei. Vier Jahre war ich im Vorstand vom Regionalen Gewerbeverein, viel in Stahnsdorf tätig und mit Unternehmern im Gespräch. Ich habe Kulturprojekte unterstützt sowie auch private Anliegen. Als kürzlich die Feuerwehr zum Üben einer Personenbergung ein Auto brauchte, habe ich eines organisiert. Wichtig ist mir der Einsatz vor Ort. Wenn ich als Person gefragt werde, handele ich als Person und nicht als Partei. Es geht um den Ort.

Was sind Ihre Stärken?

Mir wird nachgesagt, dass ich sehr engagiert bin, mich für andere einsetze, zuhöre und versuche, mit meinem Netzwerk gemeinsam Lösungen zu finden. Ich stelle mein Netzwerk auch gern zur Verfügung, das erleichtert vieles im Leben. Es ist schön, wenn man damit den Menschen vor Ort helfen kann. Ich komme mit jedem gut klar und suche lieber erst das persönliche Gespräch, bevor etwas über Anwälte läuft.

Was gefällt Ihnen an ­Stahnsdorf, was läuft hier gut?

Dieser ländliche Charakter gefällt mir! Wir haben einen schönen Dorfplatz, schöne ruhige Ortsteile und eine zentrale Lage zu Potsdam und Berlin. Ich finde die Menschen unglaublich nett, es gibt kein Großstadt-Chaos. „Arbeiten im Grünen“ war der Slogan unseres Vermieters im „Greenpark“ – mit dem vielen Grün hat man das Gefühl, sich erden zu können. Beim neuen Campus „Lindenhof-Grundschule“ finde ich klasse, dass das Heizen mit Wärme aus dem Klärwerk realisiert wird. Allerdings ist schade, dass man das nicht gleich auch für die umliegenden Häuser und Wohnungen bedacht bzw. angeboten hat. Wenn man über eine Schwimmhalle in Stahnsdorf nachdenkt, könnte auch diese die Klärwerkwärme nutzen. Es steckt so viel Potenzial in Stahnsdorf!

Was stört Sie, was würden Sie als Bürgermeisterin ändern?

Was mich wirklich stört, ist die Bebauung mit Geschosswohnungsbau in der Potsdamer Allee. Man hat das Gefühl, dass ohne Sinn und Verstand gebaut wurde. Der soziale Wohnungsbau wurde hier komplett vernachlässigt, und es wurde auch nicht über die Infrastruktur geredet mit Kita, Schule und Nahversorgung. Die Gemeinde hat sich hier alles aus der Hand nehmen lassen. Ich werde den Investoren Angebote machen, die Gemeinde mit zu entwickeln, damit gemeinsam das Beste für Stahnsdorf erreicht werden kann. Die Gemeindeverwaltung hat leider teilweise einen Ruf als schlechter Arbeitgeber. Es ist mir wichtig, ein tolles Arbeitsklima zu schaffen und zu stärken. Der Bürgermeister muss ein moderner Arbeitgeber sein, alle müssen effektiv arbeiten können. Arbeit muss wertgeschätzt werden. Stahnsdorf hat seit zwei Jahren keinen Kämmerer, Jahresabschlüsse wurden seit 2017 nicht erstellt. Wenn sich das nicht ändert, wird Stahnsdorf ab 2025 unter Zwangsverwaltung stehen. Es kann auch nicht sein, dass der Kämmerer nur für ein Jahr befristet eingestellt wird, da hat er sich gerade mal eingearbeitet. Wenn ich Bürgermeisterin bin, würde ich den Kämmerer aus Teltow abwerben. Im Ernst: Es gibt spezielle Portale, auf denen man gezielt für Verwaltungsstellen werben kann. Da muss eben mal Geld für Stellenanzeigen in die Hand genommen werden! Ein weiterer Punkt ganz oben auf meiner Agenda sind die Straßen und Wege, die seit Jahren in unzumutbarem Zustand sind.

Was sind Ihrerseits ­ weitere mögliche Pläne für Stahnsdorf?

Ein gutes Miteinander in den Fraktionen wäre mir wichtig. Ich habe das Gefühl, man spricht kaum miteinander und arbeitet gegeneinander, die gesunde Streitkultur ist verloren gegangen. Der soziale Wohnungsbau muss wieder angeschoben werden. Wir müssen schauen, welche Flächen wir in der Gemeinde haben, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, damit die Leute im Ort bleiben. Wenn die geplante S-Bahn-Verbindung kommt, wäre es ein großes Anliegen, die Sputendorfer Straße zum Schutz der Anwohner nicht als Hauptbahnhof zu entwickeln. Diese Straße verkraftet weder einen großen Busbahnhof noch einen P+RParkplatz. Dagegen kann bei der Iserstraße der Verkehr umgeleitet werden, die Anwohner haben ihre Ruhe. Hierzu gibt es einen Ideenwettbewerb. Bürgerbeteiligung ist mir sehr wichtig! Beim Bauen sollten wir auch das neue S-Bahn-Umfeld im Blick haben. Ohne alles zuzubauen – hier kann viel intergriert werden. Das ehrenamtliche Engagement würde ich anders würdigen, zum Beispiel um Kategorien erweitern wie Jugend und Lebenswerk. Zum letzten Ehrungsevent wurden viele Vereine nicht eingeladen. Auch die Jugendlichen liegen mir am Herzen. Mit dem wiederbelebten Jugendparlament wollen wir Ideen und Wünsche zusammentragen. Ebenso sind generationsübergreifende Angebote wichtig.

Was wäre Ihre erste Amtshandlung als neue Bürgermeisterin?

Tatsächlich das Gespräch zu den Mitarbeitern suchen, ihre Wünsche erfahren, sie einbinden und eigene Ideen zulassen. Wenn die Gemeinde funktioniert, ist es ein Verdienst der Arbeit der Mitarbeiter. Mit mehr Wertschätzung läuft alles besser. Und dann würde ich noch ganz flott ändern, dass es eine Namensliste im Amt gibt: Damit man weiß, mit welchem Mitarbeiter man in den einzelnen Bereichen zu tun hat. Vor allem müssen die Finanzen auf Vordermann gebracht werden, um künftige Projekte zu realisieren.

Alle Infos zu Kandidatin Tina Reich: www.tinareich.de

Das Gespräch führte Gritt Ockert.

Foto: Annette Koroll