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„Ich bin für ein Stockwerk mehr“ – Bürgermeisterkandidat Andre Freymuth im Interview

Die CDU und die FDP in Teltow stellen mit Andre Freymuth, unter dem Motto FREY DENKEN – MUTHIG HANDELN, einen gemeinsamen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im September. Mit dieser Entscheidung setzen CDU und FDP laut einer gemeinsamen Presserklärung „auf einen erfahrenen Kommunalpolitiker und engagierten Kandidaten, der für wirtschaftliche Stärke, moderne Verwaltung und bürgernahe Politik steht.“ Das Teltower Stadtblatt traf den Bürgermeisterkandidaten Andre Freymuth zum Interview.

Teltower Stadtblatt: Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Teltow?

Andre Freymuth: Es ist höchste Zeit für frischen Wind im Rathaus. Die SPD war in Brandenburg und insbesondere in Teltow in den letzten Jahren sehr stark, doch viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine Veränderung statt eines einfachen „Weiter so“. Ich bin überzeugt, dass ich der richtige Kandidat bin, weil ich die Verwaltung und politischen Strukturen bisher aus meiner ehrenamtlichen Arbeit in der SVV kenne. Gleichzeitig bringe ich durch meine Erfahrungen bei der Bundeswehr – und damit in der öffentlichen Verwaltung – das notwendige Wissen mit, um die Abläufe im Rathaus effizienter zu gestalten. Aus dem Ehrenamt heraus sind diese Veränderungen nicht in dem Maße möglich – dafür muss ich Bürgermeister sein.

Was verstehen Sie unter „frischem Wind“?

Als Teltower und Wirtschaftsinformatiker weiß ich genau, wie Digitalisierung sinnvoll eingesetzt werden muss, um Verwaltungsprozesse effizienter zu gestalten. Eine erfolgreiche Digitalisierung setzt jedoch voraus, dass die bestehenden Abläufe optimiert sind – sonst bleibt eine ineffiziente Verwaltung auch digital ineffizient. Deshalb werde ich als Bürgermeister zunächst eine umfassende Analyse aller Prozesse im Rathaus vornehmen, um gezielt Schwachstellen zu identifizieren und nachhaltige Verbesserungen umzusetzen. Erst auf dieser Grundlage werden digitale Lösungen eingeführt, die nicht nur moderne Technik bringen, sondern tatsächlich die Effizienz steigern. Die Stadtverwaltung hat in den letzten Jahren an Dynamik verloren. Immer wieder höre ich von Bürgerinnen und Bürgern, dass ihre Anfragen unbeantwortet bleiben oder nur unzureichend beantwortet werden. Mit mir als Bürgermeister wird es eine transparente, reaktionsschnelle und bürgernahe Verwaltung geben.

Welcher Arbeitstyp sind Sie?

Ich bin jemand, der nicht aufgibt. Probleme sind für mich Herausforderungen, die gelöst werden müssen – und ich arbeite so lange daran, bis eine für alle funktionierende Lösung gefunden ist. Das Amt des Bürgermeisters ist für mich kein 9-to-5-Job mit pünktlichem Feierabend, sondern eine Verantwortung, die Einsatz und Ausdauer erfordert. Mein Ziel ist es, die Dinge so lange voranzutreiben, bis sie wirklich gut funktionieren. Dabei bin ich kein Einzelkämpfer. In meinen über 20 Jahren bei der Bundeswehr habe ich gelernt, dass nachhaltige Lösungen nur im Team entstehen. Erfolgreiche Führung bedeutet, die richtigen Fachleute einzubeziehen – wer eine Mauer bauen will, fragt den Maurer, nicht den Neurochirurgen. Genauso wichtig ist es, sich für komplexe Probleme die nötige Zeit zu nehmen. Schnell und schlecht liegen oft nah beieinander – mit mir als Bürgermeister wird es gründliche, durchdachte und praxisnahe Entscheidungen geben.

Welches sind Ihre Prioritäten?

Das Ehrenamt und die vielen Vereine in unserer Stadt leisten wertvolle Arbeit, die ich zutiefst schätze. Mein Ziel ist es, sie gezielt zu stärken und bestmöglich zu unterstützen, denn sie sind das Rückgrat unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Überarbeitung des Verkehrskonzepts. Wir müssen sicherstellen, dass alle – ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer – verlässlich, sicher und pünktlich von A nach B kommen. Gleichzeitig brauchen wir dringend mehr bezahlbaren Wohnraum. Wer hier arbeitet, muss sich auch eine Wohnung leisten können – das ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Dabei werde ich stets den städtischen Haushalt im Blick behalten. Gute Lösungen müssen finanzierbar sein und langfristig tragfähig bleiben – nur so können wir nachhaltige Verbesserungen für alle erreichen.

