Teltow – Wenn die Wildschweine durch den Garten pflügen
Längst haben die Wildschweine ihre Wälder verlassen und sind, angelockt vom frei zugänglichen Nahrungsangebot, in unsere Nähe gezogen. Die Spuren ihrer nächtlichen Nahrungssuche sind inzwischen an vielen Stellen in Teltow zu sehen, ob an der Mahlower Straße, am Hollandweg oder jetzt auch direkt am S-Bahnhof Teltow Stadt.
Margit T. aus Teltow erkannte ihren Garten am Montagmorgen nicht wieder. Wo früher ein geschwungener Weg war, türmte sich jetzt ein Erdhaufen neben dem anderen. Die Gehwegplatten lagen wild verstreut auf dem Grundstück, ebenso die Findlinge, mit denen die Beete eingefasst waren. Fast alle Blumen und Sträucher waren ausgegraben. Bald war der Rentnerin klar, dass hier Wildschweine am Werk waren. Die Tiere hatten den Zaun überwunden. Obwohl dieser in einem Betonfundament verankert war, hatten es die Wildschweine geschafft, ihn umzubiegen und auf das Grundstück zu gelangen. „So etwas habe ich noch nie erlebt, es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, sagt Margit T. „Füchse haben wir oft im Garten, weil wir direkt am S-Bahnhof Teltow Stadt wohnen und es hier im S-Bahn-Trog viele Fuchsbaue gibt. Aber Wildschweine …“ Es dauerte mehrere Stunden, bis Margit T. und ihr Bruder den Garten wieder halbwegs in Ordnung gebracht hatten. „Die haben hier nach Herzenslust nach Mäusen, Schnecken und Würmern gegraben. Mir war es immer wichtig, einen Garten nach ökologischen Grundsätzen zu haben – deshalb ist die Erde schön locker, ich halte nichts von betonierten Flächen. Aber wenn ich das sehe…“
Auf Anfrage des Teltower Stadtblatts teilte die Stadt Teltow mit: „Seitens der Jagdpächter wurden im Zeitraum vom 01. April bis zum 30. November 70 Wildschweine im Bereich der bejagbaren Fläche der Stadt Teltow erlegt. Jedem eingehenden Hinweis von Bürgern auf Schäden und Sichtungen von Wildschweinen wird seitens der Stadt nachgegangen. Die Jagdpächter werden über jeden uns zur Kenntnis gegebenen Hinweis auf Wildschäden und Sichtungen von Schwarzwild informiert, um jagdliche Maßnahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu veranlassen, um weitere Schäden eindämmen zu können. In der Stadtverwaltung finden regelmäßig Gespräche mit den Jagdpächtern für das Stadtgebiet statt. In den Gesprächen werden Möglichkeiten erörtert bzw. festgelegt, welche zur Eindämmung der Wildschweinproblematik führen können. Die Jagdpächter haben weiterhin zwei konkrete Grundstücke im Stadtgebiet genannt, auf denen diese Möglichkeit der Bejagung besteht. Die Eigentümer dieser Grundstücke wurden unsererseits gebeten, eine Zustimmung zur Bejagung zu erteilen. Diese liegen vor. Eine Beantragung seitens der Stadt gegenüber der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Potsdam Mittelmark ist erfolgt und die Genehmigung liegt nunmehr seit dem 29.Oktober vor. Die Jagdpächter haben auf den Grundstücken mit ihrer Tätigkeit begonnen.Befristet bis zum Frühjahr 2025 werden die Jäger in diesen Rückzugsgebieten das Schwarzwild intensiv bejagen.“ Außerdem erhielt die Stadt am 04.Dezember eine Mitteilung der unteren Jagdbehörde, dass auf Grundlage einer Verordnung vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg vom 29. November, die Jäger zur verstärkten Jagd von Schwarzwild aufgefordert sind. Dies dient der Vorbeugung zur Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Auf dieser grundlage soll es möglich sein, so die untere Jagdbehörde, die angespannte Situation in der Stadt zu entschärfen und die Zahl der Wildschweine auf ein normales Maß zu reduzieren.
Weiterhin ergehen seitens der Stadt Teltow zu jeder sich bietenden Gelegenheit Aufforderung an die Bürgerschaft, Grünabfälle ordnungsgemäß und nicht hinter dem Gartenzaun oder an einem beliebigen Feldrand entsorgen. Auch sind Kompostanlagen verschlossen und frei von Essensresten zu halten. Beiträge zur Aufklärung wurden in der Vergangenheit mehrfach sowohl auf der Internetseite der Stadt Teltow als auch im Amtsblatt veröffentlicht.
Margit T. will den Zaun in den nächsten Tagen reparieren und verstärken. Ob das gegen die Wildschweine hilft, bleibt abzuwarten.
Fotos: Readktion