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Volkskrankheit Bandscheiben

Die Bandscheiben verlieren durch tägliche Strapazen zwar an Flüssigkeit, jedoch regenerieren sie sich in Ruhephasen. Durch anhaltende Überbelastung, Verschleiß, Degeneration, genetische Faktoren sowie Übergewicht, aber vor allem auch durch viel sitzen und wenig Bewegung können jedoch bleibende Schäden entstehen.

Die Bandscheiben sind wasserhaltige, elastische Scheiben zwischen den Wirbelkörpern, die als Stoßdämpfer der Wirbelsäule fungieren. Durch tägliche Strapazen wie etwa eine aufrechte Haltung über lange Zeiträume verlieren sie zwar an Flüssigkeit, jedoch regenerieren sie sich in Ruhephasen. Durch anhaltende Überbelastung, Verschleiß, Degeneration, genetische Faktoren sowie Übergewicht, aber vor allem auch durch viel sitzen und wenig Bewegung können jedoch bleibende Schäden entstehen. „Mit rund 300.000 bis 500.000 Bandscheibenvorfällen jährlich in Deutschland laut Schätzungen der AOK zählt die Bandscheibe mit zu einem der häufigsten Auslöser für Rückenprobleme. Um Betroffene von den resultierenden Schmerzen zu befreien und weitere Erkrankungen zu vermeiden, werden jährlich 140.000 Bandscheibenoperationen durchgeführt“, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik Berlin.

Eine grundlegende Differenzierung von Therapiekonzepten ist die von konservativen und operativen Methoden. „Meist sind Behandlungskonzepte in Stufen eingeteilt. Dabei spielen die Beschwerden, die neurologischen Ausfälle und die MRT-Ergebnisse eine Rolle bei der Entscheidung, welche Therapie angewendet wird. Demnach beginnen Therapien vorwiegend mit konservativen Ansätzen – in Abhängigkeit von deren Wirkung nächste Schritte erfolgen“, weiß der Neurochirurg. Beim Auftreten von Rückenschmerzen über mehrere Tage ohne ersichtliche Besserung und mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall gilt es einen Arzt aufzusuchen. Ohne entsprechende Behandlung kann ein Bandscheibenvorfall zu dauerhaften Nervenschäden, Lähmungserscheinungen sowie auch Blasenentleerungsstörungen führen. Um dies zu verhindern, wird Patienten im Anschluss an eine Auswertung vorausgegangener Beratungen, neurologischer Untersuchungen und mittels MRT-Befunden ein Behandlungskonzept erstellt, das häufig folgende Teilelemente als Haupt- oder Begleittherapie enthält:

Konservative Therapieansätze

Im Rahmen konservativer Therapieansätze zur Behandlung von Bandscheibenvorfallbeschwerden bieten unter anderem manuelle Verfahren eine Option, um die Linderung der Schmerzen sowie die Verbesserung der Beweglichkeit zu ermöglichen. Ansätze wie Physiotherapie, Chiropraktik oder Osteopathie unterstützen dabei, durch gezielte Techniken die Symptomatik in Form von Blockaden und Verspannungen zu lösen und die umliegende Muskulatur zu stärken. Sie dienen auch der Vorbeugung weiterer Muskelskelett-Erkrankungen. Eine weitere Option, Symptome zu lindern, bieten Schmerztherapien. Zu gängigen Ansätzen gehören hier Tabletten, Infusionen sowie Injektionen oder auch Stromtherapien – ein Ansatz, bei dem der Schmerzreiz auf dem Weg zum Hirn durch Stromstöße unterbrochen wird. Sie werden jedoch nur vorübergehend und in Kombination mit anderen Konzepten angewandt, da sie langfristig ebenfalls nur Symptome kurzfristig lindern. Die Ursache bleibt bestehen. „Bei allen konservativen Methoden bleibt zu beachten, dass sie symptomatische Linderung verschaffen, jedoch nicht die zugrunde liegenden Ursachen der Beschwerden beheben können. Eine vollständige Beseitigung der Ursache kann bei bestimmten Indikationen ausschließlich durch eine minimalinvasive Therapie oder Mikrochirurgie erreicht werden“, ordnet Dr. Sabarini ein.

Operative Therapien

Beim Auftreten von schwerwiegenden neurologischen Symptomen wie beispielsweise Lähmungserscheinungen ist eine invasive Therapie nötig. Schätzungen zufolge können heutzutage etwa 70 Prozent der Bandscheibenoperationen minimalinvasiv und somit schonender für die Patienten durchgeführt werden. Welche Technik zum Einsatz kommt, gilt es im Einzelfall mit dem Facharzt zu besprechen. „Eine Möglichkeit bietet beispielsweise die Perkutane Laser-Diskus-Dekompression, bei der zur Behebung von bestimmten Arten von Bandscheibenvorfällen durch einen minimalinvasiven Zugang eine Laser-Glasfaser mithilfe von kontrollierter Wärme und Energie Bandscheibenanteile schrumpfen kann. Neben einem minimalinvasiven Vorgehen wie diesem bietet die Mikrochirurgie – die Durchführung von Eingriffen unter einem Mikro- oder Endoskop für weniger operationsbedingte Gewebsschädigungen – eine Möglichkeit, einen Prolaps atraumatisch zu beheben“, schließt Dr. Sabarini.

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