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Die „Flitzer“ von Kleinmachnow

Nach dem großen Besuchererfolgt geht die kleine Fotoausstellung „Letztes K-Wagen-Rennen in Kleinmachnow 1969“ von Manfred Zeimer und Manfred Thomas in Lisa`s Cafe Kleinmachnow, nun wirklich in die letzte Verlängerung und läutet noch bis zum 2. Oktober genau das Datum ein, an dem vor 55 Jahren das letzte Rennen in Kleinmachnow stattfand.

Für die letzten Wochen haben die Rennfahrer Jürgen Koch, Hans Heinrich Gall und Wolfgang Trojahn Fotos aus ihren Fotoalben zur Verfügung gestellt. So sind die „Flitzer“ aus Kleinmachnow selbst in der Ausstellung zu sehen. Eine Fotoserie ihres selbstgebauten Tourbusses zeigt, wie aus einem Fahrgestell ein Hingucker wurde, wenn sie damit zu ihren Rennen durch die DDR und die sozialistischen Länder fuhren. Der Bus hatte 15 Sitzplätze und Platz für 4 K-Wagen.

Die Ausstellung „Letztes K-Wagen-Rennen in Kleinmachnow 1969“ von Manfred Zeimer und Manfred Thomas zieht immer wieder Besucher in Lisa’s Cafe Kleinmachnow. Viele von ihnen bringen ihre eigenen Erinnerungen an die Zeit mit, als auf den engen Straßen Kleinmachnows die Motoren heiß liefen und die Zuschauer am Straßenrand ihre Favoriten anfeuerten. So berichtete uns ein Besucher von einer Begegnung mit Rennfahrer-Legende Manfred von Brauchitsch von 1934 bis 1939 Werksfahrer bei Mercedes Benz und Gewinner des „Großen Preis von Monaco 1937“. 1957 enstand der DEFA – Film „Rivalen der Rennbahn“ dessen Drehbuch auf seine Erinnerungen basiert. Leider konnte man damals noch keine Selfies machen so der Besucher.

Für die letzten Wochen haben die Rennfahrer Jürgen Koch, Hans Heinrich Gall und Wolfgang Trojahn Fotos aus ihren Fotoalben zur Verfügung gestellt. So sind die „Flitzer“ aus Kleinmachnow selbst in der Ausstellung zu sehen. Eine Fotoserie ihres selbstgebauten Tourbusses zeigt, wie aus einem Fahrgestell ein Hingucker wurde, wenn sie damit zu ihren Rennen durch die DDR und die sozialistischen Länder fuhren. Der Bus hatte 15 Sitzplätze und Platz für 4 K-Wagen. „Unsere Ausstellung wurde auch um zwei Fotos des Tourbusses von einem Unbekannten erweitert. Ein ehemaliger Lehrling des VEB KIB „Max Reimann“, dem Trägerbetrieb der Rennfahrer, berichtete, dass er am Eingang des Gemüseladens „Howe“ Am Fuchsbau Eintrittskarten verkaufte und die Fahrer später nach Bratislava und Ungarn begleitete“, erzählen Manfred Zeimer und Manfred Thomas dem Teltower Stadtblatt.

Seit April ist in Lisa’s Cafe die Ausstellung über die legendären K-Wagen-Rennen der 1960er Jahre in Kleinmachnow zu sehen. Gezeigt werden historische Fotos vom letzten Rennen in Kleinmachnow. Der damalige Rundkurs führte vom OdF-Platz die Hohe Kiefer entlang bis zum Fuchsbau, dann links bis zu den Kleinen Eichen, durch den Bannwald bis zur Karl-Marx-Straße und links zurück zum OdF-Platz. Unglaublicher Motorenlärm und dicke Abgaswolken zogen durch die Stadt. Es herrschte eine aufgeregte Rennatmosphäre. Zu den erfolgreichsten Rennfahrern des Vereins gehörten Hans-Heinrich Gall, Günter Büttner, Helmut Schanze, Manfred Reiche, Werner Febrow, Wolfgang Trojahn, Siegmar Böhm, Herbert Hippel, Bernd Malcher, Klaus Rückwardt, Jürgen Koch, Volker Reinke und andere. Volker Reinke wurde später DDR-Meister 1985, 1986 und 1987. Ihnen allen ist die kleine Ausstellung in Lisa’s Café gewidmet.

Den Augenblick festhalten, die Zeit anhalten – das hat Manfred Zeimer und Manfred Thomas schon früh fasziniert. Als 16-Jähriger durfte Manfred Zeimer in den Ferien im DEFA-Dokumentarfilmstudio in der Beleuchtungsabteilung arbeiten. Dort lernte er ganz praktisch den Umgang mit Licht und Schatten. Nun musste eine eigene Kamera her. Das Geld dafür verdienten sich die beiden Freunde aus Kleinmachnow, die zeitgleich eingeschult wurden, mit verschiedenen Ferienjobs. „Eines Tages fragte mich mein Schwager, ob ich der bekannten Schauspielerin Agnes Kraus, die bei uns im Birkenschlag wohnte und heute noch als ‚Schwester Agnes‘ im Fernsehen zu sehen ist, bei Arbeiten an ihrem Haus helfen wolle. Ich sagte sofort zu und arbeitete einige Nachmittage auf einer sehr langen Leiter an ihrem Haus. Weil sie mit dem Ergebnis zufrieden war, gab sie mir nicht nur den vereinbarten Betrag, mit dem ich Filme kaufen konnte, sondern auch eine Autogrammkarte, die ich bis heute in Ehren halte“, erinnert sich Manfred Zeimer. Jeden Pfennig, den die beiden verdienten, investierten sie in Fotomaterial. Neben der EXA 1a kauften sie ein einfaches Vergrößerungsgerät, eine Entwicklerdose, Fotoschalen, eine Fotolampe mit dunkelroter Glühbirne, eine kleine Trockenpresse und große Flaschen für Entwickler- und Fixierlösung. So wurde die Garage zum Fotolabor, und die beiden Autodidakten konnten sich dem Fotografieren der K-Rennen in Kleinmachnow widmen.

