Dornröschenschlaf für immer?
Die Gemeindevertretung von Kleinmachnow hat einen Erbbaurechtsvertrag mit Dr. Knud Gastmeier abgelehnt, der ihm die Alte Hakeburg am Zehlendorfer Damm 215 für die nächsten 99 Jahre überlassen hätte. Damit ist endgültig entschieden, dass es keinen Neubau auf den historischen Mauern geben wird. Knud Gastmeier hatte geplant, in der Kubatur der Alten Hakeburg im Untergeschoss ein öffentlich zugängliches Medizinmuseum der Region einzurichten und im Obergeschoss die bestehende Arztpraxis in der benachbarten Bäkemühle zu erweitern. Außerdem sollten Personalwohnungen, Gästezimmer und Veranstaltungsräume entstehen.
„Ich bin zutiefst enttäuscht über diese Entscheidung“, sagte Knud Gastmeier nach dem endgültigen Beschluss der Gemeindevertretung. „1943 wurde die Alte Hakeburg von einer Bombe getroffen. Sie brannte aus und wurde aus politischen Gründen abgerissen. Ich habe das Gefühl, dass den ablehnenden Gemeindevertretern der weitere Verfall der Ruine der Alten Hakeburg egal ist. Nur das Grundstück nicht hergeben. Egal, was mit dem ältesten Gebäuderest der Region passiert. Am meisten bedrückt mich, dass mein Antrag ohne Alternative abgelehnt wurde. “
Das 271 Quadratmeter große Grundstück mit den Resten der Alten Hakeburg gehört der Gemeinde Kleinmachnow. Mit ihr wollte Knud Gastmeier einen Erbbaurechtsvertrag abschließen, der in der Regel eine Laufzeit von 99 Jahren hat. Gastmeier hätte regelmäßig einen bestimmten Betrag an die Gemeinde gezahlt und im Gegenzug das Grundstück nutzen und bebauen können. Die Gemeinde Kleinmachnow wäre Eigentümerin des Grundstücks geblieben. „Da das Grundstück innerhalb des historischen alten Dorfkerns von Kleinmachnow liegt und als Bodendenkmal in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen ist, hätte der Wiederaufbau denkmalgerecht erfolgen müssen“, sagt Gastmeier. „Als heimatverbundener Mensch war ich dazu bereit und mit dem Wiederaufbau des Lindenhauses wäre der klassizistische und historische Ortseingang wiederhergestellt worden. Aber für beides gibt es keine Chance.“
Der seit über 40 Jahren in der Region tätige Arzt ist auch Eigentümer der benachbarten Bäkemühle, die er 2017 gemeinsam mit seiner Tochter restauriert hat. Schon als Kind spielte er in der Ruine der Hakeburg. Mit Freunden suchte er damals nach einem sagenumwobenen Geheimgang, der unter dem Machnower See hindurchführen sollte. Gefunden hat er ihn nicht. Aber er hat diesen heimatlichen Ort in sein Herz geschlossen. Als Erwachsener fasste er den Entschluss, die Alte Hakeburg wieder aufzubauen. Im Bebauungsplan der Gemeinde war festgelegt, dass der neue Eigentümer die Kosten für die Sanierung des Gebäudes zu tragen hat. Konkret wollte Knud Gastmeier nach den Vorgaben der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark den Keller für die Öffentlichkeit zugänglich machen. „Der Tonnengewölbekeller wäre für den Heimatverein nutzbar gewesen.
Und auch für ein kleines Museum, das die medizinische Entwicklung in unserer Region darstellt, hätte es genügend Exponate gegeben“, so der Eigentümer der Bäkemühle. Im Obergeschoss plante Gastmeier zusätzliche Räume für die bestehende Facharztpraxis für Innere Medizin, Lungenheilkunde, Schmerz- und Palliativmedizin in der benachbarten Bäke-mühle. Das Dachgeschoss war für Personal- und Gästezimmer vorgesehen. „Der Plan war, schon im Januar anzufangen“, sagt Gastmeier.
