2,9 von 5 Sternen für den öffentlichen Verkehr in Brandenburg
Im Wahlkampf wird viel über die finanzielle Entlastung der Bürgerinnen und Bürger gesprochen. Der ÖPNV-Check des Bündnisses Verkehrswende Brandenburg zeigt jedoch, dass es nicht nur der Preis ist, der Menschen davon abhält, auf umweltverträglichere Verkehrsmittel umzusteigen, sondern das mangelnde Angebot. „In Brandenburg wird vielerorts wieder über Angebotseinschränkungen im öffentlichen Verkehr diskutiert. Dabei sind wir auf dem Land schon jetzt weit von einer Mobilitätsgarantie entfernt“, kritisiert Fritz Viertel, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs VCD Brandenburg und Mitbegründer des Bündnisses Verkehrswende Brandenburg. „72 Prozent der Teilnehmenden aus dem ländlichen Brandenburg beklagten im ÖPNV-Check, dass Bus und Bahn zu selten fahren. In den Abend- und Morgenstunden sowie am Wochenende lag die Unzufriedenheit mit den Takten sogar bei 77 Prozent.“
Beste Bewertungen beim ÖPNV-Check gab es für das Kriterium Sicherheit und für die Freundlichkeit des Personals. Beide Aspekte wurden überwiegend positiv bewertet. „Die Mehrheit der Teilnehmenden fühlt sich sicher und wohl im Brandenburger Nahverkehr. Das ist eine gute Nachricht und nicht zuletzt auch ein Dankeschön an die Fahrerinnen und Fahrer, die durch ihren persönlichen Einsatz, manchmal auch bei technischen Problemen, wie mangelnder Barrierefreiheit Lösungen finden“, fasst Mario Sitte, stellvertretender Geschäftsführer vom Förderverein Haus der Natur zusammen.
Allerdings wurde beim ÖPNV-Check auch von 133 Personen angegeben, dass sie im öffentlichen Verkehr Diskriminierung erlebt haben. Am häufigsten wurden Rassismuserfahrungen geschildert.
Mehr Bedarf bei Park & Ride und Fahrradmitnahme
Wenn Bus und Bahn nicht bis ins Dorf fahren, oder Anschlüsse unsicher sind, ist die Kombination des öffentlichen Verkehrs mit Auto oder Rad eine gute Sache. Beim ÖPNV-Check gab es für dieses Kriterium jedoch gemischte Rückmeldungen. 39 Prozent der Befragten waren unzufrieden mit Park & Ride Angeboten. Im ländlichen Brandenburg sogar 52 Prozent. „Auch eine bessere Fahrradmitnahme wurde von knapp sieben Prozent der Befragten als Verbesserungswunsch angegeben. In Kombination lassen sich Alltagswege leichter ohne Auto bewältigen und auch für den Tourismus ist die Fahrradmitnahme ein großes Thema“, ergänzt Grit Gehrau Landesvorsitzende der NaturFreunde Brandenburg, „Dafür müssen die Bahnen aber ausreichend Kapazitäten haben. In den Regionalzügen ist das ein großes Problem.“
Landes- und Bundesregierung müssen klare Prioritäten setzen
Der ÖPNV-Check zeigt, dass beim Angebot nachgebessert werden muss, wenn mehr Menschen Bus und Bahn nutzen sollen. Das Bündnis Verkehrswende Brandenburg fordert deshalb vom Land endlich die Planung des landesweiten Bus- und Bahn-Netzes anzugehen, als Grundlage für den Ausbau des Angebotes. Von der zukünftigen Bundesregierung erwartet das Bündnis, einen Investitionsfonds für die langfristige Finanzierung und den Ausbau des Nahverkehrs, statt kurzfristiger Diskussionen über das Deutschlandticket und Milliardenbudgets für neue Autobahnen.
Vertiefende Angaben zum ÖPNV in den Brandenburgischen Landkreisen und kreisfreien Städten sowie eine Kurz- und Langfassung aller Ergebnisse mit Grafiken finden Sie auf der Webseite.
Über das Bündnis Verkehrswende Brandenburg
Das Bündnis Verkehrswende Brandenburg ist ein Zusammenschluss von Brandenburger Verkehrs- und Umweltverbände, von Gewerkschaften und Jugendorganisationen. Es vertritt damit ein breites gesellschaftliches Spektrum. Das Bündnis wurde ins Leben gerufen von VCD Brandenburg, ADFC Brandenburg und BUND Brandenburg. Im Bündnis engagieren sind außerdem Argus Potsdam, die Brandenburgische Studierendenvertretung, die BUND Jugend, Changing Cities, der Deutsche Bahnkundenverband, die Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (EVG), Fridays For Future Brandenburg, die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL), Greenpeace, Grüne Liga Brandenburg, NABU Brandenburg, NaturFreunde Brandenburg, Potsdam autofrei, das Umweltbüro der Evangelischen Kirche und der Verband der deutschen Verkehrsunternehmen Ost (VDV Ost) für eine klimaverträgliche Mobilität in Brandenburg. Ein erster wichtiger Schritt war die Verabschiedung des ersten Brandenburgischen Mobilitätsgesetzes und umfangreiche Änderungen im Brandenburger Straßen- sowie ÖPNV-Gesetz, die das Bündnis Verkehrswende Brandenburg im Januar 2024 durchsetzen konnten. Jetzt geht es um die Umsetzung der Maßnahmen.
Foto: Pixabay.com