„Ich werde nicht den weisen Opa spielen“
Am 6. April hat Michael Grubert (SPD) seinen letzten Arbeitstag als Bürgermeister von Kleinmachnow. Im Interview mit dem Teltower Stabblatt blickt er auf 16 Jahre Amtszeit zurück.
Teltower Stablatt: Worauf sind Sie rückblickend in Ihrer 16-jährigen Amtszeit als Bürgermeister von Kleinmachnow am stolzesten?
Michael Grubert: Dass der Neubau und Umzug der evangelischen Kirche an den neuen Standort neben der Dorfkirche gelungen sind. Ich habe während der Planungsphase mit vielen Bürgern in der Kirchengemeinde und der weltlichen Gemeinde intensive Gespräche geführt. Und schlussendlich ist nach rund zehn Jahren der Umzug ohne Streit erfolgt. Heute fühlt sich die Kirche am neuen Standort heimisch, und alle Seiten sind mit dem Ergebnis zufrieden. Ich freue mich auch sehr, dass die ehemalige Auferstehungskirche als Museum weiterleben wird. Damit hat der gesamte Komplex eine zukunftsweisende Aufgabe erhalten.
Nach der Wende 1989 ging das Freibad Kiebitzberge in den Besitz der Gemeinde Kleinmachnow über. Damals wurde das Freibad als finanzielle Belastung angesehen. Es gab sogar Überlegungen, das Bad zu schließen.
Als ich 2009 Bürgermeister wurde, war das Freibad noch in einem sehr schlechten Zustand. Wir als Gemeinde hätten es nie geschafft, es alleine zu sanieren. Es war ein Projekt, bei dem alle drei Kommunen – Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow – Hand in Hand gearbeitet haben, indem wir eine gemeinsame Gesellschaft gegründet haben. Das hat uns in die Lage versetzt, das Freibad, aber auch die Sauna von Grund auf zu sanieren. Heute haben wir über hunderttausend Besucher in der Saison, die von Mai bis Mitte September dauert. Das Freibad erfüllt auch eine sehr wichtige soziale Funktion für die Jugendlichen der Region. Es ist Treffpunkt und Anlaufstelle zugleich. Ebenso wichtig als Freizeitausgleich ist der Sportplatz Dreilinden an der Celsiusstraße, den wir saniert haben.
Sicher gab es in all den Jahren auch die eine oder andere Enttäuschung.
Ich habe mich schon mal von der Gemeindevertretung im Stich gelassen gefühlt. Das prägnanteste Beispiel sind die Kammerspiele. Der Eigentümer des Hauses, Herr Bornemann, investiert so gut wie kein Geld in das Gebäude. Im Jahr 2011 hatte ich mit ihm einen Vertrag ausgehandelt, den er bereits beim Notar unterschrieben hatte. Danach hätte die Gemeinde Kleinmachnow das Gebäude für 398.000 Euro kaufen können. Die Gemeinde hatte ein halbes Jahr Zeit, über das Kaufangebot zu beraten und dem Kauf zuzustimmen. Leider hat die Gemeindevertretung den Vorschlag, das Gebäude zu kaufen, mit 14 zu 12 Stimmen abgelehnt. Zu riskant, so die damalige Begründung. Heute, 14 Jahre später, stehen wir vor einem Scherbenhaufen. Die Kammerspiele sind stark sanierungsbedürftig, und ich fürchte, wenn in diesem Jahr nichts geschieht, muss das Haus wegen erheblicher Mängel geschlossen werden. Das Gebäude ist nicht isoliert, die Heizung ist veraltet, die Fenster sind undicht, und das Dach ist in einem desolaten Zustand. Ich glaube, dass das Gebäude trotz seines Zustandes heute dreimal so viel kosten würde wie 2011, wenn Herr Bornemann es überhaupt noch verkaufen würde. Es wäre sehr traurig, wenn wir am Ortseingang jahrelang ein verlassenes Gebäude hätten und die Kammerspiele als Kulturstätte verlören.
Eine vermeintliche Löwin hat Kleinmachnow weltberühmt gemacht. Wie sind Sie mit dem Medienrummel umgegangen?
Die Gemeinde hat an diesen beiden Tagen im Juli weltweite Aufmerksamkeit erlangt. Es war ungeheuerlich, wie viele Pressevertreter in kurzer Zeit vor Ort waren und auch das Rathaus gestürmt haben. Ich blicke auf dieses Ereignis gern zurück, und ich denke, dass alle Mitarbeiter des Rathauses – vom Ordnungsamt bis zur Pressestelle – das ganze Geschehen gut gemeistert haben. Auch die Stimmung im Ort war zu dieser Zeit bemerkenswert. Im Jahr 2023 tobte der Krieg in der Ukraine bereits seit 18 Monaten, und die Inflation in Deutschland war deutlich zu spüren. Doch wenn man sich in diesen Tagen und darüber hinaus über die Löwin oder das Wildschwein, das für einen Löwen gehalten wurde, unterhielt, hellte sich die Stimmung sofort auf. Die Argumente dafür und dagegen wurden engagiert ausgetauscht und die Sache mit Humor getragen. Und schließlich wurde die Löwin so ein wenig zu unserem Markenzeichen. Noch Monate später trug ich einen kleinen Anstecklöwen am Revers und wurde überall auf die Geschichte angesprochen. Und zusammen mit dem stellvertretenden Bürgermeister Hartmut Piecha spendete ich 500 Euro an den Zoo Eberswalde für die dort lebenden Löwen. Wie gesagt, es war eine private Spende, denn die Gemeindevertretung hatte eine offizielle Spende untersagt.
Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf wachsen immer mehr zusammen. Sie selbst haben in Ihrer Amtszeit viele Kooperationen angestoßen.
Es gibt sehr viele Bereiche, in denen die drei Gemeinden sehr eng zusammenarbeiten. Der gemeinsame Brandschutz, der Bauhof, das Schwimmbad, die kommunale Wärmeplanung. Das ist eine natürliche Entwicklung, die Ressourcen bündelt und gezielt und effizient einsetzt. Zumal die baulichen Grenzen zwischen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf immer mehr verwischen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in ein, zwei Jahrzehnten zu einer gemeinsamen Stadt zusammenwachsen. Dann wären wir größenmäßig an vierter oder fünfter Stelle in Brandenburg und hätten in Potsdam ein ganz anderes Gewicht. Die fortschreitende Digitalisierung würde die Verwaltung zudem effizienter machen. Von einem gemeinsamen Bus- und Schulkonzept würden alle profitieren. Natürlich funktioniert so etwas nur, wenn die Bürgerinnen und Bürger der drei Gemeinden dies auch wirklich wollen und daran arbeiten.
Ihre Amtszeit endet am 06. April um Mitternacht. Was sind Ihre Pläne nach diesem Datum?
Ich werde kein Gemeindevertreter oder sachkundiger Bürger sein. Und schon gar nicht werde ich den weisen Opa spielen, der alles besser weiß und sich in alles einmischt. In Kleinmachnow leben sehr viele engagierte Menschen, die weiterhin gefordert sind, die Zukunft der Gemeinde zu gestalten, und dies auch können. Ich werde Kleinmachnow und der Region verbunden bleiben – meine Kinder und Enkel leben hier. Den lokal.report werde ich sicher weiterhin mit Freude und Interesse lesen.

als Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow. / Foto: Gemeinde Kleinmachnow



im September 2014 / Foto: Gemeinde Kleinmachnow












Fotos: Gemeinde Kleinmachnow