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Jung, glücklich, auf Wohnungssuche

Auf dem angespannten Wohnungsmarkt sind selbst junge Menschen immer häufiger von Obdachlosigkeit bedroht. Auch in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf suchen junge Erwachsene oft monatelang nach einer Bleibe.

Jaqueline und Lucas sind verliebt. Die beiden 19-Jährigen kennen sich bereits aus ihrer Schulzeit in Teltow. Inzwischen machen sie eine Ausbildung, er zur Fachkraft für Lagerlogistik, sie zur Pflegefachkraft. Jaqueline und Lucas haben einen geregelten Arbeitsalltag, sie verdienen ihr eigenes Geld und wollen von zu Hause ausziehen. Deshalb suchen sie eine Zwei-Zimmer-Wohnung – aber ohne Erfolg, und das bereits seit vergangenem Sommer.

Trotz endloser Bewerbungen und frustrierender Suche kann sich das Paar glücklich schätzen. Es war nie von Wohnungslosigkeit bedroht, sie hatten immer ein sicheres Dach über dem Kopf. Ein Luxus, den nicht alle jungen Erwachsenen teilen: Deutschlandweit sind etwa 37.000 Menschen unter 27 Jahren obdachlos. Sie kommen bei Freunden unter, in Notunterkünften, oder aber schlafen auf der Straße – besonders im Winter ist das wegen der Erfrierungsgefahr lebensbedrohlich.

Die Gründe für Obdachlosigkeit unter jungen Leuten sind vielfältig. Oft sind es Probleme mit den Eltern, die dazu führen, dass sie ihre Taschen packen oder vor die Tür gesetzt werden. Die Bundestagsfraktionen der Linken und Bündnis 90 / Die Grünen haben deshalb im Dezember vergangenen Jahres Anträge gestellt, um das Problem zu thematisieren und Lösungen zu schaffen. Von Seiten der Sachverständigen erfuhren sie mit  ihrer Initiative gegen Wohnungslosigkeit bei jungen Menschen  breite Zustimmung dafür, das Problem auf die Agenda des Parlamentes zu bringen. Es soll ein Aktionsprogramm entwickelt werden und Geld an die Kommunen fließen, um junge Menschen zu unterstützen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind.

Im Gespräch mit Lucas und Jaqueline wird schnell deutlich, wie schwer es junge Wohnungssuchende in Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow haben. Aber heißt das auch, dass sie ein erhöhtes Risiko haben, obdachlos zu werden?

Nein, sagt Liem Schmidt von der Stadtverwaltung Teltow. Er ist dafür zuständig, Obdachlosen in Teltow eine Bleibe zu vermitteln. Teltow arbeitet dafür eng mit der Obdachlosenunterkunft des Ernst-von-Bergmann-Klinikums in der Oderstraße zusammen. Die Notunterkunft hat zehn Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer für Familien. Wenn alle Plätze belegt sind, findet Schmidt anderswo einen Ort, zum Beispiel in Pensionen oder Hotels. Langfristiges Ziel ist es natürlich, eine dauerhafte Bleibe zu finden.

Momentan gibt es in Teltow drei gemeldete Obdachlose, der jüngste von ihnen ist 35 Jahre alt. Stolz erzählt Schmidt, dass dieser nach einem Jahr in Betreuung eine Wohnung gefunden hat. Im März wird er in Potsdam seine eigenen vier Wände beziehen.

Junge Menschen seien nicht besonders von Obdachlosigkeit gefährdet, heißt es auch aus Kleinmachnow und Stahnsdorf. In Kleinmachnow ist im Moment eine Person als obdachlos gemeldet, die jedoch älter als 27 Jahre alt ist. In Stahnsdorf gibt es momentan keine Obdachlosen. Deshalb, darin sind sich die Bürgerämter einig, braucht es auch keine gezielten Maßnahmen, um explizit junge Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen. Liem Schmidt aus Teltow ergänzt noch, dass gerade junge Menschen oft flexibler sind, was die Wohnungssuche angeht. Insofern ist es nur folgerichtig, dass weder Teltow noch Stahnsdorf und Kleinmachnow gezielte Maßnahmen für junge Menschen anbieten oder planen.

Trotzdem gibt es auch für junge Menschen Unterstützung, zum Beispiel in Form des Wohnberechtigungsscheins, kurz WBS. Wer einen WBS hat, bekommt Zugang zu gefördertem Wohnraum. Diese Wohnungen haben eine Mietpreisbindung und sind deshalb in der Regel wesentlich günstiger als vergleichbare Wohnungen auf dem freien Markt. Um einen WBS zu bekommen, muss man allerdings einige Kriterien erfüllen. Er ist an eine Einkommensgrenze gebunden, beim Einpersonenhaushalt endet sie bei 15.600 Euro im Jahr. Außerdem muss der Antragsteller volljährig sein.

Jaqueline hat den 6-seitigen WBS-Antrag für Zehlendorf ausgefüllt. Er wurde zwar bewilligt, „das hat aber ganz schön lange gedauert“, beklagt sie. „Wer eine Wohnung sucht, hat nicht immer Zeit, ein halbes Jahr zu warten“, weiß sie aus Erfahrung.

Jaqueline und Lucas erzählen von den Schwierigkeiten bei ihrer gemeinsamen Wohnungssuche. „Als Auszubildende haben wir nicht viel zu bieten“ und besonders Zwei-Zimmer-Wohnungen sind teuer. Schließlich wird der Frust zu groß: Weil Jaqueline unbedingt ausziehen will, weitet sie die Suche auf Ein-Zimmer-Wohnungen aus und wird schließlich bei einer Genossenschaft in Teltow fündig: Im Herbst besichtigt sie eine Wohnung, die ihr gut gefällt und bewirbt sich sofort. Dann geht alles sehr schnell: Die Wohnung ist frei und Jaqueline kann einziehen. Deshalb blickt sie heute positiv auf die Wohnungssuche zurück: „Wenn man etwas wirklich will, findet man auch einen Weg, sein Ziel zu erreichen.“ Aber sie räumt auch ein: „Ich hatte riesiges Glück.“

In ihrer ersten eigenen Wohnung ist sie sehr glücklich, auch wenn sie für zwei Personen zu klein ist und sie sich immer noch wünscht, mit ihrem Freund zusammenzuziehen. Lucas wohnt weiterhin bei seinem Vater. Jetzt hoffen beide noch einmal auf Glück – bei der Suche nach einer gemeinsamen Zwei-Zimmer-Wohnung. Lena Fiedler

Symbolbild: Pixabay.com