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Großdemonstration gegen den Ukraine-Krieg

Über 100.000 Teilnehmer haben am Sonntag in Berlin friedlich gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine demonstriert. Damit kamen mehr Menschen zum Protest als ursprünglich erwartet.

Unter dem Motto „Stoppt den Krieg! Frieden für die Ukraine und ganz Europa“ haben im Berliner Regierungsviertel am Sonntag Hunderttausende gegen den Angriff russischer Truppen auf die Ukraine demonstriert. Die Menschen kamen aus ganz Deutschland, um ihre Solidarität zu zeigen. „Kein Krieg“, „Stop Putin“ war unter anderem auf selbstgemalten Plakaten zu lesen, auch auf Russisch und Ukrainisch. Überall waren die blau-gelben Flaggen in den ukrainischen Nationalfarben zu sehen. Hinzu kamen Fahnen jener Länder, die sich durch die russische Politik derzeit bedroht sehen. Protestierer erinnerten auch mit kasachischen Flaggen gegen die gewaltsame Niederschlagung von Protesten Anfang des Jahres. Zur schnellen Beendigung hatte Moskau auf Ersuchen der kasachischen Regierung Spezialeinheiten entsandt und die Lage anschließend schnell unter Kontrolle gebracht.

Die Veranstalter sprachen nach der Kundgebung von rund 500.000 Teilnehmern zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Dagegen nannte die Polizei eine „untere sechsstellige Zahl“. Auch im Vergleich zur Schätzung durch die Polizei kamen mehr Menschen zur Kundgebung als erwartet: Angemeldet waren nur rund 20.000 Teilnehmer. Aufgerufen hatte ein Bündnis aus Friedens-, Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen sowie Kirchen und Gewerkschaften. In den rund 15 Redebeiträgen forderten die Demonstranten die russische Regierung auf, die Angriffe einzustellen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen und deren territoriale Integrität wieder herzustellen. Die Bundesregierung solle die Grenzen für Flüchtende aus der Ukraine offenhalten. Nach den offiziellen Kundgebungen zogen einige Protestierer weiter zur russischen Botschaft, um gegen den russischen Einmarsch zu protestieren. Vor dem Brandenburger Tor stellten Protestierer im stillen Gedenken an die Opfer des Krieges Hunderte Grabkerzen auf.

Auf der Kundgebung wurde auch ein Zusammenhang zwischen friedlichen internationalen Beziehungen und dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Als friedenssichernde Maßnahme müsse massiv in erneuerbare Energien investiert werden, forderte beispielsweise die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, verurteilte den Überfall auf die Ukraine durch das russische Militär als Verbrechen. Zugleich rief sie dazu auf, nicht in eine Spirale des Hasses zu geraten: „Wir werden der kriegslüsternen Herrscherclique in Russland nicht das Geschenk machen, ihr Volk zu hassen.“ Jetzt komme es darauf an, den Menschen in der Ukraine und in Russland zur Seite zu stehen, sagte die Ratsvorsitzende.

Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Werneke, nannte die Demonstration ein starkes Signal der Solidarität mit dem ukrainischen Volk. Aufgabe Deutschlands sei es jetzt, die Friedensordnung in Europa wiederherzustellen, sagte er. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dankte im Bundestag den Menschen, die gegen den russischen Angriff auf die Ukraine auf die Straße gehen. Alle, die sich in Berlin und anderswo zu friedlichen Kundgebungen versammeln, würden sich für ein freies und offenes, gerechtes und friedliches Europa einsetzen. ph

Symbolbild: Redaktion