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Was hilft gegen mutwillige Zerstörung?

In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Projekte aus dem Bürgerhaushalt 2024 umgesetzt, darunter die Spielseilbahn und die Disc-Golf-Anlage im Teltower Park. Leider sind beide dem Vandalismus zum Opfer gefallen und musten repariert werden. Auch wenn die Schäden beseitigt werden – und das kostet natürlich Geld – stellt sich die Frage: Welches Kraut ist gegen Vandalismus gewachsen?

Die Vorfreude war groß, das konnten alle bestätigen, die bei der Einweihung der neuen Spiel-Seilbahn im Teltower Park dabei waren. Kaum hatte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt das symbolische Band durchschnitten, nahmen die Kinder ihr neues Spielgerät in Beschlag. Lautstark und ohne dass sich Anwohner gestört fühlten, denn die Seilbahn ist weit genug von den Reihenhäusern des Postviertels entfernt, um niemanden zu stören.

Gleich nach der offiziellen Einweihung nahmen die Kinder ihre neue Seilbahn in Beschlag.

Einige Tage später dann das böse Erwachen. Bei einem Spaziergang entdeckte die SVV-Vorsitzende Claudia Eller-Funke den abmontierten Tellerschaukelsitz der erst vor wenigen Tagen eröffneten Seilbahn. Wie die ebenfalls neu eröffnete Disc-Golf-Anlage wenige Wochen zuvor, wurde auch die Seilbahn Opfer mutwilliger Zerstörung. Beides waren Projekte die mit viel Mühe und Geldauffawnd im Rahmen des Bürgerhaushaltes 2024 gerade umgesetzt werden – die 30 Meter lange Spiel-Seilbahn wurde sogar von den Teltowerninnen und Teltowern mit 222 Stimmen auf Platz 1 der Projkte gewählt und kostete knapp 14.000 Euro. „Viele der Projekte aus dem Bürgerhaushalt richten sich an Kinder und erhöhen die Lebensqualität in unserer Stadt. Die Beschädigung der Disc-Golf-Anlage und der Seilbahn im Postviertel haben wir zur Anzeige gebracht, und die Polizei ermittelt nun. Unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen müssen und werden wir die Schäden beseitigen, und das kostet Geld, das wir sicher an anderer Stelle hätten einsetzen können “, sagte Beate Rietz, 1. Beigeordnete der Stadt Teltow dem Teltower Stadtblatt . Denn die Umsetzung der Projekte läuft über den Bürgerhaushalt 2024, die Reparaturkosten müssen aber aus dem allgemeinen Haushalt finanziert werden. Und das wird teuer.

Der demontierte Tellerschaukelsitz der Seilbahn wurde geborgen. Foto: Stadt Teltow

Broken-Windows-Effekt

Die sofortige Beseitigung der Schäden ist aus psychologischer Sicht sehr wichtig.Experten sprechen hier vom Broken-Window-Effekt. Diesen Begriff prägten der Kriminologe George Kelling und der Politikwissenschaftler James Wilson in der amerikanischen Zeitschrift „Atlantic Monthly“. Sie beschrieben darin, wie vermeintlich harmlose Schäden wie ein zerbrochenes Fenster Menschen geradezu dazu animieren, weitere Schäden anzurichten. Eines der bekanntesten Experimente stammt von Philip Zimbardo, Professor für Psychologie an der Stanford University. Er parkte einen Gebrauchtwagen in der New Yorker Bronx, in einer heruntergekommenen Straße mit teilweise leerstehenden Häusern und zerbrochenen Fenstern. Zuvor hatte er das Nummernschild entfernt und die Motorhaube leicht angehoben. Nach nur zehn Minuten begannen Passanten, das Auto zu plündern. Reifen, Scheinwerfer, Blinker, Lenkrad, Sitze… Selbst Motor und Getriebe wurden ausgeweidet. Schließlich zerstörten Passanten einfach den Rest. Innerhalb von 48 Stunden zählte der Professor 23 Fälle von Vandalismus. Zimbardo wiederholte den Versuch. Diesmal in Palo Alto, einer Stadt mit den höchsten Immobilienpreisen der USA, Heimat von Unternehmen wie Apple und Hewlett Packard Enterprise und Sitz der Eliteuniversität Stanford. Wieder ließ er den Wagen ohne Nummernschild stehen. Fünf Tage lang rührte niemand den Wagen an. Als Zimbardo den Wagen abholen wollte, riefen Anwohner die Polizei, weil sie einen Dieb vermuteten! Zimbardo wiederholte das Experiment – wieder in Palo Altom, aber mit einem Auto, dem er selbst mit einem Vorschlaghammer zahlreiche Dellen verpasst hatte. Wenige Stunden später war das Auto im gleichen Zustand wie das in der Bronx abgestellte – völlig zertrümmert. Das Fazit: Chaos und Verwahrlosung führen ein Eigenleben: Sie verstärken sich gegenseitig. Wenn sich die Mitglieder einer Gesellschaft anonym fühlen und glauben, dass ihr Handeln keine Konsequenzen hat, lassen sie die sprichwörtliche Sau raus – vor allem, wenn sie davon ausgehen, dass die zerstörten Gegenstände ohnehin keinen Wert haben.

Beschädigte Disc-Golf-Anlage im Teltower Park. Foto: Stadt Teltow

Was tun gegen Vandalismus

Die Stadt Teltow will Vandalismus durch Aufklärung entgegenwirken. „Über unsere sozialen Medien haben wir sofort über die entstandenen Schäden informiert und um Vernunft und Respekt für diese Freizeitangebote gebeten, die eigentlich allen in der Region zugute kommen sollen. Es ist wichtig klarzustellen, dass das Projekt Bürgerhaushalt weitergeführt wird und nicht vor einzelnen Vandalenakten einknickt.“ Experten raten in Fällen von städtischem Vandalismus dazu, die potentielle Tätergruppe möglichst mit den Objekten, die sie zerstört, zu identifizieren. Das bedeutet dann Partizipation und praktische Projekte, in denen z.B. Jugendliche Täter in die Reparatur zerstörter Spielgeräte einbezogen werden, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht fremdes, sondern im Grunde ihr eigenes Eigentum beschädigen. So haben soziale Experimente an Brennpunktschulen in den USA gezeigt, dass auf Spielplätzen und Sportanlagen, die die Schülerinnen und Schüler selbst reparieren durften, der Vandalismus gegen Null ging. Klar ist auch, dass solche Projekte kein Sprint sein können, sondern eher als Marathon angelegt sein müssen, getreu dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Eine Aktionswoche an Schulen in der Region kann viel bewegen, aber danach darf man nicht nachlassen, bis alle zu dem Schluss gekommen sind, dass man nicht kaputt macht, was einem nicht gehört.

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. – Die zweitbeste ist heute“. Eigentlich findet die Erziehung im Elternhaus statt. Wenn sie dort aber aus verschiedenen Gründen vernachlässigt wird, muss so früh wie möglich nachgeholfen werden.

Fotos: Redaktion / Dirk Pagels / Pixabay.com