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Der ganze Wilhelmplatz ist ein Flammenmeer – Neuer Ausstellungsraum zur Zerstörung Potsdams im Zweiten Weltkrieg

Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs eröffnet das Potsdam Museum am 15. April 2025 in seiner Ständigen Ausstellung zur Stadtgeschichte einen Ausstellungsraum, der der Bombennacht vom 14. April 1945 in ihren Nachwirkungen gewidmet ist. Ein bislang nicht zugänglicher kleiner Nebenraum wurde dafür neu gestaltet und lädt zur Vertiefung ein.
 
Der Zweite Weltkrieg war von Beginn an auch ein aus der Luft geführter Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung. Mit fortschreitendem Kriegsverlauf kehrte der erst von Deutschland ausgehende Bombenkrieg nun auch in das Deutsche Reich zurück. Viele deutsche Städte wurden so bereits seit 1942 bombardiert. „Gerade heute ist es wichtig, an die Zerstörungskraft von Krieg zu erinnern und die Geschichte unserer Stadt sichtbar und erfahrbar zu machen“, sagt Brigitte Meier, Interims-Beigeordnete des Geschäftsbereichs Bildung, Kultur, Jugend und Sport der Landeshauptstadt Potsdam.
 
Potsdam wurde erst am 14. April 1945 durch britische Bomberverbände angegriffen. Hauptziel des Angriffes war der Hauptbahnhof sowie die östlich von ihm gelegenen Flugzeugwerke der Firma Arado. In zirka 40 Minuten fielen insgesamt mehr als 1.700 Tonnen Bomben auf die Stadt. Schätzungsweise 1.600 bis 1.800 Menschen verloren in dieser Nacht ihr Leben.
 
Die kleine Ausstellungserweiterung zeigt Fotografien und Luftbilder der zerstörten Stadtlandschaft und in Audiobeiträgen kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Bombardierung vor 80 Jahren zu Wort. Der 15-jährige Potsdamer Schüler Horst Goltz erzählt von den Stunden nach der Bombardierung: „Der ganze Wilhelmplatz und Umgebung ist ein Flammenmeer. Ich habe mir eine Matratze ausgesucht und sie mir als Schutz hinter meinen Rücken gestellt. Alle Augenblicke steht sie in hellen Flammen.“
 
Bis heute finden sich nicht detonierte Bomben und Munitionsreste jener Zeit im Boden Potsdams. Deshalb wird auch die Arbeit des Kampfmittelbeseitigungsdienstes vorgestellt und ein geborgener Blindgänger amerikanischer Bauart gezeigt.
 
„Mit dem neuen Erinnerungsraum möchten wir den Menschen in Potsdam einen Anlass geben, innezuhalten, die Auswirkungen des Krieges auf unsere Stadtgeschichte zu begreifen und über die Folgen von Krieg und imperialem Machtstreben nachzudenken. Wir schließen damit eine von mehreren thematischen Lücken in der aktuellen ständigen Ausstellung zur Stadtgeschichte“, sagt Dr. Thomas Steller, Direktor des Potsdam Museums.

Foto: Blick über die Alte Fahrt auf die Ruinen der Humboldtstraße mit einem Durchblick zur zerstörten Nikolaikirche, 1945 © Potsdam Museum, Fotograf: Hans Weber