Barthl Kalb, MdB – Nachgefragt
Der CSU-Politiker Barthl Kalb vertritt seit 1987 als direkt gewählter Parlamentarier den Wahlkreis Deggendorf im Deutschen Bundestag. Seit 1978 ist Barthl Kalb auch Mitglied des Deggendorfer Kreistages. Von 1978 bis 1986 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. Im Deutschen Bundestag sprachen wir mit dem CSU-Parlamentarier zur Bundesversammlung. Am 12. Februar wird der neue Bundespräsident gewählt. Einer der Wahlleute ist Barthl Kalb.
Teltower Stadtblatt: Herr Abgeordneter Kalb, können Sie sich bei so vielen Bundesversammlungen, die Sie miterleben durften, noch gut an Ihre erste Bundesversammlung erinnern?
Barthl Kalb, MdB: „Selbstverständlich kann ich mich noch sehr gut an „meine erste“ Bundesversammlung erinnern. Damals, am 23. Mai 1989, wurde Richard von Weizsäcker durch die 9. Bundesversammlung mit überwältigender Mehrheit zum Bundespräsidenten wiedergewählt.
Ich selbst war damals erst seit zwei Jahren Mitglied des Bundestages (seit 18. Februar 1987) und war natürlich sehr gespannt auf das große Ereignis, welches das letzte Mal in Bonn stattfinden sollte. Seit 1964 hatte es keinen Bundespräsidenten mehr gegeben, der das Vertrauen für eine zweite Amtsperiode erhalten hatte. Richard von Weizsäcker sollte als erster Bundespräsident des wiedervereinigten Deutschlands bis 1994 im Amt bleiben und bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt seinem Ruf als „politischer“ Bundespräsident gerecht werden. Es war eine turbulente, interessante Zeit mit vielen Herausforderungen, denen wir uns als Parlamentarier stellen mussten.“
Teltower Stadtblatt: Sie werden im August 68 Jahre alt und haben bereits im letzten Jahr mitgeteilt, nicht mehr für den Deutschen Bundestag kandidieren zu wollen. Die Bundesversammlung 2017 wird sicherlich Ihre letzte Bundesversammlung sein. Wie viel Wehmut schwingt mit?
Barthl Kalb, MdB: „Ein wenig Wehmut schwingt schon mit, wenn man dreißig Jahre lang als Abgeordneter im Bundestag, dem Herzen der deutschen Demokratie, gearbeitet hat. Aber ich sehe meinem Abschied auch mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. Es bedeutet ja nicht, dass ich ab jetzt passiv die Füße still halten und mich nicht mehr einmischen werde. Das kann man gar nicht, wenn man so lange Zeit Politik aktiv mitgestaltet hat. Es gibt noch genügend Herausforderungen jenseits von Berlin für mich. Ein Leben ohne Terminkalender ist außerdem wesentlich familienfreundlicher.“
Teltower Stadtblatt: Die Bundesversammlung wählt bekanntlich in geheimer Wahl unser neues Staatsoberhaupt. Dürfen wir Sie trotzdem fragen: Wen werden Sie persönlich wählen und warum werden Sie sich so entscheiden?
Barthl Kalb, MdB: „Ich glaube, es ist kein großes Geheimnis, dass die Parteivorsitzenden der großen Koalition Frank-Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vorgestellt haben. Er besitzt genügend politische Erfahrung für dieses Amt und will über Partei- und soziale Grenzen hinweg wirken. Für mich spricht nichts dagegen, dass wir ihm unser Vertrauen schenken.“
Teltower Stadtblatt: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Andreas Gröschl/Foto: VTN