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Schleswig-Holsteins Ministerpräsident in Berlin

Der Vorsitzende der CDU Tegel, der Reinickendorfer Bezirksverordnete Dirk Steffel, konnte am 21. November zum 57. Tegeler Gespräch einen jungen, dynamischen Gast begrüßen. Aus dem Hohen Norden kam der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), angereist. Dirk Steffel freute sich besonders darüber, den „laut Protokoll vierthöchsten Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland bei uns in Tegel als Referenten ankündigen zu dürfen.“ Seit 1. November ist Daniel Günther auch Bundesratspräsident und somit nach dem Bundespräsidenten, der Bundeskanzlerin und dem Bundestagspräsidenten auf Rang vier des Protokolls. Im Oktober 2016 trat der damalige CDU-Spitzenkandidat Ingbert Liebing zurück und für die Landtagswahl im Mai 2017 wurde Daniel Günther nominiert. Den 1973 in Kiel geborenen neuen Spitzenkandidaten kannten selbst in Schleswig-Holstein zuvor nur wirklich sehr politisch interessierte Bürger. Bei der Wahl erhielt die CDU 32 Prozent der Zweitstimmen und Daniel Günther bildete zusammen mit GRÜNEN und der FDP eine sogenannte Jamaika-Koalition. Der von einem Shanty-Chor standesgemäß begrüßte Gast lobte diesen Empfang und teilte mit: „Dank des Shanty-Chors fühle ich mich sofort wieder heimisch.“ Zur aktuellen Lage der CDU sagte er: „Wir alle spüren in der Partei eine Aufbruchstimmung. Es ist eine neue Erfahrung, dass die CDU nun mehrere Kandidaten für das Amt des oder der Vorsitzenden aufbieten kann.“ Eines stellte er nochmals klar: „Als Kandidat stehe ich nicht zur Verfügung!“ Er selbst werde auch an die Parteifreunde, die das Amt eines Delegierten auf dem Hamburger Parteitag innehaben, keine Wahlempfehlung für eine bestimmte Person abgeben. „Das bringt sowieso nichts. Delegierte wählen, wen sie wollen, nicht wer ihnen aufgeredet wird.“ Für ihn gelte es: „Die CDU ist nur stark, wenn sie auch in den Städten stark ist. In der Politik muss man Menschen für seine Ziele gewinnen durch Überzeugungsarbeit. Man soll nicht über den politischen Gegner schimpfen, dass führt nicht zum Erfolg. So ein Verhalten führt eher zur Politikverdrossenheit. Man soll darstellen, was man besser macht als andere Parteien, nicht andauernd dem Wähler sagen, was andere Parteien falsch machen.“ Diesen Ratschlag hatte der Ministerpräsident auch parat: „Als Politiker sollte man lieber täglich zwei Stunden mit den Menschen sprechen als zwei Stunden zu twittern.“ Zu seiner Regierungskoalition im Kieler Landtag gab er folgendes preis: „CDU, GRÜNE und FDP leisten gute und geräuschlose Arbeit, weil wir uns menschlich verstehen und uns gegenseitig vertrauen.“ Dem Gast aus Kiel kam sehr viel Beifall aus den Reihen der knapp 160 Besucher entgegen. Ein älterer Herr sagte zu seinem Tischnachbarn: „Der hat das Zeug zum Bundesvorsitzenden meiner Partei, der ich über 40 Jahre angehöre.“ Worauf der andere Gast meinte: „Der hat sogar das Zeug, um noch höher hinaus zu kommen.“ Im Pressegespräch teilte Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) mit: „Mich hat sehr beeindruckt, dass Herr Günther es als fast unbekannter Kandidat geschafft hat, das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen. Hinzukommt ja auch, Herr Günther hat damit die SPD und ihren Regierungschef in Kiel abgelöst.“ Tim Zeelen, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, erklärte: „Um die CDU mache ich mir für die Zukunft der Partei keinerlei Sorgen, da wir solche Mitglieder wie Herrn Ministerpräsidenten Günther haben.“ Michael Dietmann gehört dem Berliner Abgeordnetenhaus seit 1995 an. In der CDU-Fraktion übt er das Amt des Schatzmeisters aus. Er betonte: „Herr Günther ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Beeindruckend ist für mich auch, die Jamaika-Koalition macht ihre Arbeit so gut, es gibt keinerlei Negativschlagzeilen. In Kiel wird ordentliche Regierungsarbeit gemeinsam von drei unterschiedlichen demokratischen Parteien gemacht zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein.“ Die Sänger und Musiker des Shanty-Chors riefen beim Abschied dem Ministerpräsidenten zu: „Kiek mol wieda in.“

Text: Volkert Neef /Foto: Uwe Venter