Nachruf auf die Schriftstellerin Gisela Heller
Am 3. März verschied die Redakteurin und Schriftstellerin Gisela Heller. Am 6. August 1929 wurde sie in Breslau geboren. Zwischen 1953 und 1994 lebte sie in Kleinmachnow, danach in Teltow. Die Beerdigung findet am 1. April um 11:00 Uhr auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf statt. Ein Nachruf von Dr. Axel C.W. Müller, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Kleinmachnow.
Versuch eines Nachrufs: Eine bedeutende Kleinmachnowerin ist im Alter von 95 Jahren von uns gegangen, eine Frau und eine Schriftstellerin, die mit beiden Beinen im Leben stand und weniger auf Besitz Wert legte als auf Kontakte zu den Menschen. Als Journalistin hat sie sich in einer Männerwelt nach dem 2. Weltkrieg zu behaupten gewusst und konnte im DDR-Sozialismus für Rundfunk und Fernsehen über die zwischenmenschlichen Beziehungen schreiben. Dabei vermied sie, mit den Mächtigen zu streiten, weil frühe Erfahrungen mit der sowjetischen Besatzungsmacht sie nachhaltig geprägt haben.
Nach der Flucht aus Schlesien kam sie mit der Familie 1945 in Threna bei Leipzig an und begann eine Buchhändlerlehre und später ein Journalistik-Studium in Leipzig. Nach zwei Jahren wurde sie Volontärin beim Mitteldeutschen Rundfunk. Nach der Heirat 1951 lebte sie eine Zeitlang in Weimar. Doch bereits 1952 wechselte sie nach Berlin zum Deutschlandsender und arbeitete ab 1954 freiberuflich für den Rundfunk und ab 1962 für den Deutschen Fernsehfunk. 1970 wurde sie Moderatorin bei Radio DDR in Potsdam.
Nach Kleinmachnow kam sie Anfang der 1950er Jahre und bezog das Haus Richard-Strauß Weg 11, wo früher der bekannte Tiergeschichten-Erzähler Paul Eiper gelebt hatte. Nach der Trennung von Hans-Joachim Heller wohnte sie mit ihren Töchtern in der Märkischen Heide 25 fast 40 Jahre bis sie sich 1994 zum Wegziehen entschließen musste und in Teltow Nuthestraße seniorengerecht untergebracht war. Eine unangenehme Begegnung bei einem Haustürgeschäft zwang sie 2021 fluchtartig auszuziehen und so fand sie nach einem Intermezzo im SenVital Kleinmachnow in Potsdam-Babelsberg freundliche Aufnahme im betreuten Wohnen bis an ihr Lebensende.
Nach einer langen Karriere für Funk und Fernsehen widmete sie sich nach Ende der DDR ganz der Schriftstellerei und fand in der Mark Brandenburg mit den Persönlichkeiten von Friedrich dem Großen und Theodor Fontane ein märkisches zeithistorisches Thema.
Es waren die Frauen, die neben oder hinter großen Persönlichkeiten wirkten, die ihr Interesse weckten und denen sie das literarische Feld öffnete. Zum 100. Todestag von Theodor Fontane erscheint 1998 „Geliebter Herzensmann – Emilie und Theodor Fontane“, nachdem der „Märkische Bilderbogen“ sich der Persönlichkeit Friedrich II. gewidmet hatte. Vor vier Jahren hat sie am 30.07.2021 im Jägerstieg 2, in Kleinmachnow mit knapp 92 eine ihrer letzten Lesungen zum Thema „Geliebter Herzensmann – Emilie und Theodor Fontane“ gehabt, zu der sie der Heimat- und Kulturverein Kleinmachnow eingeladen hatte. Die Lesung mit „Meine Irrungen und Wirrungen“, ihre Autobiografie bei Edition digital Pekrul & Sohn GbR kam nicht mehr zustande.
Nun mit Ihrem Tod verlässt uns eine selbstbewusste und starke Frau, deren Kariere als Schriftstellerin im geeinten Deutschland neue Fahrt aufnahm, wobei durch die breite Konkurrenz auf dem gesamtdeutschen Büchermarkt eine ostdeutsche Autorin viele Widerstände zu überwinden hatte. Ein Glücksfall war daher der Fund eines Koffers mit unbekannten Fontane-Briefen, die Gisela Heller für ihre Arbeit an „Guter Herzensmann…“ verwerten konnte…
Text: Axel C. W. Mueller / Foto: Gisela Heller – Lesung im Toni-Stemmler-Klub Kleinmachnow am 15 November 2011 / Wikipedia