Wasserski und Surfer-Feeling in Großbeeren
Dicker Neoprenanzug, Schwimmweste, Schutzhelm – rein physisch kann nichts passieren, weiß der Kopf. Wenn er das Signal doch auch schon an die Beine gesendet hätte. Die geraten beim Anblick der Seilbahnanlage doch ein wenig ins Zittern. Mit rund 30 km/h zieht die Wakeboard-Wasserski-Anlage Berlin in Großbeeren geübte Fahrer über das Wasser – und Anfänger früher oder später durch das Wasser.
Es ist eine Mischung aus Furcht und Vorfreude, die mich beim Anziehen der Skier überkommt. Furcht, weil ich beim Anstehen beobachten kann, wie die anderen Anfänger im Wasser landen. Vorfreude, weil ich es nun endlich wissen will und anfangs überzeugt bin, es besser zu können.
Dann bin ich an der Reihe und stehe auf der Rampe. Der Mitarbeiter am Lift reicht mir den Griff und erklärt mir ausführlich, wie ich mich verhalten muss: „In die Hocke gehen, den Griff festhalten und die Arme leicht durchstrecken. Die Beine drückst du mit aller Kraft nach unten."
Wie wichtig die Anweisungen sind, wird mir bereits wenige Sekunden später bewusst. Die Ampel springt auf Grün, das Seil spannt sich und zieht mich schnell Richtung Wasser. Ich bin mir sicher, die Tipps umzusetzen, doch schon nach einem Meter lande ich bäuchlings im Wasser. Dank des Neoprenanzugs aber weich und sanft. Das Wasser ist sogar wärmer als die Luft. Praktisch, denn ich werde noch einiges davon schlucken.
Anfänger dürfen langsamer fahren
Trotz des schnellen Endes: Mein Ehrgeiz ist geweckt. Also: Skier einsammeln, an Land klettern, wieder zur Rampe laufen, in der Reihe auf den nächsten Einsatz warten. Ich bekomme eine ausführliche Analyse. Der Trainer weiß genau, was ich falsch gemacht habe. „Du hast die Beine nicht nach unten gedrückt, bist zu früh aufgestanden. Lass dich lieber in der Hocke ziehen, bis du dir sicher bist. Dann drückst du dich mit den Beinen nach oben. Nicht am Seil hochziehen, sonst kippst du nach hinten."
Wieder springt die Ampel auf Grün. Ich drücke die Beine nach unten und bin begeistert: Ich fahre. Doch einmal kurz unbewusst die Spannung aus den Beinen genommen, schon sind die Skier weg, und ich treibe im Wasser. Unglaublich, welche Kraft es auf den Körper hat. Die Skier gleiten beim Fallen automatisch von den Füßen, Verletzungsgefahr besteht nicht. Im Nachhinein hätte ich vielleicht erst einen der Einsteigerkurse besuchen sollen, die jeden Sonntag stattfinden und bei denen die Seilbahn nur auf 27 Stundenkilometer eingestellt ist. Dort lernt der Neuling von der Pike auf, wie man auf Wasserskiern steht. Anfänger lernen das Fahren besser auf Wasserskiern, darauf übt es sich leichter, zu stehen, als auf dem Wakeboard. Auf dem stünde man senkrecht zum Seil, und das erfordert mehr Körperspannung.
Geschäftsführer Karl-Heinz Kabisch hat die Wassersportanlage in Großbeeren im Sommer 2001 eröffnet. Der künstlich angelegte See ist 40.000 Quadratmeter groß. Statt von einem Wasserboot wird der Fahrer von einer automatischen Seilbahnanlage, auch Lift genannt, mit fünf Masten gezogen, die über den gesamten See gespannt ist. Das Besondere an der Anlage: Eine große Insel im See bremst die Wellen aus. Das macht es leichter, nach dem Fall ins Wasser wieder an Land zu gelangen. Das Sicherheitsgefühl wird dadurch verstärkt, dass maximal zehn Sportler gleichzeitig auf der Anlage fahren können. So kann man ohne Probleme üben. Erfahrene können über verschiedene Hindernisse im See springen. Auf der Anlage trainieren auch Profis, die bereits an Wettbewerben teilgenommen haben.
Am Ende lässt die Kraft nach
Nach einigen Bauchlandungen habe ich den Dreh raus und fahre eine halbe Runde, bis mich die erste Kurve aus der Bahn wirft. „Die Kurven sind auch das Schwierigste", wissen die Mitarbeiter am Lift. Die erste ist noch ganz leicht, die nächste schon schwieriger. Nach weiteren Bauchlandungen fahre ich sogar schon eine ganze Runde. Nur die letzte Kurve mit dem schärfsten Winkel kann ich einfach nicht umfahren. Nach einer Stunde des integrierten Bauch-Beine-Po-Programms ist die Kraft weg, der Muskelkater steht schon in den Startlöchern. Was aber ebenfalls normal ist, wird mir gesagt.
Für den ersten Versuch habe ich mich gut geschlagen, finde ich, und gönne mir einige Runden als Zuschauer. Das macht fast genauso viel Spaß. Der kleine Junge, der heute auch zum ersten Mal auf den Skiern stand, fährt inzwischen die zweite Runde. Und ich bin neidisch.
Mein Ziel am Ende des Sommers: wie Peter Alexander im Film „Im weißen Rössl" über den See brausen, das Tablett in der einen Hand, die Griffe locker in der anderen, die paar Boote hin und wieder werden einfach übersprungen … Mein Ziel am Abend heißt aber erst einmal Badewanne.
Wer Lust auf einige Runden Wasserski bekommen hat: die Wasserski-Seilbahn befindet sich in der Bahnhofstraße 49 in Großbeeren. Seit kurzem kann man sich auch Grillplätze (auch für größere Gruppen) auf der Anlage mieten.
Weitere Infos unter www.wakeboard-grossbeeren.de
Text / Fotos: neb