Ausbau der Sputendorfer Straße – Bürger sind verärgert
„Natürlich wollen wir die neue Straße! Aber nicht so und vor allen Dingen möchten wir besser informiert werden!“ Manfred Senger ist sichtlich genervt. „Man hatte uns versprochen, dass die Straße auf jeweils einer Seite während der Bauarbeiten befahrbar bleibt, aber jetzt versinken die Autos im Dreck und bleiben reihenweise stecken.“
Was war geschehen? Vor fünf Jahren beschloss die Stadt Teltow, einige Straßen im Ortsteil Ruhlsdorf zu erneuern. Teils waren diese gar nicht befestigt, teils mit uraltem Kopfsteinpflaster bedeckt. Seit Mitte September hat der Ausbau der Sputendorfer Straße begonnen. Die umliegenden Straßen sind bereits fertig. Der erste Bauabschnitt beginnt an der Genshagener Straße und endet am Waldweg. Der Ausbau der gesamten Straße mit zwei weiteren Bauabschnitten soll Ende 2025 beendet sein.
Als Anlieger darf die Straße auch während der Baumaßnahmen befahren werden – theoretisch! Denn biegt man von der Genshagener Straße ein, kommt man höchstens 150 Meter weit, danach dürfte sich jeder PKW festgefahren haben. Das andere Ende ist trotz des „Anlieger frei“-Schildes komplett gesperrt.
Manfred Senger, der mit seinem Sohn in dieser Straße eine Sattlerei und ein Geschäft für Raumausstattung betreibt, ist unmittelbar betroffen. „Wir haben schon Kunden verloren, weil sie nicht mehr vorfahren können. Wir bekommen auch kein Material mehr per Post, weil die auch keine Lust hat, dauernd steckenzubleiben.“ Bernd Blankenburg, Inhaber der „Veranstaltung & Technik Gbr“, pflichtet ihm bei: „Die Feuerwehr hat sich auch schon festgefahren und, als es einmal einen Notfall gab, mussten die Sanitäter zu Fuß kommen. Wie gesagt,“ betont er, „wir freuen uns über die neue Straße, aber wir brauchen eine Baustraße und verlässliche Informationen über den Baufortschritt und eine bessere Koordination.“ (Anm. der Redaktion: Eine Baustraße ist mittlerweile vorhanden). Wenigstens ein Problem haben die Anwohner nun weniger: Über fünf Wochen funktionierten weder Telefon noch Internet – auch das war vor allem für Gewerbetreibende ein Riesen-Problem.
Mit der Bitte um eine Stellungnahme teilte uns die Stadt Teltow schriftlich mit:
„Die Koordination der Baustelle einschließlich der Koordination mit der durch den WAZV mit den parallel verlaufenden Arbeiten an der Trinkwasserleitung beauftragten Firma wurde im Bauvertrag an die vor Ort tätige Firma übertragen. Wir haben hierauf des Öfteren in der Baubesprechung hingewiesen.“
Zum Vorwurf mangelnder Information schreibt die Stadt Teltow:
„Im Vorfeld der Baumaßnahme wurde eine Bürgerversammlung abgehalten, in der die Bürger über die wesentlichen Inhalte des Straßenausbaus informiert wurden. Das dazugehörige Protokoll ist auf der Homepage der Stadt zu finden.Vor Beginn der Maßnahme hat der Baubetrieb Anwohnerinformationen verteilt, in der noch einmal detaillierte Information sowie auch ein Kontakt der Bauleitung vor Ort mitgeteilt wurden. In der Regel erfolgen weitere Abstimmungen vor Ort – je nach Erfordernis und Baufortschritt – bilateral zwischen dem Baubetrieb und den Bürgern. Eine diesbezügliche Kommunikation über die Stadt wäre nicht zielführend und würde zu zeitlichen und inhaltlichen Reibungsverlusten führen. Zudem wissen die Bürger, dass dienstags die Bauberatungen stattfinden.“
Regenwasserkanal – Teuer und überflüssig?
Mit dem Straßenneubau ist auch eine neue Entwässerungslösung durch einen Regenwasserkanal geplant. Das hat zur Folge, dass für jedes Grundstück neue Abwasserrohre verlegt werden müssen. Die Kosten dafür werden auf die Anwohner umgelegt. Deshalb regten betroffene Bürgerinnen und Bürger an, das Regenwasser auf ein vorhandenes städtisches Grundstück zu leiten, das derzeit bereits zur Versickerung genutzt wird.
Dazu schreibt die Stadt wie folgt:
„Hinsichtlich der Regenentwässerung wurden mehrere Varianten untersucht. Von parallel begleitenden Entwässerungsmulden bis hin zum Regenwasserkanal. Mulden waren aufgrund der örtlichen Bodenverhältnisse nicht geeignet, um das Wasser vor Ort zu versickern. Ausschlaggeben für den Kanal und die Ableitung nach Norden zum tiefer gelegenen Röthepfuhl war daher u.a. der Wunsch der Ruhlsdorfer, dieses Gewässer zu erhalten. Die derzeitige Befüllung des Röthepfuhls mit Grundwasser mittels einer Pumpe ist weder nachhaltig noch kostengünstig- daher kann der Röthepfuhl die Zuleitung jedes in der Ortslage anfallenden Tropfens Regenwasser gebrauchen.“
Kosten noch nicht absehbar
Beim Neubau einer Straße wurden bisher Straßenausbaubeiträge und Erschließungsbeiträge erforderlich. Seit dem 31.12.2018 wurde im Land Brandenburg die Erhebung von Straßenausbaubeiträgen abgeschafft. Gezahlt werden muss trotzdem. Das sind zum einen – wie erwähnt – die Kosten für die Regenwasserrohre, zum anderen die Neupflasterung der Grundstücksauffahrten. Der Anliegeranteil am beitragsfähigen Erschließungsaufwand beträgt 90%. Der umlagefähige Aufwand wird auf die erschlossenen Grundstücke nach deren Flächen unter Berücksichtigung der Art und der Nutzung verteilt. Die Kosten für die Herstellung der Zufahrt werden in einem gesonderten Bescheid erhoben. Diese sind zu 100% von den Grundstückseigentümern zu zahlen. Der endgültige Beitragssatz wird nach Fertigstellung mitgeteilt. Manfred Senger rechnet mit 7.000 bis 10.000 Euro. Die Frage bleibt, ob das jeder Anwohner stemmen kann.
Foto: Elisabeth Kaufmann