Gedenken an die Mauertoten
Am 13. August, wurden in Teltow an den Gedenkstelen an der Knesebeckbrücke für zwei Maueropfer Kränze niedergelegt. In den 28 Jahren der innerdeutschen Teilung verloren allein an der Berliner Mauer mindestens 140 Menschen ihr Leben. Auch die Gemeinde Kleinmachnow, die Gemeindevertretung, der Bürgermeister, sowie die Parteien: FDP, AfD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD , SPDPro und SPD Zehlendorf sowie CDU haben gestern der Mauertoten an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gedacht und Kränze niedergelegt.
In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 gab Walter Ulbricht, Staatsratsvorsitzender der DDR, Parteichef der SED und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin. In Absprache mit der Sowjetunion wurde damit das letzte Schlupfloch zur Flucht aus der SED-Diktatur geschlossen. Die Mauer zwischen Ost- und West-Berlin hatte eine Länge von 43,1 Kilometern. Weit über 100.000 Bürgerinnen und Bürger der DDR versuchten zwischen 1961 und 1988, über die innerdeutsche Grenze oder die Berliner Mauer zu fliehen. Bis heute gibt es keine exakte Zahl der Todesopfer an der innerdeutschen Grenze. Der aktuelle Forschungsstand und die Quellenlage lassen vermuten, dass hier von mindestens 260 Opfern auszugehen ist. Eine wissenschaftliche Studie der Freien Universität Berlin hat die Zahl von 327 Opfern ermittelt. Allein an der Berliner Mauer wurden mindestens 140 Menschen getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime in Berlin ums Leben: 100 DDR-Flüchtlinge, die beim dem Versuch die Grenzanlagen zu überwinden, erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen. 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten, die erschossen wurden oder verunglückten; 8 im Dienst getötete DDR-Grenzsoldaten, die durch Fahnenflüchtige, Kameraden, einen Flüchtling, einen Fluchthelfer oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden.
Zu den Mauertoten gehören auch zwei junge Männer aus Teltow. Die Stelen am heutigen Mauerweg an der Knesebeckbrücke erinnern an Peter Mädler und Karl-Heinz Kube, denen am Dienstag mit einer Kranzniederlegung gedacht wurde.
Peter Mädler begann 1961 im Alter von 18 Jahren seine Arbeit im Geräte- und Reglerwerk Teltow. Als der Vollwaise erfuhr, dass Verwandte in West-Berlin lebten, entschloss er sich zur Flucht. Er war 19 Jahre alt, als er in der Nacht zum 26. April 1963 in Kleinmachnow in den Teltowkanal sprang und in Richtung Teltowwerft schwamm. Doch zehn Meter vor der Hafeneinfahrt wurde Peter Mädler entdeckt. „Nicht schießen“, soll er den beiden DDR-Grenzsoldaten noch zugerufen haben, bevor er tödlich getroffen wurde und ertrank. Das Landgericht Potsdam verurteilte die beiden Grenzsoldaten, die nach der Tat mit der Medaille für vorbildlichen Grenzdienst ausgezeichnet wurden, 1995 zu Freiheitsstrafen von 18 Monaten auf Bewährung.
Karl-Heinz Kube war erst 17 Jahre alt, als ihn die Kugeln der Grenzer tödlich trafen. Er wuchs in Ruhlsdorf auf. Er liebte die Musik der Beatles und sehnte sich nach Freiheit. Mit einem Freund wagte er am 16. Dezember 1966 die Flucht. Wieder war es der streng bewachte Grenzübergang Teltowwerft, der zur Todesfalle wurde. Sein Freund überlebte, der unbewaffnete Karl-Heinz Kube wurde erschossen. Zwei Wochen nach dem Vorfall wurden die vier beteiligten Grenzsoldaten mit der Medaille für vorbildlichen Grenzdienst bzw. dem Leistungsabzeichen der Grenztruppen ausgezeichnet. Nach der Wiedervereinigung mussten sie sich in einem Mauerschützenprozess vor dem Bezirksgericht Potsdam verantworten. Dort wurden sie vom Vorwurf des gemeinschaftlichen Totschlags freigesprochen, da das Gericht nicht feststellen konnte, welcher der Angeklagten für die tödlichen Schüsse verantwortlich war.
Fotos: Ute Bönnen, Pixabay.com und Stadt Teltow