Für immer verbunden in Schwarz und Weiß – Manfred Zeimer und Manfred Thomas sind seit ihrer Schulzeit beste Freunde.

Die ersten K-Wagen fuhren in der DDR 1961 auf der Leipziger Messe. Schnell verbreitete sich der neue Sport im ganzen Land, wobei die Rennfahrzeuge damals von Motorsportclubs (MC) gebaut wurden. Materielle und finanzielle Unterstützung erhielten sie von volkseigenen Betrieben, LPGs und sogar von der NVA. Die verwendete Technik basierte auf Simson- und MZ-Motoren sowie 8-Zoll-Reifen des Herstellers Heidenau.

1963 gab es die ersten K-Wagen-Aktivitäten im GRW Teltow. Im Mai 1964 wurde der MC im VEB „Max Reimann“ Kleinmachnow mit damals knapp 30 Mitgliedern gegründet. Bereits im Herbst des gleichen Jahres wurde der erste selbstgebaute Rennwagen in Ludwigsfelde eingesetzt und belegte den 5. Platz. Das erste K-Wagen-Rennen in Kleinmachnow fand am 3. Mai 1964 statt. Bis 1969 gab es mindestens zwölf weitere, oft auch mit internationaler Beteiligung. Namen wie Hans-Heinrich Gall, Günter Büttner (BS Babelsberg), Manfred Reiche, Werner Febrow, Wolfgang Trojahn, Volker Reinke (DDR-Meister 1985, 1986 und 1987) oder Jürgen Koch waren dem Publikum gut bekannt. Start und Ziel befanden sich in der Hohen Kiefer vor dem Sowjetischen Ehrenmal (ehemals Stalin-, dann Leninallee). Die Strecke führte über 1.100 Meter: Am Fuchsbau, Kleine Eichen, Am Bannwald, Karl-Marx-Straße, OdF-Platz bis zur Nordspitze, Hohe Kiefer. Eingebaute Hindernisse verlängerten die Strecke um 100 Meter. Das Fahrerlager wurde an der Tankstelle von Hans Gericke eingerichtet. In den sozialistischen Ländern wie Polen, CSSR, Rumänien, Bulgarien und der UdSSR waren die Rennfahrer häufig zu Gast. Zu diesem Zweck wurde in Kleinmachnow ein ausrangierter Ikarus-Bus umgebaut, der 18 Sitzplätze bot und Platz für sechs Rennwagen hatte. Später wurden ein H3A-Motor mit Getriebe, ein größerer Tank und eine kleine Werkstattausrüstung im Heck eingebaut. Die K-Wagen-Rennen in Kleinmachnow wurden 1969 aus verschiedenen Gründen wie Sicherheit und Belästigung eingestellt.

Kleinmachnow, Lisas Cafe´Ausstellungseröffnung:“Letztes K-Wagenrennen 1969″ in Kleinmachnow Die ehemaligen Rennfahrer Siegmar Böhm, Hans Heinrich Gall , Fotograf Manfred Zeimer, Heike Koch (Tochter von Rennfahrer Jürgen Koch), Team_Manager Knud Krüger (v.links)

Manfred Thomas und Manfred Zeimer waren immer an der Strecke. „Ganz kurze Verschlusszeiten, die in der Sportfotografie für scharfe Bilder entscheidend sind, gab es damals noch nicht. 1/175 war wohl die kürzeste Belichtungszeit. Hinzu kam, dass das Fotomaterial NP 15 oder NP 20 nicht sehr lichtempfindlich war. Deshalb mussten vorbeiziehende Objekte ‚nachgezogen‘ werden, um sie scharf zu bekommen. Die Umgebung dieser sich schnell bewegenden Objekte war dann unscharf. Man musste sich beim Fotografieren blitzschnell entscheiden“, sagt Manfred Zeimer. „Und in der Garage ging es dann ans Entwickeln. Unvergessen ist, wie wir die Filme am Wasserhahn im Erdbeerbeet gewässert haben“, lacht Manfred Thomas.

Kleinmachnnow, letzes K-Wagenrennen 1969 in Kleinmachnows Zentrum Am Fuchsbau, Ecke Hohe Kiefer Foto: Manfred Zeimer

Ihre Fotos haben sie der Kleinmachnower Museumsinitiative übergeben. Sie werden künftigen Generationen vom letzten K-Wagen-Rennen in Kleinmachnow und von einer Freundschaft erzählen, die die Zeit überdauert hat.

Fotos: Manfred Zeimer, Manfred Thomas, Redaktion, Archiv