Goerzallee e.V. startet Kampagne zur Reaktivierung der Goerzbahn
2018 verkehrte der letzte Güterzug auf der Goerzbahn im Süden von Berlin-Zehlendorf. Das Goerzwerk startet nun einen Appell zur Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr und präsentiert zugleich ein Konzept für den Betrieb.
„Im gesamten Industriestandort rund um die Goerzallee hat sich eine vielfältige, innovative Mischung verschiedenster Unternehmen niedergelassen. Eine erfreuliche Entwicklung! Allerdings scheitern die Ansiedlung weiterer Firmen und die Vergrößerung von existierenden Betrieben oftmals an der unzureichenden verkehrlichen Erschließung“, teilt der Goerzallee e.V. in einer Presseerklärung mit. Der Gewerbeverein, der regionalen und örtlichen Unternehmen im früheren Goerzwerk in Berlin-Zehlendorf eine gemeinsame Plattform bietet, bemängelt die Verkehrssituation im Berliner Süden. So seien alle zum Goerzwerk führenden Straßen, die Goerzallee, der Dahlemer Weg und der Teltower Damm nur einspurig; Pkw, Lkw und Busse stünden dort gleichermaßen regelmäßig im Stau.
Der Radius von Carsharing-Unternehmen spare die Goerzallee aus und ende etwa bereits an der Sundgauer Straße, erklärt der Unternehmerverein weiter. Viele ansässige Betriebe suchten händeringend nach qualifiziertem Personal, doch gerade die ungenügende Verkehrsanbindung mache das Arbeitsumfeld für potentielle Mitarbeiter unattraktiv, erschwere Unternehmen das Recruiting und damit auch ein gesundes Wachstum. Erste expandierende Firmen sähen sich bereits gezwungen, ihren Sitz Richtung Stadtzentrum zu verlegen.
„Deswegen haben wir eine Initiative für die die Wiederinbetriebnahme der Goerzbahn entlang des Dahlemer Weges für den Personenverkehr gestartet“, heißt es in der Mitteilung weiter. Ein elektrisch betriebener, autonom fahrender, „on demand“ nutzbarer Schienenbus könne die knapp acht Kilometer lange Strecke vom Rathaus Steglitz via S-Bahnhof Lichterfelde West bis zur Goerzallee bzw. von Lichterfelde West rund drei Kilometer in kurzer und gemessener Zeit erschließen und vor allem auch wieder Personen befördern, um die wachsende Zahl der im Industriegebiet Beschäftigten zum Arbeitsplatz zu befördern. Acht Minuten würde die Fahrt nach Lichterfelde-West dauern, bis Steglitz etwa zwölf Minuten. Ab Lichterfelde könne das Fahrzeug dann von der Goerzbahn auf die Gleise der alten Stammbahn wechseln, die parallel zur S-Bahnstrecke verlaufen. Zwei zusätzliche Haltepunkte entlang des Dahlemer Weges könnten die Anbindung der angrenzenden Wohngebiete verbessern und auch hier zum Umstieg auf die Schiene motivieren.
Der Goerzallee e.V. wolle nun die politischen Entscheidungsträger in Land und Bezirk auffordern, dieses Vorhaben zu unterstützen und dazu beizutragen, dass schon bald ein Bahnbetrieb über die Goerzbahn zwischen Rathaus Steglitz und der Goerzallee wieder aufgenommen wird. Unterstützer können unter https://www.openpetition.de/!tcxgd eine entsprechende Petition unterzeichnen.
Die Goerzbahn hatte 1905 ihren Betrieb aufgenommen; ab 1915 erfolgte die Umstellung von Pferde- auf Dampflokbetrieb. Hauptaufgabe der Bahn war der Transport von Baustoffen zum neuen Schönower Industriegebiet. Personenverkehr erfolgte ab 1919, allerdings diente die Verbindung nicht dem öffentlichen Nahverkehr, sondern dem Transport der Mitarbeiter zu ihrem Arbeitsplatz im früheren Industriegebiet. Zur Zeit der Berliner Teilung fand ausschließlich Güterverkehr mit rückläufiger Tendenz statt. 2018 wurde der letzte Güterzug abgefertigt. Seit 1981 ist zudem die AG Märkische Kleinbahn Mieterin des ehemaligen Lokschuppens in Schönow und betreibt auf dem Bahngelände ein Eisenbahnmuseum mit gelegentlichen Demonstrationsfahrten. PM/ph
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