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„Erhalt von Schulstandorten ist wichtig“

Am 26. Januar wählt Kleinmachnow einen neuen Bürgermeister. Wer zieht im April ins Rathaus ein? Markus Schmidt (SPD), Alexandra Pichl (Grüne) oder Bodo Krause (CDU/FDP)? Und welche Schwerpunkte setzen die beiden Kandidaten und die Kandidatin? Das Teltower Stadt-Blatt hat sie zum Gespräch getroffen. Hier können Sie das Interview mit Markus Schmidt lesen. Am 24. Januar können Sie das Interview mit Alexandra Pichl lesen.

Markus Schmidt

Alter: 51 Jahre
Beruf: Angestellter
Familienstand: verheiratet, Zwillinge

Teltower Stad-Blatt: Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Kleinmachnow?

Markus Schmidt: Seit über 45 Jahren lebe ich in Kleinmachnow. Ich bin hier aufgewachsen, habe hier meine Ausbildung absolviert, und auch meine Kinder wachsen in Kleinmachnow auf. Als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft für das Freibad Kiebitzberge GmbH bin ich interkommunal in der Region TKS tätig und vernetzt. Das heißt, ich weiß, wie die Rathäuser in Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow funktionieren. Ich stehe in ständigem Kontakt mit den Bürgermeistern und der Verwaltung der Region und war lange Gemeindevertreter und sachkundiger Einwohner. Ich bringe viel ­politische Erfahrung mit, zum Beispiel als stellvertretender Fraktionsvorsitzender oder aus dem Bauausschuss. Dazu kommen wirtschaftliche Kenntnisse und Interessen aus meiner Zeit als Selbständiger.

Kleinmachnow war bis vor kurzem die reichste Gemeinde Brandenburgs. Inzwischen muss an allen Ecken und Enden gespart werden. Wo liegt da der Reiz, Bürgermeister einer solchen Gemeinde zu sein?

Ich glaube, dass Kleinmachnow in den letzten Jahren zu viele Projekte gleichzeitig angestoßen hat. Wir müssen lernen, uns in Zukunft zu mäßigen. ­Kleinmachnow ist nach wie vor eine finanziell gut aufgestellte Gemeinde, auch wenn wir große Steuerzahler verloren haben. Das muss eine Chance sein, den Europarc neu zu etablieren. Ich habe die Erfahrung, den Haushalt wieder ins Lot zu bringen. Nichts anderes habe ich im Freibad gemacht. Ich kann mit „wenig“ Geld wirtschaften und ich kann mit „wenig“ Geld viel erreichen.

Was ist Ihr Arbeitsansatz?

Ich möchte für die Kleinmachnowerinnen und Kleinmachnower ansprechbar sein. Meiner Meinung nach fehlt es derzeit an Kommunikation – das muss besser werden. Reden und zuhören. Es gibt einige große Themen, die schnell gelöst werden müssen, allen voran das Wildschweinproblem. Wir müssen auch die Wirtschaft ankurbeln, denn wir brauchen Steuereinnahmen. Die Zusammenarbeit mit Teltow und Stahnsdorf muss enger werden. Nicht nur über den Regionalausschuss – wir brauchen direkte und schnelle Kommunikation. Es liegt leider nicht nur an uns, aber vielleicht schaffen wir es, dass die Stammbahn vor 2038 fährt. Auch der Europarc muss Priorität haben. Es gibt viele Firmen, die hier investieren wollen. Aber es fehlt noch an Vorarbeit von ­Berlin und Brandenburg. Die Stromnetze müssen aufgerüstet werden, denn es ist ein idealer Standort für ein Rechenzentrum. Hinzu kommt das Potenzial der Abwärme, das wir nutzen ­können. Für Senioren brauchen wir Barrierefreiheit an Bushaltestellen, in Arztpraxen und öffentlichen Gebäuden, aber auch ­seniorengerechte Ampelschaltungen. Ich will auch auf die Jugend zugehen. Nach der Schließung des „CupCake“ muss das ­„Carat“ mit einem durchdachten Konzept alle ­Altersgruppen ansprechen.

Wie wollen Sie mit dem Thema Schließung der Seebergschule umgehen?

Angesichts rückläufiger Einschulungszahlen ist es entscheidend, zukunftsfähige Lösungen für die Schullandschaft zu entwickeln und bestehende Raum- und Platzprobleme an Schulen effizient zu beheben. Eine dauerhaft einzügige Schulstruktur ist hierbei keine tragfähige Option, da sie langfristig erhebliche personelle und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Der Erhalt von Schulstandorten ist wichtig, muss jedoch unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Faktoren erfolgen, ohne die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu vernachlässigen. Mein Ziel: eine verlässliche und zukunftsorientierte Schullandschaft, die den Anforderungen aller Beteiligten gerecht wird.

Was ist Ihre Position zum Bau der neuen Feuerwache?

Eine Feuerwache, die 25 Millionen Euro kostet und 17 Tore hat, wird nicht gebaut. Das können wir uns nicht leisten und das brauchen wir auch nicht. Ich glaube, dass die bestehenden Gebäude, die zum Bauhof gehörten, in die Feuerwache integriert werden müssen. Wenn wir den Haushalt saniert haben, müssen wir die Feuerwache baulich unseren Möglichkeiten ­anpassen, damit die Feuerwehr auch weiterhin ihre Aufgaben gut erfüllen kann.

Haben Sie eine Vision für den ÖPNV?

Wichtig ist, dass der Europarc gut angebunden ist. Dort ist Gewerbe angesiedelt, das für Kleinmachnow wichtig ist und nicht verloren gehen darf. Die Gemeinde hat mit der Ansiedlung von „Jelbi“ in Kleinmachnow einen ersten guten Schritt getan. Aber das ist eine Lösung, die vor allem bei schönem Wetter funktioniert. Es muss noch viel mehr passieren. Kleinmachnow muss sich mit Berlin in Verbindung setzen, um die Strecke Wannsee – Europarc wiederzubeleben. Dazu müssen wir mit dem Forstamt und Zehlendorf reden. Ich wünsche mir eine autarke Verbindung mit einem Elektrobus, der zwischen Wannsee und dem Europarc pendelt. Ich glaube nicht, dass das Geld das Hauptproblem bei der Umsetzung ist, sondern die mangelnde Kommunikation. Es ist ebenso von Bedeutung, das bestehende Netz und die Taktung der Regionalbus-Gesellschaft zu evaluieren und zu prüfen, inwieweit eine Optimierung des gesamten Ortsnetzes in enger Abstimmung mit Potsdam und ­Berlin realisierbar ist.

Foto: Susie Knoll