Zu Gast bei Freunden: Ein Rundgang durch das Russische Haus in Berlin
Deutschland, Südafrika, Brasilien und nun Russland. Zu jeder WM machen sich Fußball-Fans gerne mit dem Gastgeberland vertraut. Und dafür muss man gar nicht weit reisen. Denn in Berlin steckt jede Menge Russland. Im russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in der Friedrichstraße in Berlin können Besucher Sprache und Kultur der östlichsten Europäer erkunden.
Das Russische Haus befindet sich in der Friedrichstraße 176 bis 179 in Berlin- Mitte und wird vom Botschaftsrat der Russischen Föderation in Deutschland, Pavel A. Izvolskiy, geleitet. Der studierte Historiker aus Nischni Nowgorod begrüßt uns mit einem freundlichen „Schönen guten Tag! Vielen Dank, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind.“ Sogleich lässt der Direktor der Einrichtung Tee servieren und gibt einen kleinen Einblick in die Geschichte des russischen Hauses. 1984 als „Sowjetisches Haus für Wissenschaft und Kultur“ eröffnet, ist es heute das weltweit größte Haus außerhalb Russlands für eben jene beiden Bereiche. „Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Es gibt eine sehr umfangreiche Bibliothek, in der neben Büchern auch CDs aller Genres, also Musik, Hörspiele oder Hörbücher, ausgeliehen werden können. Regelmäßig werden im Kino russischsprachige Filme gezeigt. Einige im Original, andere mit deutschen Untertiteln. Ebenso werden Sprachkurse angeboten. Pro Jahr beteiligen sich daran rund 800 Interessierte. Das große Gebäude verfügt über vier Ausstellungsräume und bietet auch Mal- und Ballettkurse an. Zwei auf Dienstreisen und Urlaube in Russland spezialisierte Reisebüros sind im Russischen Haus Mieter. „Wir hier sehen es auch an unsere Aufgabe an, zu helfen“, sagt Botschaftsrat Izvolskiy. „Möchte eine deutsche Schulklasse, die ihren Zweig auf Musik ausgerichtet hat, Russland besuchen und dort an einigen Stellen ihr musikalisches Können unter Beweis stellen, sind wir gerne bereit, passende Orte und Aufführungsstellen im Vorfeld der geplanten Reise zu benennen.“
Für Sprachwissenschaftler und Freunde von Sprachen, besonders der kleinen und exotischen, bietet das Russische Haus zahlreiche Raritäten an. So zeigte man in diesem Jahr zum Beispiel auf der 68. Berlinale im Wettbewerb „Aga“. Der Film mit Mikhail Aprosimov und Feodosia Ivanova in den Hauptrollen wurde im Original in jakutischer Sprache gedreht. Die Jakuten, auch Sacha genannt, leben im Fernen Osten. Die russische Provinz hat knapp eine Million Einwohner und die Hauptstadt ist Jakutsk. „Die zahlreichen in Russland gesprochen Sprachen, auch das Tatarische, kommen hier im Hause zum Ausdruck. Sie sind untrennbarer Bestandteil unserer Kultur.“ Daher findet man auch Werke in anderen Sprachen vor – oder Mischvarianten. Ein Sänger hat eine CD produziert, auf der er Lieder in Russisch, Usbekisch und Kasachisch singt. Wer sich für das breitgefächerte Programm des Russischen Hauses interessiert, erfährt hier weitere Details.
Text: Volkert Neef, Foto: Svetlana Reinwarth