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Kulturpolitik in Zeiten klammer Kassen – Wie geht es nach der Bürgermeisterwahl in Kleinmachnow weiter?

So voll wie selten war der KultRaum am 10. Januar. Viele Kleinmachnower nutzten die Gelegenheit, die drei Bürgermeisterkandidaten persönlich kennen zu lernen. Bereits zwei Tage zuvor reichten die Plätze im Gemeindesaal der evangelischen Kirche nicht aus, so groß war das Interesse an den kommunalpolitischen Vorstellungen von Alexandra Pichl (Bündnis 90/Grüne), Bodo Krause (CDU/FDP) und Markus Schmidt (SPD).

Im KultRaum ging es an diesem Abend in erster Linie um die kulturpolitischen Vorstellungen der drei Kandidaten für die kommenden acht Jahre als Bürgermeisterin oder Bürgermeister. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Jan Eder, der zuletzt als Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin arbeitete und seit mehr als zwanzig Jahre in Kleinmachnow lebt.

Einigkeit herrscht bei allen drei Bewerbern, dass trotz der angespannten Haushaltslage der Gemeinde, die vielfältige Kultur nicht auf der Strecke bleiben dürfe. Markus Schmidt hält es in diesem Zusammenhang für notwendig, den Europarc wieder zu ertüchtigen, um weiterhin einen finanziellen Spielraum, auch für die Kultur zu gewährleisten. Bodo Krause betonte, dass ‚wir uns bei den Ausgaben am Riemen reißen müssen‘ und zunächst einmal die Haushaltslage analysiert werden müsse. Doch ein Gemeinwesen ohne Kultur könne er sich nicht vorstellen. Kultur sei eine der Voraussetzungen für den Demokratieerhalt. Alexandra Pichl sieht in einer Kooperation mit Private Partnership einen Weg, um kulturelle Projekte trotz eines begrenzten Haushaltsbudgets anzuschieben. Ein gelungenes Beispiel ist für sie der Erwerb einer Orgel für die neue Kirche mit privaten Spendengeldern. Konkreter wurden die kulturpolitischen Pläne der Kandidaten durch Nachfragen aus dem Publikum. Können die Kammerspiele erhalten werden, das geplante Museum am Jägerstieg realisiert werden und wie steht es um die Möglichkeiten für Jugendliche heute im Ort?

Bleiben die Kammerspiele erhalten?
Alexandra Pichl ist unbedingt dafür, diesen Ort als kulturellen Treffpunkt zu bewahren. Sie sei schon mit 14 dort ständig ins Kino gegangen. Auch Markus Schmidt ist dafür das Haus zu retten, das Dach müsse dringend saniert werden. Er habe schon seine Jugendweihefeier dort erlebt. Bodo Krause antwortetet auf diese Frage spontan mit „Abreißen“. Um dann etwas versöhnlicher einzulenken, dass es dort Kölsch gebe. Doch wenn er dann im großen Saal an die Decke schaue, zeige sich das Problem. Es brauche hier ein vernünftiges Sanierungskonzept.

Wird es das Museum für Kleinmachnow in absehbarer Zeit geben?
Markus Schmidt hält die Museumsinitiative für wichtig, sieht jedoch momentan keine Möglichkeit sich dies leisten zu können. Bodo Kraus betont, dass dieses Projekt seine größte Sympathie habe, doch zunächst sei erst einmal die Kassenlage zu klären. Alexandra Pichl ist unumwunden für das Museumsprojekt. Der Bauauftrag laufe ja bereits. Als ersten Schritt wäre es wichtig das Gebäude zu sichern. Die Sanierung jetzt komplett zurückzustellen, würde alles nur noch teurer machen. Ein Vertreter der Museumsinitiative kritisiert, dass in dieser Diskussionsrunde hauptsächlich das ehrenamtliche Engagement als kostengünstige Lösung propagiert werde. Der Aufbau eines Museums sei jedoch nicht nur mit Ehrenämtlern zu stemmen.

Welche Angebote und Treffpunkte haben Kinder und Jugendliche künftig, nachdem zum Jahresende drei kulturelle Einrichtungen geschlossen wurden?

Thomas Singer (Die Linke) gibt in der Publikumsfragerunde zu bedenken, dass man im Ort nur im Rahmen eines Vereins die Möglichkeit für Kultur habe und unorganisierte Treffpunkte fehlten. Alexandra Pichl hält die Schließung des Cup Cake, als offenen Anlaufpunkt, für einen Fehler. Dies sei ein Ort gewesen, wo sich Kinder spontan mit anderen treffen konnten. Ein Abenteuerspielplatz für ältere Kinder sei außerdem wünschenswert. Auch in Zeiten knapper Kassen solle man, das sei ihr wichtig, über die Möglichkeiten einer „Subkultur“ für Jugendliche nachdenken. Markus Schmidt verweist in diesem Zusammenhang auf die vielen Vereine, wie den Radsportverein, als potentielle Begegnungsstätten. Mögliche Treffpunkte für Aktivitäten sieht er darüber hinaus in den Schulen, die am Nachmittag noch besser genutzt werden könnten. Auch Bodo Krause hält es für machbar, Kindern und Jugendlichen mehr Aufführungsorte zur Verfügung zu stellen. Die Räumlichkeiten der Schulen sollten in unterrichtsfreien Zeiten stärker für die kulturelle Bildung der Kinder genutzt werden. Zugleich verweist er darauf, dass es junge Erwachsene natürlich auch zur Freizeitgestaltung nach Berlin ziehe, da könne man nicht mithalten.

Was passiert mit den kommunalen Grundstücken und Räumen?
Markus Schmidt regt an, das jetzt leerstehende ehemalige Cup Cake, in der Hohen Kiefer, den Vereinen aus dem Jägerstieg für die weitere Arbeit zur Verfügung zu stellen. Auf Nachfrage aus dem Publikum wird betont, dass der Beschluss von 2010 gemeindeeigenen Grundstücke ausschließlich für kommunale Zwecke zu nutzen, weiterhin gelte. Die Frage bleibt jedoch an diesem Abend offen, was mit dem Haus im Meiereifeld passiert, das bis Ende vergangenen Jahres im KuKuWe (Kunst – und Kulturwerkstatt e.V.) Kurse für Kinder angeboten und dem Künstlerkollektiv „Proto.lab“ die notwendigen Arbeitsräume zur Verfügung gestellt hat?

Entgegen dem Wahlkampf für die anstehende Bundestagswahl ist der Ton zwischen den Kandidaten für die anstehende Bürgermeisterwahl an diesem Abend sachlich und freundlich. Allen Beteiligten ist klar, dass sie für künftige Entscheidungen parteiübergreifende Kompromisse finden müssen. In ihren Aussagen zur Kulturpolitik in der Gemeinde sind im Wesentlichen nur graduelle Unterschiede erkennbar, viele Details bleiben im Vagen. Klar ist allen, dass es bei knappen finanziellen Ressourcen viel Kreativität braucht, um die Vielfalt des kulturellen Lebens in Kleinmachnow zu erhalten.

Eine weitere Gelegenheit, die Kandidaten zu befragen und kennen zu lernen, bietet sich am 16. Januar von 15.00 bis 18.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Kleinmachnow im Rahmen der Podiumsdiskussion des Seniorenbeirates zur Bürgermeisterwahl.

Fotos: Ute Bönnen