Mit der Kreuzimpfung im Wettlauf gegen Delta
Zuletzt sanken die Corona-Inzidenzwerte kontinuierlich, doch in deren „Windschatten“ wuchs der Anteil von Covid-Infektionen mit der sogenannten Delta-Variante. Neue Impfstoffkombinationen sollen die Immunreaktion verbessern und für einen Vorteil im Wettrennen gegen die Mutante sorgen.
Die Ständige Impfkommission (StiKo) hat in der vergangenen Woche ihre Empfehlungen zur Impfung gegen Covid-19 angepasst. Sie rät nun Personen, die bisher eine Impfdosis mit dem Vektorimpfstoff des Herstellers Astrazeneca erhalten haben, bei der Zweitimpfung die mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna zu nutzen. Bei einer solchen „Kreuzimpfung“ sei die Immunreaktion insgesamt deutlich besser als bei einer Impfung mit zwei Astrazeneca-Dosen.
Im Juni hatte die Universität Oxford den Vorabdruck einer Studie zur Wirksamkeit verschiedener Impfstoffkombinationen veröffentlicht. Bei einer kombinierten Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca und Biontech im Abstand von vier Wochen gab es demnach deutlich bessere Ergebnisse als bei einer zweifachen Verabreichung von Astrazeneca: Die Geimpften hätten bei dieser „Kreuzimpfung“ zehnmal so viele Antikörper gegen eine Infektion mit Covid-19 entwickelt. Bei umgekehrter Reihenfolge seien es immerhin noch fünfmal so viele Antikörper als bei einer „reinen“ Impfung mit Astrazeneca. Bislang wurden jedoch nur die Studien zum Vier-Wochen-Abstand zwischen beiden Impfungen veröffentlicht.
In einer zweiten Versuchsreihe untersuchten die Oxforder Wissenschaftler die genannten Impfstoffkombinationen mit einem Abstand von 12 Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung. Beim Präparat von Astrazeneca ist bislang bekannt, dass die Immunreaktion mit größerem Abstand beider Impfungen insgesamt höher ausfällt.
Kreuzimpfung: Kombination zweier Vorteile
Verabreicht werden bei der nun empfohlenen Kreuzimpfung ein Vektorimpfstoff (Astrazeneca) und ein mRNA-Impfstoff (Biontech). Beide Präparate sorgen für eine Immunreaktion gegen das Spike-Protein der Coronaviren, mit dem sie an die menschlichen Wirtszellen „andocken“. Diese Reaktin wird auf unterschiedlichen Wegen hervorgerufen, doch durch die Kombination werden mehr Antikörper gebildet, was einen besonders guten Schutz vor einer Infektion bietet. Dieselbe Kombination ist statt mit Biontech auch mit dem Impfstoff von Moderna möglich, der ebenfalls auf der mRNA-Technologie beruht.
10 bis 12 Wochen Impfabstand empfohlen
Auch eine Studie der Berliner Charité weist auf die Vorteile der Impfkombinationen hin. Die Forscher hätten bei einer Kreuzimpfung mit Astrazeneca und Biontech „keine Nachteile bei Verträglichkeit und Wirksamkeit“ festgestellt. Die Kombination beider Präparate in einem Abstand von 10 bis 12 Wochen rufe ähnliche Immunreaktionen hervor wie eine zweifache Biontech-Impfung, so die Mediziner. Der Abstand zwischen beiden Impfungen scheint entscheidend zu sein: Eine weitere Studie der Universität Oxford belegt, dass ein Abstand von 28 Tagen die Rate der Impf-Nebenwirkungen erhöht. Die Symptome waren aber nur mild bis moderat.
Impfstoffkombination: Bessere Wirkung als zwei Dosen Astrazeneca
Auch das Universitätsklinikums des Saarlandes hatte im Vorfeld eine Studie durchgeführt, die ebenfalls ein gutes Ergebnis der Kreuzimpfungen belegt. Eine kombinierte Astra-Biontech-Impfung ist ebenso wie eine zweifache Biontech-Impfung demnach deutlich wirksamer als eine zweifache Astrazeneca-Impfung. Auch hier entdeckten die Forscher, dass bei den beiden erstgenannten Varianten etwa zehnmal mehr Antikörper im Blut vorhanden waren. Bei den neutralisierenden Antikörpern zeige die kombinierte Impfstrategie sogar noch leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache Biontech-Impfung. Das heiße aber nicht, dass viele der doppelt mit Astrazeneca geimpften Personen keinen ausreichenden Impfschutz aufweisen würden, da die Zulassungsstudie und der Erfolg der Impfkampagnen in vielen Ländern eine hohe Effektivität der Astrazeneca-Vakzine zeigen würden. Allerdings könne bei einer zweiten Dosis nicht das ganze Potenzial von Astrazeneca ausgeschöpft werden. ph
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