Die Alte Hakeburg und ihre Geschichte sind heute kaum noch im öffentlichen Gedächtnis präsent. Heinrich I. von Hake erwarb um 1400 von Albrecht Quast Burg und Gut Machnow (Sandmanchnow). Durch den Besitz von Machnow zählte die Familie Hake fortan zu den Schlossgesessenen der Mark und nahm als solche eine privilegierte Stellung innerhalb der brandenburgischen Ritterschaft ein. Bei der heute sichtbaren Ruine handelt es sich um ein in Mischmauerwerk aus Kalksteinen, Ziegeln und Feldsteinen errichtetes „Festes Haus“ aus dem späten 16. Jahrhundert. Von diesem Gebäude haben sich die um einen Mittelpfeiler gruppierten Tonnengewölbe des Untergeschosses erhalten. „Die heute sichtbaren Teile wurden im Zuge der Freilegung für Material- und Übungszwecke teilweise überbaut und sind keineswegs, wie von vielen Antragsgegnern behauptet, ein schützenswertes Original“, so Knud Gastmeier.
Fontane beschreibt die Hakeburg in „Die schönsten Wanderungen durch die Mark Brandenburg“: „Nichts von geschichtlicher Erinnerung knüpft sich an diesen Bau. Im Allgemeinen hat hier im Lande die Geschichte des Ortes den Ort selbst überlebt; wir wissen von der Existenz dieser oder jener Burg, von diesem oder jenem, was sich darin ereignet hat, und nur die Burg selbst ist verschwunden; in Klein-Machnow ist es umgekehrt, die Burg steht, aber die Geschichte fehlt …“ Die Alte Hakeburg existierte vermutlich seit dem Dreißigjährigen Krieg bis 1800 als ausgebrannte und kriegszerstörte Ruine. Sie wurde dann 1800 von D. Gilly als Getreidespeicher für die Mühle wieder aufgebaut und in den 1940er-Jahren als Trödellager genutzt.
Jetzt haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter mit zehn Ja- und 13 Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen den Abschluss eines Erbbaurechtsvertrages mit Gastmeier abgelehnt. „Auf dem Gelände der Bäkemühle befinden sich wesentliche Elemente des Wetterschutzes. Die damit verbundenen Belastungen trägt die Familie Gastmeier unaufgefordert gerne, weil sie damit zum aktiven Schutz der Ruine der Alten Hakeburg beitragen kann. Während im Inneren der Burg immer mehr Deckenbalken auf dem Boden liegen und der sichtbare Verfall voranschreitet“, so Gastmeier.
Bürgermeister Michael Grubert: „Die Entscheidung wurde von der Gemeindevertretung getroffen. Sie bedeutet, dass die Gemeinde Kleinmachnow die Ruine der Alten Hakeburg nicht aus der Hand geben wird und der private Investor seine Idee des Wiederaufbaus nicht umsetzen kann. Ich gehe davon aus, dass auch in den nächsten fünf Jahren in dieser Hinsicht nichts passieren wird. Das historische Kellergewölbe der Alten Hakeburg, das 2001 freigelegt wurde, steht unter Denkmalschutz und wird durch eine Überdachung geschützt und gesichert. Außerdem ist das Gelände eingezäunt. Die Anlage kann auch weiterhin besichtigt werden. Der Heimat- und Kulturverein Kleinmachnow e. V. bietet dort von April bis Oktober einmal im Monat ehrenamtlich Führungen an. Vor allem bei gutem Radfahrwetter ist die Hakeburg dann immer gut besucht. Informationen über das Alte Dorf inklusive Hakeburg lassen sich vor Ort auch bequem über einen QR-Code abrufen. Noch attraktiver wird der Ausflug, wenn im nächsten Frühjahr auch der Gutspark gärtnerisch neugestaltet ist und historische Bezüge erkennbarer werden. Die Arbeiten dazu laufen gerade.“
Fotos: Redaktion/Wikipedia