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Delegation aus Kleinmachnow besucht Namibia

Im März fuhren 16 Vertreter der Initiativgruppe aus Kleinmachnower nach Namibia, um die Möglichkeiten einer Kooperation mit der Stadt Keetmanshoop auszuloten, wobei als Fernziel eine Städtepartnerschaft angedacht ist. Die Gruppe bereiste auf einer 3.800 km langen Busfahrt den südlichen Teil des Landes.

Der kompetente Reiseleiter Esmes, ein Herero, sprach fließend Deutsch, obwohl er nie in Deutschland war, und steuerte den Bus über die endlosen Schotterpisten und zeigte seinen Gästen die afrikanische Tierwelt mit Springbock, Oryx und Zebra. Vor einer die Piste querenden riesigen gelben Kobra hielt der Bus an und erlaubte allen Businsassen dieses imposante Tier zu betrachten und wie es zur Abwehr seinen Vorderkörper erhob. In einem Nationalpark konnten ein großes Löwenmännchen und Löwenjunge in freier Wildbahn beobachtet werden. Der Anblick der Köcherbäume, einer riesigen Aloe, setzte die Besucher in freudige Erregung.

Die berühmten Wüstenlöwen waren Ende der 80er Jahre schon fast ausgestorben. Heute, leben wieder 150-200 der an das Leben in der Wüste angepassten Löwen in Namibia’s Kunene Region (Damaraland/ Kaokoveld).

Die Gruppe wurde von der Stadtverwaltung Keetmanshoop im Plenarsaal des Rathauses freundlich empfangen und mit einem Tropenhut chinesischer Produktion beschenkt. Bürgermeister McDonald Hanse ließ es sich nicht nehmen, der Gruppe eine Reihe von Produktionsstätten und Bildungseinrichtungen wie eine Secondary School und zwei Fakultäten der Universität Windhoek zu zeigen. Hinzu kam ein Besuch in einem arabischen Betrieb, auf dem auf 400 ha Datteln und Wein für den Export produziert werden. Für die Verwertung der Reste aus der Wein- und Dattelproduktion wurde eine Firma angesiedelt, die qualitativ hochwertigen Gin auch unter Verwendung von Wacholderbeeren aus Deutschland herstellt, den wir verkosten durften.

Die Ernte von Datteln in Namibia.

Auf einem großen (ca. 6 ha) Feld wurde Luzerne angebaut, die mit dem gereinigten Abwasser der Stadt bewässert wurde, während das übrige Land mangels Regen wüstenartig nahezu ohne Vegetation brach liegt. Nur dort, wo künstliche Bewässerung möglich ist, gibt es frisches Grün und die spärliche Vegetation aus Gräsern und Kameldorn zehrt von den 40 mm Niederschlag, die in der diesjährigen „Regenzeit“ gemessen wurden.  

Ein besonderer Höhepunkt der Reise war eine Exkursion in das Diamanten-Sperrgebiet an der Atlantikküste, wo die zerfallenden Produktionsanlagen für die „Goldwäsche“ nach Diamanten besichtigt werden konnten, die seit den 1930er Jahren stillgelegt sind. Aktuell wird in diesem Gebiet an einem 9 Mrd.-Euro Projekt für grünen Wasserstoff gearbeitet, an dem die brandenburgische Windkraftanlagen-Firma Enertrag zusammen mit „Hyphen Hydrogen Energy“ beteiligt ist.

Ein Besuch bei Sonnenaufgang in den roten Sanddünen der Namibwüste bei Sossuvlei wurde zum bleibenden Erlebnis für unsere Gruppe. Bei einem Besuch in einem Dorf bei Maltahöhe konnten wir ein Projekt kennenlernen, wie mit Hilfe von Solarmodulen Grundwasser nach oben gepumpt werden kann, um defekte Dieselpumpen oder verschlissene Windräder zu ersetzen.

Ein Land im Aufbruch.

Der Aufschwung in Namibia ist eine zähe, langsame Entwicklung, die viel Geduld und Kreativität verlangt, denn dort, wo die Fläche von einem Hektar gerade eine Ziege ernährt, ist Wasser aus der Tiefe der einzige Lebensquell, den es verantwortungsvoll zu nutzen gilt. In der Hauptstadt Windhoek angelangt, lernten wir die Hauptstadt und das Armenviertel Katutura kennen, wo Tausende Landflüchtlinge in Wellblechhütten wohnen und jeder sein eigenes kleines Geschäftsmodell entwickelt, da der Staat kein Bürgergeld gibt, wie es die Deutschen.

Ein Land im Aufbruch, ein Land der Gegensätze, ein Land unermesslicher Schönheit und landschaftlicher Reize lässt den Besucher bleibende Erinnerungen speichern und eine Sehnsucht entwickeln, die in den Herzen nachschwingt.  

Text und Fotos: Axel C. W. Mueller