Der Hauptmann von Cöpenick in Luxemburg
Der Hauptmann von Cöpenick hatte sich bekanntlich 1906 ja so geirrt: In Cöpenick befand sich zwar eine Stadtkasse, aber dort stellten die Kaiserlich Preußischen Beamten keine Pässe aus. Den so sehr begehrten Pass hätte der gelernte Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt nur im „Amt Teltow bei Berlin“ erhalten können. Der studierte Schauspieler Jürgen Hilbrecht, der natürlich in Köpenick beheimatet ist, stellt seit über einem Vierteljahrhundert den Hauptmann von Cöpenick dar. Im Februar hatten ihn Schüler aus Luxemburg eingeladen.
Am 13. Februar 1849 erblickte der später weltbekannte Ganove Voigt das Licht der Welt in Tilsit. Am 3. Januar 1922 verstarb der Herr Hauptmann in Luxemburg. Jürgen Hilbrecht: „Die Schüler, ihre Lehrer und ich gedachten des 158 zigsten Geburtstag von Friedrich Wilhelm Voigt, dem legendären Hauptmann von Köpenick, an seinem Grab. Früh um 5 Uhr begann meine Reise. Ich hatte auch keine Mühe, den Termin um 17 Uhr auf dem Friedhof Notre-Dame einzuhalten und mein Blumengebinde mit den Grüßen aus Köpenick niederzulegen. Mit liebevollen Augen sah ich, wie die Stadt Luxemburg das Grab des Mannes pflegt, der uns Köpenicker zu Weltaufmerksamkeit brachte. Ich möchte mich an dieser Stelle auch ausdrücklich dafür bedanken. Bedanken möchte ich mich auch bei den Luxemburger Schülern und dem Historiker Mac Jeck, die ein kleines Forschungsprojekt über diesen Mann, über seine Tat und seine Zeit initiierten. Dabei war es hochinteressant zu erleben, wie die wissbegierigen Schüler die Konzeptionsaussage von Carl Zuckmayer, die er mit seinem Theaterstück über diesen Vorgang in die Welt setzte, angenommen haben. Wie schnell sie den politischen Inhalt dieses „deutschen Märchens“ für sich verarbeiteten. Den Besuch in Luxemburg werde ich, Jürgen Hilbrecht, wiederholen. Ich denke, es wird der 4. Mai 2017 sein, der Tag, an dem Wilhelm Voigt 1910 zum ersten Mal Luxemburger Boden betrat.“
Andreas Gröschl, der Verleger des Teltower Stadtblatt-Verlages, betonte: „Wir Teltower haben ja einerseits Glück und anderseits Pech mit dem Herrn Hauptmann gehabt. Der falsche Offizier nahm sich damals nicht das Teltower Rathaus für seinen gelungenen Coup vor. Hätte er es getan, wären wir Teltower umso bekannter und es müsste lauten: Der Hauptmann von Teltow. Die Teltower Rübchen sind wenigstens ein kleiner Ersatz und haben für die Verbreitung des Namens Teltow gesorgt.“
Frank Westphal ist Geschäftsführer der in Köpenick beheimateten Reederei BWSG, der „Berliner Wassersport und Service GmbH & Co. Betriebs KG.“ Frank Westphal betonte: „Wir Köpenicker sind dem Herrn Hauptmann sehr dankbar, dass er es war, der unseren Namen in aller Welt bekannt gemacht hat. Als Reeder hätte ich es natürlich lieber gesehen, er hätte sich weiland beim Trödler die Uniform eines Admirals besorgt. Dann müsste es lauten: Der Admiral von Cöpenick.“ Schmunzelnd meinte der BWSG-Geschäftsführer noch: „Friedrich Wilhelm Voigt würde natürlich, sollte er noch unter uns weilen, an Bord immer ohne Billett, wie man damals zu sagen pflegte, willkommen sein. Ein Tässchen Kaffee servierten wir ihm auch noch dazu, auf Kosten des Hauses natürlich.“ Sofort meldete sich Jürgen Hilbrecht zu Wort; „Danke, lieber Herr Geschäftsführer! Ihr Angebot nehmen wir Gehohrsamst an! Bitte erst mach meiner erneuten Tour nach Luxemburg im Mai.“ Worauf Frank Westphal antwortete: „Immer willkommen an Bord, sehr geehrter Herr Hauptmann!“ Sobald der Hauptmann von Cöpenick in Köpenick die Planken des Schiffes betreten hat, werden wir darüber berichten.
Foto: Grenadier der Garde, Frank Westphal, Jürgen Hilbrecht alias der Hauptmann von Cöpenick, Andreas Gröschl (Von li. nach re.)
Text und Foto: VTN