Ökotipp: So vermeiden Sie PFAS in der Küche
Die EwigkeitschemikalienPFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind überall: in der Natur, im Regen, in Lebensmittelnund im Blut der meisten Menschen. Wir nehmen PFAS vor allem über Lebensmittel auf. Lebensmittel wie Reis, Eier, Fisch, Fleisch und Trinkwasser, aber auch Lebensmittelverpackungen und Küchenartikel stehen daher im Fokus von Verbraucherschützern. BUND Chemie-Expertin Luise Körner gibt Tipps, wie Sie die PFAS-Belastung in Ihrem Haushalt reduzieren können.
Wo sind PFAS in der Küche zu finden?
In vielen Küchenartikeln, die eine Antihaftbeschichtung nutzen, sind PFAS enthalten. Zu finden sind die Chemikalien auf Pfannen, Waffeleisen oder Backpapier. Nach aktuellem Wissensstand gelangen PFAS über diese Gebrauchsgegenstände bei richtigem Gebrauch zwar nicht in relevanten Mengen in unseren Körper. Doch in der industriellen Herstellung und über die Reinigung und Entsorgung der Produkte im Haushalt gehen die Chemikalien mit dem Abwasser in Gewässer und Böden über. So gelangen sie letztendlich auch in unser Trinkwasser und in viele Lebensmittel. Ein giftiger Kreislauf beginnt.
Luise Körner: „PFAS sind die unsichtbare Gefahr für Mensch und Umwelt. Einmal im Umlauf, sind sie so gut wie gar nicht oder nur sehr schwer wieder aus der Natur zu entfernen. Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen zu PFAS-haltigen Produkten in unserem Alltag. Aber klar ist leider auch, dass wir Verbrauchern durch einen bewussteren Umgang unsere Exposition mit PFAS reduzieren können – entgehen können wir PFAS aber nicht. Hierfür ist ein europaweites PFAS-Verbot notwendig, für das sich der BUND einsetzt. Beim Kauf von Alltagsprodukten raten wir dazu, auf Hinweise wie PFAS-frei, fluorcarbonfrei oder „PFC-frei“zu achten.“
PFAS-freie Alternative für Backpapier
Durch ihre fett- und wasserabweisenden Eigenschaften sind PFAS auf nahezu jedem Backpapier in jedem Discounter zu finden. Zwar halten die meisten Backpapiere die gesetzlich festgeschriebenen Grenzwerte ein – das haben Testberichte bestätigt. Allerdings können bei zu hohem Erhitzen PFAS verdampfen und dadurch in die Luft und auf Lebensmittel übergehen. Platzieren Sie deswegen das Backpapier nicht zu nah an den Backofen-Brennstäben.
Körner: „Beim Backen oder für Ofengemüse kann leicht auf das imprägnierte Papier verzichtet werden. Mit einem eingefetteten und gegebenenfalls mit Mehl bestäubtem Backblech werden die Lieblingskekse genau so gut wie mit Backpapier. Wer Backbleche aus Glas verwendet, hat weniger Reinigungsaufwand. Ofengemüse kann statt auf das Blech mit Backpapier einfach in eine Auflaufform. Auch ein Pizzastein kann eine gute Alternative zum Backen von Pizza, Brot und Brötchen sein. Allerdings muss dieser für längere Zeit vorgeheizt werden, um Wärme abgeben zu können. Damit erhöht sich der Stromverbrauch.“
Dauerbackfolien mit PFTE-Beschichtung sind keine gute Alternative, da sie ebenfalls PFAS enthalten und in Verbrauchertests gesundheitsgefährdende Werte aufwiesen. Wer nicht auf Einweg-Backpapier verzichten möchte, sollte auf Test-Siegel achten und Backtemperaturen über 220 Grad vermeiden. Zudem kann das Backpapier mehrmals verwendet werden, solange es keine dunkelbraunen, verbrannten Stellen aufweist oder spröde ist. Danach gehört es in den Restmüll, um unsere Papier-Recyclingströme vor Verunreinigung durch PFAS zu schützen.
Pfannen
Pfannen mit Antihaftbeschichtung, bekannt als „Teflon“-Pfannen, enthalten PTFE, ein Kunststoff aus der Gruppe der PFAS. PTFE entwickelt erst bei sehr hohen Temperaturen giftige Abbauprodukte. Solange die Pfanne nicht leer erhitzt oder gar auf der Herdplatte vergessen wird, gehen nach aktuellem Wissensstand keine relevanten Mengen an Chemikalien direkt auf den Menschen über. Doch bei der Produktion und Entsorgung gelangen PFAS über die Abluft und das Abwasser in die Umwelt.
Körner: „Wir raten zum Kauf von Schmiede- und Gusseisenpfannen sowie unbeschichteten Edelstahl-Pfannen. Bei guter Pflege halten sich diese zudem deutlich länger als beschichtete Pfannen. Auch die meisten Bräter mit Keramik-Beschichtung sind PFAS-frei. Viele im Umlauf befindliche Teflon-Pfannen bedeuten für die Menschen und die Umwelt ein großes Risiko, das nicht zu Ende ist, wenn die Pfanne im Mülleimer landet. Die wenigsten Müllverbrennungsanlagen arbeiten mit ausreichender Hitze, um die PFAS-Moleküle zu zerstören. Die wenigen Anlagen, die das schaffen, haben einen extrem hohen Energieaufwand.“
Einwegverpackungen und Geschirr
Einweg-Lebensmittelverpackungen aus Pappe, Papier oder Zuckerrohr enthalten oft PFAS, um fett- und wasserabweisenden Eigenschaften zu erzielen. Der BUND Verpackungscheck hat erhöhte Werte insbesondere in Verpackungen von Fast Food Ketten und in klassischen To-Go-Behältern gefunden.
Körner: „Nutzen Sie möglichst Mehrwegbehälter, wenn Sie Essen mitnehmen. Auch die Verpackungen von Mikrowellen-Popcorn enthalten oft PFAS – stellen Sie Popcorn also am besten klassisch mit Pflanzenöl oder Butterschmalz im Topf her. Wenn Sie herausfinden möchten, ob eine Einwegverpackung PFAS enthalten könnte, gibt ein Tropftest erste Hinweise: Perlt ein Tropfen Speiseöl von der Verpackung ab, ist diese fettabweisend und enthält wahrscheinlich PFAS.“
Lebensmittel
Wir nehmen PFAS überwiegend durch Lebensmittel und Trinkwasser zu uns. Viele Pestizide enthalten PFAS – ein weiterer Grund, Lebensmittel ohne Pestizide zu bevorzugen. Außerdem enthalten tierische Lebensmittel deutlich mehr PFAS als pflanzliche. Insbesondere Fisch und Meeresfrüchte sowie Wild sind kontaminiert.
Körner: „Die meisten PFAS können von den Wasserbetrieben nicht vollständig herausgefiltert werden. Laut unserem BUND Trinkwassertest waren neun von zehn Leitungswasserproben belastet sowie drei von fünf getesteten Mineralwasserproben. Immerhin: Die gesetzlichen Grenzwerte wurden in keiner der gefundenen Proben überschritten. Die Menge an PFAS, die wir täglich durch unser Trinkwasser aufnehmen, ist im Vergleich zu der aus Fisch und Fleisch gering. Damit das auch so bleibt, braucht es aber schnellstmöglich ein europaweites PFAS-Verbot.“
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