„Jeden Euro zweimal umdrehen“
Am 26. Januar wählt Kleinmachnow einen neuen Bürgermeister. Wer zieht im April ins Rathaus ein? Markus Schmidt (SPD), Alexandra Pichl (Grüne) oder Bodo Krause (CDU/FDP)? Und welche Schwerpunkte setzen die beiden Kandidaten und die Kandidatin? Das Teltower Stadt-Blatt hat sie zum Gespräch getroffen. Das erste Interview wurde mit Bodo Krause geführt. Am 23. können Sie hier das Interview mit Markus Schmidt lesen. Am 24. Januar das mit Alexandra Pichl.
Bodo Krause
Alter: 55 Jahre
Beruf: Verlagsleiter
Familienstand: verheiratet, eine erwachsene Tochter
Teltower Stad-Blatt: Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Kleinmachnow?
Bodo Krause: Weil ich Lebens- und Berufserfahrung in dieses Amt einbringen kann. Ich bin seit vielen Jahren sachkundiger Bürger. Ich möchte mich vor der eigenen Haustür einbringen, dafür sorgen, dass alles funktioniert. Ich komme aus der Privatwirtschaft und habe Erfahrung mit Restrukturierung, Digitalisierung und Transformation. Alles Bereiche, die für eine gut funktionierende Kommunalverwaltung notwendig sind.
Kleinmachnow war bis vor kurzem die reichste Gemeinde Brandenburgs. Inzwischen muss an allen Ecken und Enden gespart werden. Wo liegt da der Reiz, Bürgermeister einer solchen Gemeinde zu sein?
Durch meine Berufserfahrung sind mir finanzielle Engpässe nicht fremd und ich fürchte sie auch nicht. Ich sehe sie vielmehr als Chance. Es ist nicht schlecht, wenn man sich mal nach der Decke strecken muß. Oder jeden Euro zweimal umdreht, bevor man ihn ausgibt. Ich habe große Lust, dieses Thema anzugehen. Kleinmachnow steht nicht schlecht da. Wir können die Krise gut überstehen! Ich halte es mit dem berühmten Goethe-Zitat aus dem Faust: Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen. Wir können lernen, besser mit dem umzugehen, was wir haben. Und den Haushalt sanieren.
Was ist Ihr Arbeitsansatz?
Fokussierung. Das bedeutet, ein Thema, das unter den Nägeln brennt, vorübergehend, vorrangig, mit allen Mitteln zu bearbeiten. Zum Beispiel die Probleme mit den Wildschweinen und den Bibern. Hier müssen alle Kräfte gebündelt und schnell gehandelt werden. Sich informieren, wo es ähnliche Probleme gab und wie sie dort gelöst wurden. Ich glaube, man darf nicht nur durch die Naturschutzbrille sehen.
Wie wollen Sie mit dem Thema Schließung der Seebergschule umgehen?
Was ich in der Diskussion zu diesem Thema am meisten vermisse, ist Empathie. Die Schüler dürfen nicht zum Spielball werden. Genauso wenig wie Eltern und Lehrer. Betroffene müssen zu Beteiligten gemacht werden, und alle Beteiligten müssen ins Boot geholt werden, auch die beiden anderen Grundschulen. Wenn die Kinder in die Steinwegschule kommen, entsteht plötzlich eine Riesenschule mit positiven und weniger positiven Nebeneffekten. Man muss sich zusammensetzten und alles genau durchrechnen. Bisher gibt es zwei Lösungen für das Problem – beide sind extrem teuer. Ich bin mir aber sicher, dass es noch andere Lösungen gibt, die vielleicht aus Zeitgründen nicht in Betracht gezogen wurden. An der Seebergschule wird Großartiges geleistet – Integrationsarbeit und Hochbegabtenförderung – und das gleichzeitig und mit hervorragenden Ergebnissen. All dies muss abgewogen werden.
Was ist Ihre Position zum Bau der neuen Feuerwache?
Ich bin seit 2012 in der aktiven Einsatzabteilung der Feuerwehr Kleinmachnow. Mein Vorschlag ist, eine Projektgruppe zu bilden, in der natürlich Planung, Bauamt und Feuerwehr vertreten sind, und das Projekt noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Noch ist nichts vorgegeben – weder Größe noch Kosten. Die Bereitschaft der Mannschaft, sich für die Feuerwache zu engagieren, ist enorm. Und es gibt genug Beispiele, wo Eigenleistung viel bewirkt hat. Wichtig ist nur, dass wir mit diesem Feuerwehrhaus unserer Verpflichtung gegenüber der Gemeinde nachkommen. Wir müssen zeigen, dass wir sparen wollen und können.
Haben Sie eine Vision für den ÖPNV?
Das Thema muss dynamisch und nicht statisch betrachtet werden. Wenn sich Investoren aus dem Europarc zurückziehen, darf der Bau einer S-Bahn nicht die erste Lösung sein – die Verlängerung einer S-Bahn dauert Jahre und ist sehr teuer. Kleinmachnow muss zeigen, dass es mutig, innovativ und schnell handeln kann, wenn es darum geht, sein Gewerbegebiet und die dort ansässigen Unternehmen zu schützen. Die Strecke Wannsee – Europarc ist prädestiniert für autonome Mobilität, wie sie in Hamburg und auch Berlin bereits getestet wird. Sie ist knapp zwei Kilometer lang und lässt sich mit Sensortechnik schnell und mit relativ geringem Aufwand zu einer perfekten Teststrecke aufrüsten. Das Ergebnis? Wann immer man in Wannsee ankommt, könnte man per Knopfdruck einen autonom fahrenden Bus nach Kleinmachnow bestellen. Das würde natürlich die ganze Region ins Gespräch bringen, weil es von Vision und Tatendrang zeugt. Und eine Tankstelle für Elektroautos an der Ausfahrt von der A 115 gehört natürlich auch dazu. Auch wichtig – Kleinmachnow grenzt mit drei Seiten an Berlin. Deshalb müssen wir mit Berlin über Mobilität sprechen. Zum Beispiel über gemeinsame Radwegekonzepte. Dazu gehört natürlich auch, im Winter den Stahnsdorfer Damm Richtung Wannsee zu räumen. Nicht nur für Kleinmachnower ist dies eine der wichtigsten Radrouten.
Anmerkung der Redaktion: Das Interview mit Herrn Bodo Krause wurde am 13. November 2024 geführt.
Foto: Leon Rösler