Tag der Rückengesundheit: Zu oft wird unnötig operiert
Unabhängig von Alter und körperlicher Fitness: wohl jeder Mensch kennt Rückenschmerzen. So quälend sie auch sein können, meist gehen sie durch einfache Maßnahmen wieder weg. Kritisch wird es, wenn Rückenschmerzen zum ständigen Begleiter werden. Dann führt der erste Weg zum Orthopäden und von dort aus oftmals auf den OP-Tisch. Eine Operation ist aber nicht immer nötig.
Zwischen 2005 und 2013 hat sich die Zahl der Wirbelsäulen-Operationen in Deutschland von knapp 327.000 auf rund 750.000 mehr als verdoppelt. Dabei weisen Experten schon seit längerem darauf hin, dass bis zu 90 Prozent dieser oft gravierenden Eingriffe überflüssig sind. Zu dem gleichen Ergebnis kommt die Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union (BKK VBU), die seit zwei Jahren ein besonderes Zweitmeinungsverfahren in den Berliner Rückenzentren am Markgrafenpark und in Köpenick anbietet.
Vier-Augen-Prinzip bietet mehr Sicherheit
Die Kooperation mit den Berliner Rückenzentren beinhaltet neben der Sichtung aller Vorbefunde eine ausführliche Diagnose durch Experten der Fachdisziplinen Orthopädie / Schmerztherapie, Psychologie und Physiotherapie. 2016 und 2017 haben 160 Versicherte der BKK VBU, denen zuvor eine OP verordnet wurde, das Angebot des Zweitmeinungsverfahrens angenommen – bei 144 kamen die Rückenexperten zu dem Ergebnis, dass eine Operation nicht nötig ist. Die Teilnahme am Zeitmeinungsverfahren ist freiwillig. Wenn eine Operation an der Wirbelsäule angezeigt ist, stellt der behandelnde Arzt eine Verordnung aus, die von der Krankenkasse genehmigt wird. In diesem Zeitfenster weist die BKK·VBU die Rückenpatienten auf die Möglichkeit der Zweitmeinungsdiagnostik hin. „Jeder Eingriff, der nicht wirklich nötig ist, ist eine schlechte Lösung für den Patienten. Deshalb wünschen wir uns, dass noch viel mehr Patienten von ihrem Recht auf eine zweite Meinung Gebrauch machen“, erklärt Lars Straubing, Leiter des Versorgungsmanagements der BKK VBU. Zumal eine Operation nicht immer den gewünschten Effekt hätte. „Eine ganze Reihe von operierten Patienten entwickeln nach der Operation sogar chronische Schmerzen“, so Dr. Ulf Marnitz, Leiter des Rückenzentrums.
Konservative Methoden sind oft erfolgreicher
Wenn sich bei der Diagnostik herausstellt, dass auf einen operativen Eingriff verzichtet werden kann, werden gemeinsam mit dem behandelnden Arzt Vorschläge für alternative Therapien erstellt. „Gerade bei Rückenbeschwerden bieten konservative Behandlungsmethoden eine erfolgreiche Alternative zur Operation“, betont Dr. Ulf Marnitz, Leiter des Rückenzentrums. Die Rückenzentren am Markgrafenpark und in Köpenick behandeln Schmerzpatienten seit 2004 mit der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie. Das heißt, die Behandlung besteht aus den Bausteinen Therapieprogramm, Medizinisches Training, Physiotherapie und Psychologische Betreuung.
Rückenfit an der frischen Luft
Für einen gesunden Rücken kann man auch selbst sehr viel tun. Am 15. März 2018 findet zum 17. Mal der Tag der Rückengesundheit statt. Das diesjährige Motto "Rückenfit an der frischen Luft" möchte dazu motivieren, sich mehr in der Natur zu bewegen und sportliche Aktivitäten im Freien zu genießen. Frische Luft belebt Körper und Geist und Tageslicht sorgt zusätzlich für gute Laune. Initiiert und organisiert wird der Aktionstag von der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. und dem Bundesverband deutscher Rückenschulen (BdR) e. V. Rund um den 15. März finden bundesweit zahlreiche Veranstaltungen, Workshops und Aktionen statt.
Auch wenn die Ursachen für die Beschwerden meist harmlos sind, sollten Rückenschmerzen behandelt werden. "Wichtigster Baustein dabei ist ausreichend Bewegung.", so Detlef Detjen von der Aktion Gesunder Rücken. Werden Muskeln und Gelenke bewegt, wirkt das wie eine kleine Massage. Verspannungen werden gelockert, die Durchblutung wird angeregt und die Schmerzen lassen nach. Eine Schonhaltung, also das Vermeiden von Bewegungen dagegen, kann die Schmerzen noch verstärken. Besonders förderlich ist dabei Bewegung an der frischen Luft: Der Stoffwechsel wird angeregt, der Blutdruck sinkt langfristig, die Produktion des Schlafhormons Melatonin wird reguliert und die Bildung von Glückshormonen gefördert. Entscheidend ist dabei nicht die Intensität der Bewegung. Ob ein Spaziergang, Radfahren, Nordic Walking, Inline-Skaten, Kanufahren oder eine Partie Golf – durch regelmäßige Aktivität lassen sich nicht nur Rückenschmerzen lindern, sondern Bewegung ist auch die beste Vorbeugung gegen Kreuzschmerzen.
An diesem Tag findet auch zum ersten Mal der "Rückenschmerzen-Befreiungs-Kongress" im Internet statt. Wer wissen möchte, was er bei Rückenschmerzen selbst tun kann Rückenschmerzen, findet dort Rat und Hilfe. Über 20 anerkannte Experten erläutern, wie Rückenschmerzen entstehen, was sie auslöst und was dabei hilft, wieder beweglich und schmerzfrei zu werden. Eine kostenfreie Anmeldung ist ab sofort unter: http://www.rueckenschmerzen-befreiungskongress.de möglich.
Vielfältige Angebote und Veranstaltungen
Gesundheitsinstitutionen wie ärztliche und therapeutische Praxen, Rückenschulen, Apotheken sowie AGR-zertifizierte Fachgeschäfte bieten rund um den Tag der Rückengesundheit in der ganzen Republik ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Aktionen wie z. B. Schnupperkursen, Workshops und Infoveranstaltungen an. Im Zentrum steht dabei die Aufklärung über die Therapie und Prävention von Rückenbeschwerden.
Sneakers rausholen, lockere Kleidung anziehen und los geht's! Auch bei uns findet "Rückenfit an der frischen Luft" statt.
|
Text: pst/PM / Bilder: obs/Aktion Gesunder Rücken e. V./AGR / jcomp: Designed by Freepik