Stahnsdorf: Gegner des ICE-Werks fordern sorgfältige Standortwahl
Die Ansiedlung eines ICE-Werks bei Stahnsdorf ist noch nicht beschlossen, doch Anwohner fordern bereits von der Landesregierung besondere Umsicht bei der Standortwahl. Befürchtet werden Lärm und Eingriffe in die Natur.
Mitglieder der beiden Stahnsdorfer Ortsbeiräte Schenkenhorst und Sputendorf fordern von der Landesregierung eine Zusage, dass die Deutsche Bahn (DB) bei ihrer Standortsuche für ein ICE-Werk mit Sorgfalt vorgeht. Unterstützung erfährt diese Forderung von rund 750 Mitgliedern der Bürgerinitiative „Lebensraum Stahnsdorf“ und Bürgermeister Bernd Albers in einer gemeinsamen Petition.
Die den Berliner Stadtgütern gehörende Fläche wird von der Bahn neben Seddin, Rangsdorf und Baruth als möglicher Standort für ein künftiges ICE-Werk gehandelt. Die Unterzeichner der Petition betrachten diese jedoch als ungeeignet. Besonders Sputendorfs Ortsvorsteher und Gemeindevertreter Denis Kupsch wendet sich gegen die Pläne der Bahn. Als Beschwerdeführer übermittelte er am 24. Oktober die Stahnsdorfer Petition an den Petitionsausschuss des Brandenburger Landtags. Diese ist dort bereits eingegangen.
Die Landtagsabgeordneten sollen durchsetzen, dass die Bahn beim Start des Raumordnungsverfahrens neben Stahnsdorf mehrere mögliche Standorte in den Blick nimmt, fordert Kupsch. Bei Raumordnungsverfahren wird untersucht, ob Bauprojekte mit Natur, Wirtschaft und Verkehrsverbindungen vereinbar sind. Daraufhin folgt die Entscheidung über eine Baugenehmigung. Die Befürchtung der Petitionsunterzeichner: Die DB habe sich durch die Nähe zu Berlin und seinen Verkehrsknotenpunkten bereits für Stahnsdorf entschieden.
Das Werk zur Wartung von ICE-Zügen soll zwischen dem Neubeerener Golfplatz (Teltow-Fläming) und Stahnsdorf-Güterfelde (Potsdam-Mittelmark) entstehen. Allerdings sei der einfache Weg nicht immer der richtige, erklärt Kupsch. Man befürchte, dass das Gebiet bei Güterfelde vonseiten der Bahn als einziges Gelände untersucht wird.
Das Areal ist etwa vier Kilometer lang und 400 Meter breit und erstreckt sich somit auf etwa 160 Hektar. Im künftigen Werk mit 400 Mitarbeitern sollen Züge gewaschen, von innen gereinigt und repariert werden. Dafür werden sechs Gleise in einer Halle sowie 20 Abstellgleise benötigt.
Ortsvorsteher Kupsch ist skeptisch: Das Gelände sei als Teil der früheren Rieselfelder ein einzigartiger Naturraum, der auch als Naherholungsgebiet diene. Da sie wegen Schwermetallrückständen kaum landwirtschaftlich genutzt würden, sei hier eine besondere Tier- und Pflanzenwelt mit seltenen Arten entstanden. Zudem fürchte man die Ansiedlung weiterer Betriebe im „Windschatten“ der Ansiedlung eines ICE-Werks. Man wolle nicht in einem großen Gewerbegebiet leben, in dem auch noch das Wasser knapp werden könnte – ähnlich wie in Grünheide.
Die früheren Rieselfelder sollen künftig nicht mehr für Großprojekte infrage kommen. Bürgermeister Albers hat im Zuge dessen beim Landkreis Potsdam-Mittelmark beantragt, die gesamte Fläche als „Geschützten Landschaftsraum“ unter Schutz zu stellen. ph
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