Der längste Tag des Jahres
Am 21. Juni ist kalendarischer Sommeranfang und somit der längste Tag des Jahres. In diesem Jahr kann es bis zu 17 Stunden Sonne an diesem Tag geben.
Am Mittwoch steht die Sonne bei uns um die Mittagszeit am höchsten über dem Horizont. Solstitium nannten das die alten Römer, und tatsächlich hat man zur Zeit der Sonnenwende das Gefühl, die Sonne stehe still. Erlebt man dieses astronomische Phänomen auf Sylt, einem der nördlichsten Punkte Deutschlands, liegen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang 17,02 Stunden. Befindet man sich am selben Tag im Süden Deutschlands, am Fuße der Alpen, ist der lichte Tag etwa eine Stunde kürzer. Je weiter man nach Süden kommt, desto kürzer wird der Tag. Die Erklärung: Sonnenwenden entstehen, weil die Rotationsachse unserer Erde auf ihrer Bahn um die Sonne um etwa 23,5 Grad geneigt ist. Der Zeitpunkt, an dem die Sonne den größten nördlichen oder südlichen Abstand vom Himmelsäquator der Erde erreicht, wird als Sonnenwende bezeichnet.
Die Sonnenwende hat die Menschen seit jeher in Erstaunen versetzt und ihre Phantasie angeregt. Viele antike Stätten wurden daher im Einklang mit diesem Phänomen errichtet. Der Sonnentempel von Machu Picchu ist das einzige kreisförmige Bauwerk der Inka-Hauptstadt. Während der Sommersonnenwende fällt das Licht durch eines der beiden Fenster des Tempels und beleuchtet den zeremoniellen Stein in der Mitte des Raumes. Zur Wintersonnenwende fällt das Licht durch das zweite Fenster. In Ägypten scheinen die großen Pyramiden von Gizeh nach der Sonne ausgerichtet zu sein. Von der Sphinx aus gesehen geht die Sonne zur Sommersonnenwende genau zwischen der Cheops-Pyramide und der Chephren-Pyramide unter. Wer zur Sommersonnenwende in der Mitte von Stonehenge in England steht, sieht die Sonne genau hinter dem Fersenstein des Monuments aufgehen. Dies bestärkt die Archäologen in ihrer Annahme, dass die Steine von Stonehenge speziell für die Sommersonnenwende ausgerichtet wurden.
Besonders lebendig sind die Bräuche im Baltikum und in Skandinavien, wo die Nächte in dieser Jahreszeit kaum dunkel werden und als Weiße Nächte bezeichnet werden. In Schweden ist das Mittsommerfest nach Weihnachten das zweitgrößte Fest des Jahres und wird von den meisten Schweden mit Verwandten, Freunden und Nachbarn gefeiert. In Finnland heißt der Mittsommertag Juhannus und ist gleichzeitig der Tag der finnischen Flagge, der einzige Tag im Jahr, an dem die Flagge auch nachts gehisst werden darf. In Spanien, vor allem in Küstennähe, wird zur Sommersonnenwende die Johannisnacht gefeiert. Um Punkt Mitternacht springt man ins Wasser und begrüßt so die Sommersonnenwende. Auch bei unseren Nachbarn in Polen, Österreich und der Slowakei gedenkt man zur Sommersonnenwende des Heiligen Johannes des Täufers. Dort werden Johannisfeuer entzündet und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. ib
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