Wollen Sie in Teltow mehr bauen?

Ich bin dafür, in die Höhe zu bauen, anstatt immer mehr Grünflächen zu versiegeln. Teltow hat schon jetzt zu wenige Naherholungsflächen, und die sollten wir unbedingt erhalten. Stattdessen sollten wir innovative Lösungen in Betracht ziehen – etwa die Aufstockung bestehender Gebäude, wo es statisch und baurechtlich möglich ist. Ein weiterer Ansatz ist die bessere Nutzung bereits bebauter Flächen, etwa über Supermärkten. Einige Handelsketten denken bereits darüber nach, in das Immobiliengeschäft einzusteigen. Ihre Standorte sind attraktiv, verkehrsgünstig gelegen und verfügen über ausreichend Parkplätze – das Potenzial sollten wir nutzen. Entscheidend ist dabei, dass keine Luxus-Lofts entstehen, sondern dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum. Wohnen muss für alle bezahlbar bleiben – das ist mein klares Ziel.

Sie sind Vorsitzender des Ausschusses für Klima, Umwelt und Energie. Sehen Sie die Klimaproblematik als eine Ihrer wichtigsten Herausforderungen als möglicher Bürgermeister?

Die Stadt hat einen Klimabeauftragten, der sich gezielt mit diesen Themen befasst und direkt dem Bürgermeister unterstellt ist. Dadurch habe ich die Möglichkeit, dessen Expertise und erarbeitete Konzepte – wie etwa das Hitzeschutzkonzept – gezielt in unsere Entscheidungen einfließen zu lassen. Mir ist besonders wichtig, dass wir die Bürgerinnen und Bürger bei klimapolitischen Maßnahmen mitnehmen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass an ihnen ­vorbeiregiert wird oder radikale Veränderungen ohne Rücksicht auf ihre Bedürfnisse durchgesetzt werden. Klimaschutz muss praktikabel und nachvollziehbar sein. Fakt ist: Unsere Sommer werden immer heißer, Dürreperioden nehmen zu. Besonders betroffen sind Kinder und ältere Menschen – ihnen müssen wir gezielt helfen. Eine Möglichkeit wäre, öffentliche Gebäude wie Schulen, Kitas, Kirchen oder Verwaltungsgebäude an besonders heißen Tagen als kühle Rückzugsorte zugänglich zu machen. Solche pragmatischen Lösungen sind notwendig, um die Lebensqualität in Teltow zu erhalten.

Die St. Andreaskirche in Teltow – in den letzten Jahren öffnen immer mehr ­Kirchen in Europa während der Hitzewellen ihre Pforten.

Teltow hat ein Wildschweinproblem. Wie wollen Sie das lösen?

Wir müssen schnell und entschlossen handeln, bevor das Schwarzwildproblem außer Kontrolle gerät. Das bedeutet, dass wir die Jagdpächter bestmöglich unterstützen – mit allem, was sie für eine effektive Bejagung benötigen. Gleichzeitig sollten wir von anderen Gemeinden wie Kleinmachnow lernen – insbesondere aus deren Fehlern. So können wir vermeiden, unwirksame Maßnahmen zu wiederholen und stattdessen gezielt auf Strategien setzen, die nachweislich funktionieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kommunikation. Bürgerinnen und Bürger, die Wildschäden melden, dürfen nicht ins Leere laufen. Wir brauchen eine verlässliche Anlaufstelle, die ihre Anliegen ernst nimmt und zeitnah Lösungen anbietet.

Wie wollen Sie Teltow für Unternehmer attraktiv machen?

Wirtschaftsförderung muss Chefsache sein. Ein enger und konstruktiver Dialog zwischen Verwaltung und Unternehmen ist essenziell, damit Teltow wirtschaftlich stark bleibt. Ich werde daher regelmäßig einen Wirtschaftsstammtisch einführen, um direkt von den Unternehmerinnen und Unternehmern zu erfahren, welche Unterstützung sie benötigen – aber auch, welchen Beitrag sie für unsere Stadt leisten können. Unser Ziel muss es sein, stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Das beginnt bei einer fairen und planbaren Gewerbesteuer und reicht bis zu effizienten Genehmigungsprozessen, die zügig und präzise abgewickelt werden. Wenn Bürokratie zum Bremsklotz wird, ersticken wir Wachstum und Innovation – das darf nicht passieren. Ich werde dafür sorgen, dass Teltow wirtschaftsfreundlicher, handlungsfähiger und zukunftsorientierter wird.

Fotos: Mirko Schlossarczyk / Fotostudio Teltow / Redaktion