Region erwartet wärmsten Tag des Jahres
Die zweite Hitzewelle beschert Brandenburg und Berlin den wohl bislang heißesten Tag des Jahres. Gesundheitsbehörden raten unterdessen zur Vorsicht und warnen vor Belastungen.
Brandenburg und Berlin stehen besonders heiße Tage bevor. Für den heutigen Dienstag (19. Juli) werden Temperaturen zwischen 31 und 31 Grad erwartet, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstagmorgen mit und warnt vor körperlichen Belastungen. Nachts bescheren Werte von 15 bis 21 Grad der Region zumindest etwas Abkühlung, bevor die Hitzewelle am Mittwoch mit 34 bis eventuell 40 Grad ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.
Die Nacht zum Donnerstag kann stellenweise Regen und Gewitter bringen; Temperaturen zwischen 18 und 23 Grad beringen jedoch kaum Abkühlung. Der Donnerstag selbst bringt wechselhaftes Wetter mit Höchsttemperaturen zwischen 26 und 31 Grad, so der DWD.
Bereits für den heutigen Dienstag warnt der Wetterdienst vor starker Wärmebelastung. Hier sind Stadtgebiete aufgrund ihrer dichten Bebauung und mangelnder Abkühlung besonders betroffen.
Wärmster Tag des Jahres steht bevor
Bereits heute (Dienstag) könnte bundesweit der diesjährige Temperaturrekord geknackt werden; auch der Wärmerekord scheint in greifbarer Nähe. Im Westen und Südwesten sind Spitzenwerte von bis zu 40 Grad möglich, so der DWD. Diese Höchsttemperaturen haben am morgigen Mittwoch die östliche Landeshälfte im Griff.
Den diesjährigen Hitzerekord halten bislang Cottbus und Dresden mit 39,2 Grad am 19. Juni. Diese Bestmarke werde wahrscheinlich geknackt, so der DWD. Den deutschlandweiten Temperaturrekord hält bislang Duisburg, wo am 25. Juli 2019 41,2 Grad gemessen wurden.
Hochdruck über Mitteleuropa sorgt für extreme Hitze
Ein langsam nach Osten ziehendes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa beschert der Region hochsommerliches Wetter und heiße subtropische Luft aus Südwesten. Gesundheitsbehörden warnen insbesondere schwächere Menschen vor außerordentlicher Wärmebelastung und raten, viel zu trinken und direkte Sonneneinstrahlung zu meiden.
Zum Schutz von Obdachlosen vor den Rekordtemperaturen hat die Stadt Berlin am Montag ein Modellprojekt gestartet. Bis zum 30. September finden bis zu 30 Menschen in der Kurmärkischen Straße in Schöneberg bis zu 30 Menschen zwischen 10:00 und 20:00 Uhr Unterkunft. Die Betroffenen können sich dort abkühlen , duschen, essen oder trinken und erhalten dort außerdem Sonnencreme und Kopfbedeckungen.
Hohe Waldbrandgefahr
Bedingt durch die trockene Witterung ist die Waldbrandgefahr in Brandenburg zuletzt wieder deutlich gestiegen. In 13 von 14 Landkreisen und kreisfreien Städten gilt seit heute die höchste Warnstufe 5. Wälder sollten aufgrund des dortigen Hitzestaus derzeit gemieden und jedes Brandrisiko wie Rauchen ausdrücklich gemieden werden.
Angesichts der vielen Waldbrände in den vergangenen Jahren und der momentanen Waldbrandgefahr fordert unterdessen der WWF Politik und Forstwirtschaft auf, die Wälder besser auf die Herausforderungen der Erderhitzung vorzubereiten. „Mit den stetig steigenden Temperaturen droht dem deutschen Wald der Burnout. Besonders Kiefernforste sind extrem feueranfällig, trotzdem stehen sie, wie zum Beispiel in Brandenburg, vielerorts an trockenen Standorten. Das ist eine leicht entflammbare Kombination. Um die Wälder resistenter zu machen, brauchen wir an diesen Standorten mehr Laubbäume. Denn Laubmischwälder sind feuerresistenter, erhöhen den Grundwasserspiegel und sorgen für ein kühleres Waldklima”, sagt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF. Außerdem sollten Waldbesucher vorsichtiger beim Umfang mit Feuer in der Natur sein, so Heinrich.
Verstärkt wird die Trockenheit in deutschen Wäldern durch die künstlich herbeigeführte Entwässerung, etwa durch Entwässerungsgräben. Heinrich sagt: „Entwässerungsgräben sind ein Symbol für den Irrsinn des derzeitigen Waldmanagements, da sie dem sowieso schon zu trockenen Wald weiter Wasser entziehen. In den Zeiten von steigenden Temperaturen müssen wir den Wasserhaushalt stattdessen darauf ausrichten, Wasser in der Landschaft zu halten, es versickern zu lassen und Grundwasser zu bilden. Ehemalige Feuchtstandorte, Moore und Feuchtwälder müssen – wo immer möglich – wiedervernässt und Entwässerungsgräben geschlossen werden.“
Laut einer WWF-Studie sind über 90 Prozent aller Brände von Menschen verursacht. „Beim Umgang mit Feuer in der Natur müssen wir unbedingt vorsichtiger werden. Der Wald ist der falsche Ort für ein Lagerfeuer. Ein einziger Funke kann in einem knochentrockenen Wald ein Feuerinferno auslösen“, sagt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland.
Hintergrund: Waldbrandland Brandenburg
In Deutschland ist insbesondere Brandenburg von Waldbränden betroffen, mit einem Schwerpunkt in den Kiefernwäldern südlich von Berlin. Diese besondere Waldbrandgefährdung erklärt sich aus den klimatischen Bedingungen und die forstliche Bewirtschaftung: Brandenburg ist das regenärmste Bundesland. Charakteristisch sind dessen lockere Sandböden, die Niederschläge kaum speichern. Der hohe Kieferanteil von 70 Prozent erhöht das Waldbrandrisiko zusätzlich. Kiefernwälder auf trockenen Standorten ergeben eine leicht entflammbare Kombination. ph/PM