Thomas Seerig: Beruf kommt von Berufung
Von Volkert Neef
Bei den bevorstehenden Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus bewirbt sich der FDP-Politiker Thomas Seerig um ein neues Mandat. Im Pressegespräch informiert er über seine Arbeit als Sprecher seiner Partei für Sozial- und Behindertenpolitik und Pflege.
Das Wort „Beruf“ kommt von Berufung, ansonsten spricht man von Job. Thomas Seerig (61) wohnt mit Frau und Sohn im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Der Parlamentarier ist seit 2016 Sprecher der FDP im Abgeordnetenhaus für Sozial- und Behindertenpolitik sowie Pflege. Zudem ist er der einzige Vertreter seiner Fraktion im Präsidium des Abgeordnetenhauses.
Thomas Seerig hat eine ganz besondere Berufung: Er setzt sich für seine Mitbürgerinnen und Mitbürger ein, die ein Handicap aufweisen. Der studierte Diplom-Kaufmann ist nicht nur im Parlament im Einsatz für Menschen mit Handicap, auch beruflich ist er im unermüdlichen Einsatz. Er ist Behindertenbeauftragter für Berlin und Brandenburg beim Deutschen Jugendherbergsverband (DJH). Im Pressegespräch mit Andreas Gröschl, Inhaber des Teltower Stadtblatt-Verlags, erklärte Thomas Seerig: „Viele Mitbürger vergessen diesen Umstand: Die allermeisten Behinderungen hat man nicht von Geburt an! Ein schwerer Arbeits- oder Verkehrsunfall oder eine erst im Laufe des Lebens sich bemerkbar machende Krankheit verändern in Bruchteilen von Sekunden die weitere Lebensplanung“.
Der Parlamentarier macht keinen Hehl daraus, dass er sich sehr gut in jeden Menschen mit Handicap versetzen kann. „Ich bin ja selbst betroffen. Natürlich ist jeder Fall individuell zu betrachten“. Wird ein Mitbürger aufgrund eines Arbeitsunfalls beispielsweise gehörlos, kann er sicherlich weiterhin in seiner angestammten Wohnung bleiben. Man muss beispielsweise nur ein optisches Signal einbauen, damit der gehörlose Mieter erkennt, dass jemand bei ihm klingelt. Ist dagegen ein Mensch nach einem schweren Verkehrsunfall auf einen Rollstuhl angewiesen, braucht er sicherlich eine neue Wohnung. Die neue Wohnung muss Merkmale aufweisen, die einem Rollstuhlfahrer gerecht werden. Das betrifft sowohl die Breite des Flurs als auch beispielsweise die Bauweise der sanitären Anlagen.
In seine Sprechstunden im Bürgerbüro im Bezirk Steglitz-Zehlendorf kommen auch Brandenburger. „Ich versuche immer, zu helfen, wo ich kann. Eine Sehbehinderung oder eine Gehörlosigkeit machen doch an einer Landesgrenze nicht halt. Also wird niemand abgewiesen, bloß weil man nicht in Berlin wohnt. Es kommen ja auch Mitbürger mit Fragen zum Thema Handicap zu mir ins Bürgerbüro, die weder in Berlin noch Brandenburg wählen dürfen. Dazu zählen z. B. hier lebende und gemeldete Ausländer und Schutzsuchende.“
Thomas Seerig teilt auch mit: „Wenn der DJH eine offene Stelle anbietet, sei es in der Jugendherberge am Wannsee oder in Potsdam oder in Wandlitz, wo wir sogar zwei Jugendherbergen führen, oder an einem anderen Ort in den beiden Bundesländern Berlin und Brandenburg, ich achte immer darauf, dass auch Mitbürger mit Handicap berücksichtigt werden. Gerade sie leisten großartige Arbeit, sei es in der Verwaltung, in der Küche oder im Hausmeisterservice. Der Ansporn von uns Mitbürgern mit Handicap ist es ja: Wir wollen es den nicht von einem Handicap betroffenen Mitmenschen zeigen, was der vollkommen gesunde Mitbürger leisten kann, kann ich auch, trotz meiner Behinderung, mit allen Vor- und Nachteilen.“
Humorvoll teilt Thomas Seerig, der sich am 26. September im Steglitzer Wahlkreis Südende um eine weitere Amtszeit im Berliner Parlament bewirbt, mit: „Alle müssen die in ihnen gesetzten Erwartungen erfüllen. Wenn beispielsweise eine bei uns in der DJH gekochten Suppe zu viel Salz aufweist, dann schmeckt sie nun einmal nicht. Dabei ist es egal, ob der Koch gehörlos ist oder nicht“. Aber auch hier verlässt der Humor Thomas Seerig nicht: „In der DJH nehme ich als Mitarbeiter seit vielen Jahren am Essen in der Mittagspause teil. Es schmeckt immer, egal wer am Herd gestanden hat“.
Foto: Volkert Neef