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Große Trauer um Bundespräsident a.D. Roman Herzog

Am 10. Januar ist Prof. Dr. Roman Herzog verstorben. Der 1934 geborene Jurist war der siebente Bundespräsident in der Geschichte Deutschlands. Er trat 1970 in die CDU ein. Seine politische Karriere begann 1978, als er Landesminister in Baden-Württemberg wurde. Bis 1983 hatte er als Minister Ämter inne und trat danach seinen Dienst als Richter beim Bundesverfassungsgericht an.

Großen Bekanntheitsgrad erlangte seine „Berliner Rede“ zur Eröffnung des Hotels Adlon 1997. Der Bundespräsident rief dazu auf: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“ Der verstorbene war Ehrenbürger Berlins.

Parlamentspräsident Ralf Wieland (SPD) erklärte: Bundespräsident Roman Herzog war „ein Mann der ehrlichen Worte, die mit einer scharfen Klugheit vorgetragen wurden, ohne dabei zu verletzen.“ 

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat mit tiefer Trauer auf die Nachricht vom Tod Roman Herzogs reagiert. Der Alt-Bundespräsident war der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland eng verbunden. Er erhielt 1998 für sein Engagement den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden. Schon als Richter bzw. Präsident des Bundesverfassungsgerichts hatte sich Prof. Dr. Herzog um das jüdische Leben in Deutschland verdient gemacht, etwa mit dem Urteil, in dem die Auschwitz-Lüge als Straftatbestand bestätigt wurde. In vielen Reden als Bundespräsident betonte Roman Herzog die Singularität der Shoa. Auch war es Prof. Dr. Herzog, der 1996 den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, proklamierte und damit weltweit ein wegweisendes Zeichen setzte.  Alt-Bundespräsident Herzog hat mit seiner klaren Haltung und seinem Engagement viel zur Versöhnung zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der jüdischen Gemeinschaft sowie zwischen Deutschland und Israel beigetragen“, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster. „Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen war ihm immer ein Herzensanliegen. Bis heute haben viele seiner Worte ihre Gültigkeit nicht verloren. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren und drücken seinen Angehörigen unser tiefes Mitgefühl aus.“

CDU-Generalsekretär Dr. Peter Tauber sagte: „Roman Herzog hat unserem Land über Jahrzehnte hinweg in verschiedenen Ämtern gedient. Er war Staatssekretär in Rheinland-Pfalz, Minister in Baden-Württemberg, Vizepräsident und Präsident des Bundesverfassungsgerichts und schließlich von 1994 bis 1999 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Eindrucksvoll hat er als Staatsoberhaupt die Kraft des Wortes genutzt. Unvergessen bleibt seine „Ruck“-Rede aus dem Jahr 1997, mit der er die Deutschen angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher wie globaler Veränderungen zur Übernahme von mehr Eigenverantwortung aufforderte.
 
Der Herzogsche „Ruck“ ist längst zu einem geflügelten Wort geworden. Seine klare Sprache sowie sein bescheidenes, unprätentiöses Auftreten haben zu seiner großen Popularität beigetragen. Roman Herzog war der erste gesamtdeutsch gewählte Bundespräsident. Es war ihm besonders wichtig, die Menschen in den alten und neuen Bundesländern zusammenzubringen. Ein weiteres zentrales Anliegen seiner Präsidentschaft war die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, die unter anderem in der Einführung des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 1996 ihren Ausdruck fand.
 
Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt des Bundespräsidenten setzte sich Roman Herzog weiter engagiert für unser Land, unsere Gesellschaft und die europäische Idee ein. So stand er von 1999 bis 2000 dem Europäischen Konvent vor, der die Grundrechtecharta der Europäischen Union erarbeitete. Im Jahr 2003 leitete er eine Kommission der CDU Deutschlands zum Thema „Soziale Sicherheit“. Im Berliner Abgeordnetenhaus wurde das Portrait von Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog mit einem Trauerflor versehen.

 

Text: Uwe Venter/Foto: Michael Gröschl