„Kleinmachnow und kein Schweinmachnow“ – RBB-Robur-Bus in Kleinmachnow
Am 30. Januar stand der RBB-Robur-Bus auf dem Rathausmarkt in Kleinmachnow. Neben zahlreichen Bürgern waren auch Jagdpächter Christoph Ziggel, Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert und die beiden Bürgermeisterkandidaten Bodo Krause (CDU/FDP) und Markus Schmidt (SPD) anwesend.
Am 13. Januar, fand im Rathaus Kleinmachnow eine Informationsveranstaltung zur Wildschweinproblematik im Ort statt an der über 250 Bürger teilnahmen. Damals wurde mitgeteilt daß der Druck auf die Tiere zugenommen hat und seit April 2024 die Jagdpächter 160 Wildschweine geschossen haben. Zudem hat die Gemeindevertretung beschlossen, dass den Pächtern eine Aufwandsentschädigung für den Abschuss von Frischlingen gezahlt wird. Bürgermeister Michael Grubert sagte dem Stadtblatt: „In den letzten Jahren werden aufgrund der milden Winter mehr Wildschweine geboren als erlegt. Die Tiere umzusiedeln, ist verboten. Auch die Jagd mit Pfeil und Bogen. Lebendfallen lehne ich ab, die Jagdpächter auch, weil es ein nicht waidgerechtes Töten von Lebewesen ist. Die einzige Lösung ist, den Jagddruck weiter zu erhöhen. Das werden wir auch tun, und ich gehe davon aus, dass sich das bald bemerkbar machen wird. Die Zahl der Wildschweine wird in der nächsten Zeit deutlich zurückgehen.“
Doch für viele Kleinmachnower ist das Problem damit noch nicht gelöst, wie sich am Donnerstagnachmittag auf dem Marktplatz zeigte. Anlass war der Besuch des „Blauen Robur“ des RBB von „Brandenburg aktuell“. Mehr als 100 Menschen waren gekommen, um über ihre Begegnungen mit Wildschweinen zu berichten, die Positionen der beiden Bürgermeisterkandidaten zum Thema Schwarzwild zu hören, ihrem Frust Luft zu machen, für oder gegen Wildschweine im Ort zu sein oder einfach nur zuzuschauen. Noch bevor der Robur eintraf, wurde die Diskussion zwischen den beiden Lagern sehr emotional geführt. Einigkeit herrschte nur darüber, dass man sich nicht einig war. Während die einen dafür plädierten, mit den Wildschweinen „irgendwie“ zu leben und ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen, wollten die anderen die „Wildschweinplage“ so schnell wie möglich in den Griff bekommen, egal wie. Besonders höflich gingen die beiden Lager nicht miteinander um, oft wurden Buhrufe als Argument eingesetzt, wenn die Meinung des Gegenübers nicht passte, etwa wenn ein Bürger meinte, er gehe jeden Abend mit seinem Hund spazieren, treffe auf Wildschweine und habe gelernt, dass ein respektvoller Umgang mit den Tieren für beide Seiten funktioniere. Dafür gab es Gelächter und Hohn von der anderen Seite. Ein anderer Bürger beklagte, dass er es nicht so toll finde, dass in Kleinmachnow alle angehalten seien, ihre Zäune höher und massiver zu bauen. Auch das wurde mit Buh-Rufen von der anderen Seite quittiert.
Während der Aufzeichnung kam dann jeder zu Wort. Barbara Schlesinger (parteilos/Die Linke), die bereits die Informationsveranstaltung zur Wildschweinproblematik am 13. Januar moderiert hatte, fand klare Worte: „Vor zwei Jahren gab es in Kleinmachnow noch 200 Wildschweine, jetzt sind es über 600. In den nächsten Jahren könnten es 1.000 werden. Die Bürger wollen ein Kleinmachnow und kein Schweinmachnow.“ Dafür gab es viel Applaus aus dem Publikum. Auch die beiden Bürgermeisterkandidaten, die sich am 16. Februar in der Stichwahl gegenüberstehen, wurden nach ihrer Meinung gefragt. „Ich komme aus Kleinmachnow und bin der Meinung, dass Wildschweine Wildtiere sind und nicht in eine menschliche Siedlung gehören“, sagte Markus Schmidt. Er stimmte auch dem Vorschlag von Barbara Schlesinger zu, eine eigene Stelle in der Verwaltung einzurichten, die sich mit der Wildschweinproblematik befasst. Auf die Frage der RBB-Moderatorin, wie man mit den Wildschweinen umgehen solle, antwortete Bodo Krause: „Eine Vogel-Strauß-Strategie hilft uns nicht weiter. Man braucht Kontinuität. Man muss permanent daran arbeiten, die Population der Tiere in der Nähe der Gemeinde zu reduzieren.
Danach war der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert gefragt. Ob man das Wildschweinproblem nicht durch Kastration lösen könne, wollte die Moderatorin wissen. „Alles ist möglich. Aber alle Wildschweine zu fangen und zu kastrieren ist ein sehr kompliziertes Unterfangen.“ Jagdpächter Christoph Zigge meinte, dass die Jagd nur eine der Möglichkeiten sei, die Wildschweinpopulation zu reduzieren. Eine andere Möglichkeit sei, durch gezielte Bejagung nur in bestimmten Abschnitten den Wildschweinen andere Bereiche außerhalb der Siedlung als sicher zu signalisieren und sie so aus dem Ort zu vertreiben. Auch ein Leinenzwang wird vom Jagdpächter als wichtig erachtet.
Fotos: Redaktion