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Wie hat sich Kleinmachnow nach der Wende entwickelt?

Am 16. November lud die „Stiftung Kirche und Kultur im Alten Dorf“ zum 13. Erzählcafe in das Gemeindehaus der Ev. Auferstehungsgemeinde in Kleinmachnow ein. Wolfgang Blasig, Bürgermeister von Kleinmachnow von 1994 bis 2009 und Landrat im Kreis Potsdam-Mittelmark (2009 bis 2022) und Barbara Neidel, Bauamt Kleinmachnow von 1990 bis 2014, sprechen über „gesteuerte“ und ungesteuerte Entwicklungen in der Gemeinde Kleinmachnow.

Der Nachmittag im neuen Gemeindehaus am Zehlendorfer Damm begann erst einmal gemütlich: mit Kaffee und Kuchen. Danach nahm uns die Diplom-Ingenieurin Barbara Neidel mit ins Jahr 1992 und zeigte auf einer Karte die größten Baugebiete: Ortsteil Dreilinden, das Wohngebiet Stolper Weg und das neue Ortszentrum an der Förster-Funke-Allee. Damals, ergänzte Wolfgang Blasig, habe Kleinmachnow 11.000 Einwohner gehabt, mittlerweile sind es etwa 20.000. Zum damaligen Zeitpunkt gab es 4.600 Grundstücke, von denen ein Viertel nicht bebaut waren und nur zehn Prozent hingen an der Kanalisation, d.h. 90 Prozent der Bewohner hatten Sickergruben hinter dem Haus. Klaus Töpfer, damaliger Umweltminister, stellte daraufhin 500.000 DM zur Verfügung, um diese Haushalte an die Kanalisation anzuschließen. Zu DDR-Zeiten übertrug die kommunale Wohnungsverwaltung gegen einen geringen Kaufpreis den Mietern Häuser, aber auch Gebäude, die sie nur verwaltete, deren in den Westen geflüchtete Eigentümer jedoch im Grundbuch stehenblieben. Diese sogenannten Überlassungsverträge machten aus den Mietern Fast-Eigentümer der Häuser und Grundstücke.

Im Zuge der Wiedervereinigung einigten sich beide deutsche Staaten in einer gemeinsamen Erklärung vom 15. Juni 1990 über das Verfahren zur Regelung der offenen Vermögensfragen. Am 29. September 1990 verabschiedete die Volkskammer der DDR das sogenannte Vermögensgesetz. Danach galt – getreu der Vorgabe aus Bonn – prinzipiell der Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“. Konflikte waren vorprogrammiert, denn viele „Westler“ erhoben nun – mehr oder weniger rabiat – Ansprüche auf ihr im Osten zurückgelassenes Eigentum. Alles in allem gingen mehr als zwei Millionen Anträge auf Rückübertragung ein. Doch nirgendwo in den neuen Bundesländern war der Run aus dem Westen so groß wie im Berliner Villenvorort Kleinmachnow. Dort wurden knapp 70 Prozent aller »Wohneinheiten«, so das Potsdamer Amt zur Regelung offener Vermögensfragen, von Westdeutschen beansprucht, insgesamt rund 1.800 der 3.200 Häuser des Ortes.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die spannende Diskussion zu der Entwicklung Kleinmachnows in der Dezember-Ausgabe unseres Monatsmagazins lokal.report.

Foto: Elisabeth Kaufmann