Gemeinde begrüßt Verzicht auf Bau von Bahninstandhaltungswerk
Was mit einem Zeitungsbericht im April 2022 begann, endete auch mit einem Zeitungsbericht: Am 24. Oktober 2024 flatterte die Absage der DB in die Absage der DB in die Redaktionen.
Östlicher Ortsrand von Sputendorf mit Blick auf die betreffenden Rieselfeldflächen, Archivfoto: Gemeinde Stahnsdorf
Was die Spatzen aufgrund der Lage der Bundeshaushalts längst von den Dächern pfiffen, machte
die Deutsche Bahn (DB) am Nachmittag des 24.Oktober 2024 nun offiziell. Sie verzichtet für lange
Zeit auf den Bau eines Bahninstandhaltungswerks in der Gemeinde Stahnsdorf. Dies verkündete
sie in einem Schreiben, das den Medien zuging, nicht jedoch der Gemeinde Stahnsdorf.
„Wir reden über ein Bauvorhaben von geschätzten 150 Hektar Größe. Gerade in heutigen Zeiten
will es wohlüberlegt sein, ob und wo man dies plant. Die Rieselfelder sind ein einzigartiger
schützenswerter Landesbestandteil, den es für die Naherholung der Bürger zu erhalten gilt“, sagt
Bürgermeister Bernd Albers. Zudem habe es bei der Kommunikation mit der DB vom Anfang bis
zum Ende gehakt, weil es an einem Ansprechpartner nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger,
sondern auch für die Gemeindeverwaltung selbst mangelte.
Im April 2022 wurde erst durch einen Medienbericht bekannt, dass die Bahn die Errichtung eines
zusätzlichen ICE-Instandhaltungswerks mit einer geschätzten Länge von rund vier Kilometern bei
einer Breite von 300 bis 400 Metern plant. Ein solches Werk dient der Wartung und Nachtabstellung
von DB-Fernverkehrszügen. Dort wird gewartet, diagnostiziert und gewaschen.
Die seit längerem im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegende Erwerbslosenquote in
Stahnsdorf und Umgebung ließ die Prognose zu, dass die erforderlichen Arbeitskräfte in der Region
selbst nicht zur Verfügung stehen und extra aus weiter entfernten Landesteilen herbeigeführt hätten
müssen, was zu deutlich steigenden Pendlerbewegungen geführt hätte.
Erst auf Nachfrage der zuvor nicht in Kenntnis gesetzten Gemeindeverwaltung erhielt diese im
Frühjahr 2022 einige grundlegende Informationen durch die Bahn, verbunden mit dem losen
Angebot, dass Vertreter der Bahn das Projekt in den politischen Gremien vorstellen kommen
könnten. Dazu kam es aufgrund von Terminabsagen durch die DB jedoch nie.
Im Sommer 2022 nahm sich die Gemeinde schließlich rechtlichen Beistand, um Akteneinsicht bei
den zuständigen Behörden zu verlangen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse förderten u. a.
eine fehlerhafte Standortabwägung zutage, die an einem gerechten und ausgewogenen Verfahren
Zweifel aufkommen ließen. Auch die so entstandene rechtliche Unsicherheit wird ihren Teil zu der
Absage beigetragen haben.
Letztlich war es aber wohl vor allem der aktuellen finanziellen Situation der Deutschen Bahn
geschuldet, dass nicht noch weiteres Geld und Kraft in die sogenannte
Raumverträglichkeitsprüfung gesteckt wird. Wie es in der aktuellen Medienberichterstattung heißt,
sieht der DB-Konzern über seine Neubauten in Cottbus und Dortmund hinaus keinen Bedarf an
neuen Standorten. Stattdessen will er bestehende Standorte wie in Berlin-Rummelsburg und Berlin-Schönholz ausbauen und ertüchtigen.