Oberstufenzentrum macht fit für den Berufseinstieg
Das OSZ Technik Teltow ist ein berufliches Oberstufenzentrum des Landkreises Potsdam-Mittelmark im Bundesland Brandenburg. Seit 01. Februar ist
Nele Lang-Rehburg neue Schulleiterin. Wir traffen sie zum Interview.
Teltower Stadtblatt: Das OSZ ist ja eine klassische Berufsschule mit technischer Ausrichtung. In welchen Berufen bilden Sie aus?
Lang-Rehburg: Das Oberstufenzentrum Technik bildet in den Berufsfeldern Elektro-, Kfz-, Informatik-, Medien-, Veranstaltungstechnik, Anlagenmechanik und Wasserbau aus. An zwei Standorten werden Auszubildende in 13 technischen Berufen bzw. Spezialisierungsrichtungen ausgebildet. Aber eine klassische Berufsschule sind wir insofern nicht, da unsere Schülerinnen und Schüler aus ganz Brandenburg, die Wasserbauer sogar aus ganz Deutschland vom Süden bis von der Nordsee kommen.
Wie wird das dann mit den Ausbildungsbetrieben koordiniert?
Wir unterrichten in Blöcken. Eine Woche sind die jungen Menschen hier, mit täglichem Unterricht von 07:15 Uhr bis 15:40 Uhr, dann gehen sie für zwei Wochen zurück in ihre Ausbildungsbetriebe. Während der Zeit, in der sie hier sind, wohnen sie in einem vom Landkreis Potsdam-Mittelmark betriebenen Wohnheim. Die Wasserbauer sind sogar während sehr langer Phasen hier; sie lernen und wohnen an der Kleinmachnower Schleuse. Im Sommer sind für die entsprechenden Jahrgänge der Wasserbauer dann immer die Prüfungen und die Verabschiedung.

Wie viele Schülerinnen und Schüler werden denn zurzeit unterrichtet, von wie vielen Lehrern? Und welche Schulabschlüsse bringen sie mit?
Die meisten haben einen Mittleren Schulabschluss, manche auch Abitur. Die Altersstruktur ist unterschiedlich: Viele kommen schon mit 16 Jahren, aber auch Studienabbrecher, die sich für einen Ausbildungsberuf umentschieden haben. Momentan lernen bei uns 1.240 Schüler, wobei gut neunzig Prozent junge Männer sind, wir sind ja sehr technisch ausgerichtet. Unsere 81 Damen befinden sich vor allem in den Medienberufen und in der Veranstaltungstechnik. Zurzeit unterrichten hier 46 Lehrerinnen und Lehrer.
Haben Sie Probleme mit Gewaltvorfällen? Wie hoch ist denn die Abbrecherquote?
Zunächst einmal: Wir müssen wirklich sehr wenige disziplinarische Maßnahmen verhängen. Die Auszubildenden haben eine drei- bis viermonatige Probezeit. Da ist die Abbrecherquote naturgemäß etwas höher, dann sinkt sie auf ungefähr fünfzehn Prozent. Bundesweit beträgt die Quote fünfundzwanzig Prozent. Wir haben auch einige nichtdeutschsprachige Schüler. Die lernen neben ihren Kernfächern dann noch Deutsch als Zweitsprache. Verpflichtend für alle sind Wirtschafts- und Sozialkunde. Themen sind die demokratischen Wahlen, Rentenversicherung, Mitbestimmungs- und Arbeitsrecht und so weiter.
Inzwischen ist Margit Kanitz, stellvertretende Schulleiterin und „Urgestein“ des OSZ, dazugekommen und berichtet von den etwas holprigen Anfängen der heutigen Schule.
Kanitz: Gleich nach der Wende, 1991, wurde das OSZ gegründet und zwar aus der Fusion der Berufsschulen des VEB Mikroelektronik Karl Liebknecht Stahnsdorf, dem Gleichrichterwerk Carl-von-Ossietzky und dem Bildungszentrum Kleinmachnow, zunächst war der Unterricht noch an verschiedenen Standorten. Es hat Jahre gedauert, bis alles zusammengewachsen war. 2006 ist dann dieser Neubau hier entstanden. Zwischendurch habe ich zirka zwei Jahrzehnte woanders unterrichtet, aber jetzt bleibe ich noch ein bis zwei Jahre und freue mich, in dieser Zeit Frau Lang-Rehburg noch ein bisschen unterstützen zu können.
Frau Lang-Rehburg, Sie sind ja auch nicht mehr ganz neu an dieser Schule, sondern unterrichten schon seit zehn Jahren Deutsch und Kameratechnik. In den letzten drei Jahren waren Sie außerdem Abteilungsleiterin. Was haben Sie sich mit Ihrer neuen Aufgabe als Leiterin vorgenommen?
Lang-Rehburg: Ich möchte, dass die Schule weiterhin so gut läuft, dass das Niveau so hoch bleibt und wir wenig Fluktuation haben. Wir möchten auch noch mehr Azubis ausbilden. Wir haben noch Kapazitäten bis circa 1.700 Plätze, im letzten Sommer startete das Schuljahr mit circa 1.550 Azubis. Wir möchten, dass unsere Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte sich weiterhin mit dem Oberstufenzentrum Technik in Teltow identifizieren. Dazu veranstalten wir gemeinsam Projekt-, Europa-, Kino-, Theater- und Verkehrssicherheitstage, Exkursionen, Sportfeste und Schülerwettbewerbe. Wir nehmen auch an bundesweiten Wettbewerben teil und richten Preisverleihungen sowie andere außerschulische Veranstaltungen aktiv mit aus. Wir motivieren unsere Schüler in außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften und laden sie zur Mitarbeit in unserem Förderverein ein.
Margit Kanitz: Außerdem haben wir eine neue Fachrichtung beantragt, die uns in ein bis zwei Jahren genehmigt werden könnte. Dann werden wir Kfz-Mechatroniker mit der Fachrichtung Hochvolttechniker für E-Mobilität ausbilden.

Beim Verlassen der Schule fällt uns auf, wie sauber und aufgeräumt alles wirkt, keine Schmierereien an den Wänden, kein Graffiti, keine leeren Kaffeebecher oder Fastfood-Verpackungen auf den Fensterbänken, stattdessen blank geputzte Böden und freundlich grüßende Jugendliche. Am Ausgang passieren wir noch eine Vitrine mit historischen Requisiten: Die ersten Klapphandys mit Antenne, Tonbänder und Kassettenrekorder, und wer erinnert sich schon noch an das Autotelefon in der Mittelkonsole?
Fotos: Elisabeth Kaufmann