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Am Tag in guten Händen

Für ein selbstbestimmtes Leben auch im Alter leisten die Tagesstätten des Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin wertvolle Dienste. Manchmal begegnen sich Menschen nach Jahrzehnten hier wieder.

Das Essen vorbereiten, sich um die Post kümmern, den Tag planen: Irgendwann stoßen pflegende Angehörige an ihre Grenzen. Und auch wer im fortgeschrittenen Alter selbstbestimmt leben möchte, benötigt eines Tages Hilfe. Das Evangelische Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin bietet mit seinen Tagesstätten einen möglichen Ausweg.

Irgendwann geht es nicht mehr alleine: Das tägliche Kochen zehrt an Nerven und Kräften, die Post ist nur schwer verständlich, und hinzu kommt bei vielen Alleinstehenden die Einsamkeit. Und wer als Angehöriger einen alten Menschen pflegt, sehnt sich nach Entlastung. Aber viele Menschen fühlen sich noch nicht bereit für den Umzug in eine Senioreneinrichtung oder ins betreute Wohnen – zu sehr würde die vertraute Umgebung fehlen: die eigene Wohnung, der vertraute Balkon, die gewohnte Aussicht aus dem Küchenfenster.

Das Evangelische Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin, in der Altenpflege der größte Anbiete der Region, steht mit seinen Tagesstätten hilfsbedürftigen Senioren und deren Familien in zwei Teltower Pflegeeinrichtungen zur Seite: Im Erdgeschoss im „Albert-Schweitzer-Haus“ in der Potsdamer Straße finden hilfsbedürftige Senioren einen geregelten Tagesablauf und Betreuung; die Einrichtung im Haus Horeb in der Lichterfelder Allee richtet sich als gerontopsychiatrische Tagesstätte besonders an Menschen mit psychischen und psychiatrischen Einschränkungen und denen es zunehmend schwerfällt, ihren eigenen Alltag alleine zu bewältigen.

Den Tag mit anderen Menschen verbringen

„Am Morgen werden die Gäste mit einem Fahrdienst zu uns gebracht, und um 09:00 Uhr gibt es zunächst ein gemeinsames Frühstück“, berichtet Pflegedienstleiterin Doris Borg über den Tagesstätten-Alltag. „Viele Gäste haben keine Chance, mit anderen Menschen entspannte Gespräche zu führen: Entweder sind sie zu Hause allein, oder ihre pflegenden Angehörigen haben einfach keine Zeit und sind ausgepowert.“ Einen starren Tagesablauf gibt es nicht, doch meist verbringen die Betreuten beider Einrichtungen ihren Vormittag mit kognitiven Übungen oder Gedächtnistraining, denn rund 80 Prozent von ihnen zeigen Demenzerscheinungen. Mit Spielen, Spaziergängen und einem gemeinsamen Mittagessen haben die Gäste einen strukturierten, aber auch aufgelockerten Tagesablauf: „Alles kann, nichts muss“ fasst Borg den Anspruch lachend zusammen. Nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken neigt sich der gemeinsame Tag dem Ende entgegen, und die Gäste kehren zurück in ihr vertrautes häusliches Umfeld.

In den Tagesstätten haben die Gäste verschiedene Möglichkeiten, ihren Alltag zu verbringen.
Bild: Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin

Bedürfnisse, Persönlichkeiten und Lebensgeschichten treffen in den Tagesstätten aufeinander. „Manchmal kann es eine Kunst sein, herauszufinden, was jemand möchte, und besonders zu Beginn ist die Zurückhaltung noch groß“, beschreibt Pflegedienstleiterin Borg die manchmal anspruchsvolle Anfangszeit neuer Gäste in der Tagesstätte. „Oft sagen sie: ,Ach, was soll das? Das kann ich noch alleine!´, aber die meisten gewöhnen sich sehr schnell an uns und an die Gruppe.“ Und gelegentlich kreuzen sich Biographien: Klassenkameraden oder Arbeitskollegen, die sich aus den Augen verloren hatten, sehen sich in den Tagesstätten nach Jahrzehnten das erste Mal wieder. „Das können berührende Momente sein“, beschreibt der Kaufmännische Vorstand Lutz Ausserfeld einige Situationen.

Und wie war die Tagespflege während der Corona-Pandemie möglich? „Gar nicht“, entgegnet Borg. Die Tagesstätten hätten zeitweise schließen müssen, und noch immer seien bei vielen Menschen die Vorbehalte groß. Umso größer sei die Freude gewesen, als beide Häuser wieder ihre Türen öffnen konnten. „Das hatten wir lange erwartet, denn unsere Tagesstätten bieten den Gästen auch einen Milieuwechsel“, blickt Ausserfeld zurück. „Außerdem kann der Verbleib in der Häuslichkeit verlängert werden, und Angehörige bekommen eine dringend benötigte Entlastung.“

Keine Angst vor den Kosten

Bei „Schnuppertagen“ können das Albert-Schweitzer-Haus und das Haus Horeb einen ersten Eindruck vermitteln, doch viele Interessenten und ihre Familien blicken zunächst besorgt auf ihr Bankkonto: „Viele Menschen haben Angst, dass eine Tagesstätte ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigt“, berichtet Borg von den Befürchtungen einiger Interessenten. Allerdings werde der Aufenthalt teilweise von den Krankenkassen finanziert; je nach Pflegegrad steige dieser Anteil. „Und wer sich dann dazu entschließt, tageweise zu uns zu kommen, wird von einem Team aus engagierten und liebevollen Mitarbeitern umsorgt.“

Diese verströmen mitunter internationales Flair: „Die Mitarbeiter in unserem Unternehmensverbund kommen aus 45 Nationen“, berichtet Ausserfeld über die Personalsituation. Unterdessen ist auch am Teltower Standort der Fachkräftemangel in der Pflege ein Thema: „Wir haben unsere Arbeitskräfte schon immer angemessen und nach Tarif bezahlt, aber trotzdem ist es schwer, genügend Personal zu finden“, berichtet Borg abschließend. „Wir sind immer auf der Suche.“ ph

Dieser Beitrag ist erstmals in der Ausgabe 03/2023 des Lokal-Reports erschienen.

Bild: Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin